Zusammenfassung
Dieses Buch handelt von Kultur, besser gesagt von Kulturen. Damit soll ein Bewusstsein geschaff en werden für Unterschiedlichkeit: Unterschiedlichkeit von Werten und Normen, Unterschiedlichkeit von Lebensstilen und Umgangsformen – und für die Berechtigung dieser Unterschiede. Viele Menschen sind in ihrem beruflichen Alltag mit kulturellen Unterschieden befasst, Lehrer und Lehrerinnen, Erzieher und Erzieherinnen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Behörden, Ärzte und Ärztinnen in ihren Praxen, Berater und Beraterinnen in psychologischen und sozialpädagogischen Einrichtungen, Eltern auf dem Spielplatz. Die politisch korrekte Bezeichnung für den Umgang mit diesen Unterschieden hat viele Namen: Multikulturalität, Interkulturalität, Transkulturalität, Transdiff erenz, Hybridität usw. – von Integration war lange Zeit die Rede, dann von Diversität und nun von Inklusion . Inklusiongeht von Verschiedenheit als Selbstverständlichkeit aus. Das tun wir auch und fügen hinzu, dass Unterschiedlichkeit auch Gleichwertigkeit bedeuten muss – und davon scheinen wir doch noch sehr weit entfernt zu sein, trotz aller Bemühungen. Drückt die Dynamik der Benennungen im Umgang mit Unterschiedlichkeit vielleicht eine gewisse Hilflosigkeit aus in der Spannung zwischen Anspruch und Wirklichkeit, in dem Verhältnis politischer Korrektheit und der alltäglichen Wirklichkeit? In diesem Buch stellen wir einen Zugang zum Verständnis von Unterschiedlichkeit vor mit dem Ziel, die Inklusion im erzieherischen und beraterischen Alltag voranzubringen. Bisher gehen die Ansätze und Programme in ihren vielfältigen Bemühungen von Verschiedenheit als Fakt aus. Das ist zwar richtig, setzt aber vielleicht ein bisschen zu spät an – wir möchten aufzeigen, wie Verschiedenheit entsteht und an welche Bedingungen die verschiedenen Entstehungsgeschichten gekoppelt sind. Damit stellen wir dem pädagogischen und erziehungswissenschaft lichen Ansatz einen grundsätzlich entwicklungspsychologischen Zugang gegenüber. Die Entwicklungspsychologie möchte Verhalten und Erleben von Menschen beschreiben, erklären und vorhersagen. Um die Diversität menschlicher Lebensverläufe mit den damit verbundenen Wertvorstellungen und Normorientierungen verstehen zu können, müssen wir sprichwörtlich vorne anfangen, d. h. im Säuglingsalter. Entsprechend werden wir in diesem Buch unterschiedliche Entwicklungspfade in der frühen Kindheit beschreiben, die an sehr unterschiedlichen kulturellen Vorstellungen orientiert sind.
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Keller, H. (2011). Einführung: die Wissenschaft vom Alltagsleben. In: Kinderalltag. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-15303-7_1
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