Heisenberg und die Verantwortung des Forschers

Zusammenfassung

An einem der ersten Märztage des Jahres 1949 klingelte ich am Max-Planck- Institut für Physik in der Böttingerstrasse in Göttingen. Zwei Tage zuvor hatte ich an der Universität Frankfurt meine Diplomprüfung in theoretischer Physik bestanden, und nun wollte ich gerne Doktorand bei Carl-Friedrich von Weizsäcker werden. Der Pförtner, Herr Cierpka, fragte mich, ob ich angemeldet sei, das war ich nicht, und so rief er bei Weizsäcker an, ob ich ihn sprechen dürfte. Ich sollte sofort kommen, und so ging ich zum zweiten Stock hinauf, wo Herr von Weizsäcker mich sehr freundlich empfing. Er hörte sich meinen Wunsch an, erklärte aber, wir müβten das Gespräch später fortsetzen, denn gleich beginne das Institutskolloquium. Ich solle doch mitkommen. Der kleine Seminarraum, in dem höchstens 25 Zuhörer Platz fanden, lag unmittelbar neben dem Arbeitszimmer von Werner Heisenberg. Ich setzte mich in die letzte Reihe. Dann erschien ein sehr jung wirkender Mann, setzte sich völlig unprätentiös in die erste Reihe und fragte: „Wer trägt denn heute vor. “ Es war Arnold Schlüter, der seine erste Arbeit zu Plasmaphysik vortrug. Hin und wieder wurde er von Heisenberg unterbrochen, aber keineswegs professoral oder lehrerhaft, sondern sehr schlicht, um Klarheit zu gewinnen bei einem Stoff, der auch Heisenberg neu war.