Zusammenfassung
Aus Kommunikationssicht ist das so genannte Web 2.0 mehr als eine Sammlung populär gewordener Anwendungen. Vielmehr hat sich das Internet dank neuer Möglichkeiten der Partizipation, Interaktion und Meinungsbildung (Pleil u. Zerfaß 2007) zu einem Katalysator für einen Wandel gesellschaftlicher Kommunikation entwickelt. Dominierten bis vor einigen Jahren die klassischen Massenmedien und deren Berichterstattung die Bildung öffentlicher Meinung, so ist mittlerweile daneben ein vormedialer Raum entstanden, in dem nicht nur Medieninhalte diskutiert werden, sondern in dem jeder Internetnutzer die Möglichkeit hat, sein eigenes Wissen und seine Meinung zu teilen, zur Diskussion zu stellen – oder sich mit Hilfe der Aktivitäten anderer Nutzer eine Meinung zu bilden. Diese Entwicklung geht einher mit dem Trend zu fragmentierten Öffentlichkeiten: Ständig neue Online-Tools schaffen neue Kanäle und Kommunikationsnetze, so dass für die Bezugsgruppen einer Organisation immer mehr Möglichkeiten der Partizipation an immer kleineren Öffentlichkeiten bestehen. Dies führt zu einer Relativierung der Rolle der etablierten Medien: Hatten sie bisher auf breiter Ebene Öffentlichkeit hergestellt, so sind sie nun nur noch einer von vielen Akteuren – wenngleich nach wie vor mit besonderem Gewicht (siehe Abb. 1).
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Notes
- 1.
Ob und unter welchen Bedingungen Öffentlichkeit im Internet auch skalierbar ist (also geplant beeinflusst werden kann), ist eine andere Diskussion, die bisher noch nicht systematisch stattgefunden hat.
- 2.
Lifestreams bündeln die Online-Aktivitäten (z. B. in Blogs oder Social Networks) einer Person oder Organisation.
- 3.
Lehtonen bezieht seine Äußerung konkret auf die Blogosphäre als wichtigen Teil des vormedialen Raumes, wobei in diesem Artikel die Position vertreten wird, dass eine Fokussierung auf die Blogosphäre dem Phänomen des Social Webs nicht gerecht wird.
- 4.
In der Kommunikationswissenschaft wurde diese Orientierungsfunktion früher vorwiegend dem Journalismus zugeschrieben, wenn es um öffentliche Kommunikation geht. Heute ist davon auszugehen, dass auch nicht-professionelle Akteure wie Blogger oder Nutzer von Social Bookmarking-Diensten etc. diese Rolle ebenfalls besitzen.
- 5.
Benannt nach der gleichnamigen Schauspielerin beschreibt der Streisand-Effekt das Phänomen, dass Informationen im Internet noch stärker weiterverbreitet werden, eben weil man versucht, sie zu entfernen.
- 6.
Bei großen Unternehmen/Organisationen bzw. Marken liefert dies allerdings eine kaum zu bewältigende Trefferliste. Vor allem große Unternehmen setzen deshalb auf Stichwortkombinationen, also z. B. Unternehmensname + negativ konnotiertes Schlagwort (Beispiel: Firma xy + Kinderarbeit).
- 7.
Der Teil des Internets, der über normale Suchmaschinen nicht erreichbar ist.
- 8.
Selbstverständlich sollte PR immer transparent sein, im Social Web erscheinen jedoch die Risiken einer Nichtbeachtung dieser Anforderung besonders hoch.
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Pleil, T. (2011). Public Relations im Social Web. In: Walsh, G., Hass, B., Kilian, T. (eds) Web 2.0. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-13787-7_16
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