Zusammenfassung
Die perioperative Flüssigkeitstherapie erfordert eingehende Kenntnisse zum Wasser-und Elektrolythaushalt des Körpers. Im groben Durchschnitt besteht beim gesunden Erwachsenen ein täglicher Flüssigkeitsbedarf von etwa 30–35 ml/kg Körpergewicht und Tag und ein Kalium- bzw. Natriumbedarf von 0,5 mval/kg Tag bzw. 3 mval/kg Tag. Präoperative Störungen des Volumen- und Elektrolythaushalts müssen sorgfältig diagnostiziert und entsprechend ihrer Genese therapiert werden. In diesem Zusammenhang häufige Krankheitsbilder sind die hypertone Dehydratation mit erhöhter Natriumkonzentration und die Verdünnungshyponatriämie mit Volumenüberlastung (ohne Natriummangel) bzw. die hypovoläme Hyponatriämie (mit Natriummangel). Den Störungen und Korrekturen des Kaliumhaushaltes und der Plasmakaliumkonzentration kommt aufgrund der potenziell gefährlichen kardialen Komplikationen eine besondere Bedeutung zu. Der postoperativ veränderte Flüssigkeits- und Elektrolytbedarf beruht auf spezifischen pathophysiologischen und pathobiochemischen Abläufen (SIRS, Postaggressionssyndrom), die durch eine chirurgische Homöostasestörung hervorgerufen werden. Die Diagnostik entsprechender Störungen beinhaltet ein engmaschiges hämodynamisches Monitoring der Organfunktion (Blutdruck, Herzfrequenz, Urinproduktion). In der Regel besteht unmittelbar postoperativ ein erhöhter Wasser- und Kalium- und ein erniedrigter Natriumbedarf, der die durchschnittliche Zufuhr von 40 ml/kg pro Tag an Wasser, 1–1,2 mval/kg pro Tag an Kalium und 2 mval/kg pro Tag an Natrium erforderlich macht. Zur Infusionstherapie stehen kristalloide Lösungen mit unterschiedlicher Zusammensetzung (Vollelektrolytlösungen, isotone Kochsalzlösungen, Glukose 5%) zur Verfügung. Zum schnellen Ausgleich akuter Volumendefizite kommen kolloidale Lösungen (überwiegend niedermolekulare Hydroxyäthylstärken mit niedrigem Substitutionsgrad) zur Anwendung. Die postoperative parenterale Ernährung orientiert sich nach unkomplizierten Eingriffen am Ruheenergieumsatz und an den unmittelbar postoperativ zu beobachtenden Substratverwertungsstörungen. Die zuzuführende Kalorienmenge beträgt am Operationstag 0%, zwischen dem 1. und 3. postoperativen Tag 60%, zwischen dem 4. und 7. postoperativen Tag 75%, und ab dem 8. postoperativen Tag 100% des geschätzten Ruheenergieumsatzes. Während des gesamten Zeitraums ist zusätzlich zur Verabreichung von Kohlenhydraten auf die kontinuierliche Zufuhr von Aminosäuren in der Größenordnung von 1,2–1,5 g/kg pro Tag zu achten, um die regelhaft auftretenden Eiweißverluste zu minimieren. Ab dem 8. postoperativen Tag werden etwa 25% des Kalorienbedarfs in Form von Fett zugeführt.
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Hartl, W.H., Rittler, P. (2004). Perioperative Infusionstherapie. In: Bauch, J., Betzler, M., Lobenhoffer, P. (eds) Chirurgie upgrade 2004. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-18546-5_14
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