Zusammenfassung
Bisher haben wir uns hauptsächlich mit Müttern und Säuglingen beschäft igt. Das liegt zunächst auch nahe, da Mütter in allen Kulturen in den ersten Lebensjahren die wesentlichen Bezugspersonen für Kinder sind, die, wie wir auch gesehen haben, durch unterschiedliche andere Personen unterstützt werden können. Allerdings scheinen Mütter mehr auf ein unterstützendes soziales Umfeld angewiesen zu sein, als es in unserer Kultur realisiert wird. Die amerikanische Anthropologin Sarah Blaff er Hrdy hat schon vor Jahren in ihrem preisgekrönten Buch »Mutter Natur« (2010 in einer Sonderausgabe erschienen) argumentiert, dass die Menschheit nicht überlebt hätte, hätten nicht die Großmütter ihre Enkelkinder wesentlich betreut und unterstützt. In ihrem neuen Buch »Mothers and Others«, 2009 erschienen, setzt sie sich mit dem Mutterinstinkt auseinander und beschreibt dessen ambivalente Natur, die viele Frauen als gemischte Gefühle in Bezug auf ihr Muttersein empfinden. Sie argumentiert, dass unsere Vorfahren ihre Kinder in Gruppen aufgezogen haben und nicht in der Kernfamilie mit Vater und Mutter. Das bedeutet natürlich nicht, dass nicht auch Väter im sozialen Konzert für ihre Nachkommen eine wichtige Rolle spielen. Und diese Bedeutung muss sich nicht unbedingt im direkten Umgang zeigen. Die US-amerikanischen Anthropologen Kim Hill und Magdalena Hurtado (1996) haben bei ihren Feldforschungen bei den Aché-Indianern in Paraguay festgestellt, dass die Kinder bessere Überlebenschancen hatten, deren Mütter Partner/Ehemänner hatten, selbst wenn diese durch lange Jagdzüge und kriegerische Auseinandersetzungen so lange abwesend waren, dass sie Fremde für die Kinder blieben. Die soziale Stellung und materielle Versorgung, die der Vater bereitstellte, waren wichtige Einflussgrößen für das Leben der Kinder.
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Keller, H. (2011). Väter und Säuglinge. In: Kinderalltag. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-15303-7_11
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