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Die Evolution der Kooperation

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Zusammenfassung

Die landläufige Vorstellung vom Darwinismus, umschrieben mit Schlagwörtern wie „Kampf ums Dasein“ oder „Überleben des Geeigneteren/Stärkeren“, folgert einen Entwicklungsmechanismus, nach dem egoistische Rücksichtslosigkeit gefördert wird und sich als überlebensnotwendig erweist. „Natur, Zähne, Klauen blutigrot“ erscheint als angemessene Beschreibung alles Tierischen, der Natur. Weitgehend befreit von diesem Zwang zum Kampf erscheint dagegen der Mensch, der das Stadium der tierischen Natur überwunden hat und eine neue Stufe erklimmen konnte: die Stufe der moralisch (und juristisch) geregelten Sozialität, der Kultur. Erst auf dieser Stufe hat sich das zu Altruismus und Kooperation fähige, und tatsächlich auch oftmals selbstlos handelnde Wesen entwickeln können, das heute den Menschen ausmacht.

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Notes

  1. 1.

    Zu den verschiedenen Konfliktebenen aus evolutionsbiologischer Sicht siehe Paul, 2004.

  2. 2.

    May, 2005, S. 1: „Die wichtigste unbeantwortete Frage in der Evolutionsbiologie und darüber hinaus in den Sozialwissenschaften ist die, wie sich kooperatives Verhalten entwickelte und in menschlichen und anderen tierischen Gruppen und Gesellschaften erhalten kann.“ (Übers. v. ChL)

  3. 3.

    Jansen et al., 2003, S. 804: In den 1960er Jahren forderten die Masern in Großbritannien etwa 100 Todesfälle pro Jahr. Nach der Einführung der Schutzimpfung in den 1960er Jahren und der kombinierten Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln im Jahre 1988 erreichte die Impfhäufigkeit 1998 mit 91 % ihren Höhepunkt. Eine öffentlich geführte Diskussion über angebliche Nebenwirkungen führte in den Folgejahren zu einem Rückgang der Impfungen. Ab 1999 kam es zu einigen größeren Ausbrüchen von Masern.

  4. 4.

    Dawkins, 1996, S. 29.

  5. 5.

    Siehe Vogel, 2002, S. XXXVI f.

  6. 6.

    Dawkins, 1982a, S. 250, drückt dies so aus: „If cell nuclei glowed like stars and all else was invisible, multicellular bodies would show up as close-packed galaxies with cavernous space between them. A million billion glowing pinpricks move in unison with each other and out of step with all the members of other such galaxies.“

  7. 7.

    Die Individualität des Organismus, die die Vielzahl der Zellen nicht wie eine zufällige Anhäufung biologischen Materials erscheinen lässt, manifestiert sich aus der Sicht des Biologen durch die identische DNA, die jede einzelne Zelle steuert, s. Dawkins, 1982a, S. 250 f.

  8. 8.

    Man kann bei der Suche nach Kooperation in der Biologie wie bei einer russischen Puppe vorgehen und jeweils die nächsttiefere Ebene betreten, Ridley, 1999, S. 29 ff. So ist die Zusammenarbeit der Zellen in einem Körper nur ein Beispiel. Die Zellen wiederum sind ebenfalls das Produkt von Kooperation, siehe Mayr, 2003, S. 70.

  9. 9.

    Mayr, 2000, S. 324 f.

  10. 10.

    Siehe etwa O’Gorman et al., 2005, S. 376; Trivers, 1971, S. 35.

  11. 11.

    Siehe Fetchenhauer u. Bierhoff, 2004, S. 132: „Im Unterschied zu der sozialpsychologischen Forschung wird Altruismus von Evolutionstheoretikern unter Umgehung der Frage nach subjektiven Intentionen als ein Verhalten definiert, bei dem der Organismus einem anderen Organismus Ressourcen zur Verfügung stellt, ohne dafür (zumindest unmittelbar) materielle Ressourcen zurückzuerhalten. Altruismus wird somit von Biologen nicht als ein Motivsystem, sondern über die Konsequenzen eines Verhaltens definiert.“

  12. 12.

    Siehe etwa aus Sicht der Wirtschaftswissenschaften Kritikos u. Bolle, 2004, S. 154 f.

  13. 13.

    Sachs et al., 2004, S. 137.

  14. 14.

    Diese Art der Kooperation wird durch natürliche Selektion direkt verstärkt, wenn Verhaltensziele gemeinschaftlich leichter oder effizienter erreicht werden können, Voland, 2000, S. 99. Darunter fallen etwa die gemeinsame Jagd bei Primaten und Menschen, die es ermöglicht, größere Tier zu erlegen, die später dann allerdings wieder geteilt werden müssen, so dass der Nettogewinn abhängig ist von der Größe der Jagdbeute und der Anzahl der Kooperierenden, Paul, 1998, S. 19 f.

  15. 15.

    Dawkins, 1996, S. 27 f. Erinnert sei an Kap. 3.3.1.1 und die dort dargestellten gewaltigen und relativ schnellen Veränderungen des Auges bei nur minimalen Strukturveränderungen.

  16. 16.

    Siehe dazu Ridley, 2004, S. 98 ff.; Mayr, 2003, S. 127; Plomin et al., 1999, S. 17.

  17. 17.

    Nach Mayr, 2003, S. 127.

  18. 18.

    Siehe Williams, 1966, S. 195 f.

  19. 19.

    Siehe Queller u. Strassmann, 2002, S. 311. Vgl. auch Maynard Smith u. Szathmáry, 1995, S. 257 f.

  20. 20.

    Paul, 1998, S. 9.

  21. 21.

    Dieser Begriff stammt von Maynard Smith, 1964, S. 1145, und wurde von Hamilton nie verwendet.

  22. 22.

    Es gibt die Anekdote, dass Hamilton diesen Text als Doktorarbeit verfasst hat, der von seinen Professoren aber nicht verstanden und abgelehnt wurde, s. Buss, 2004, S. 36 f. Tatsächlich ist zumindest der erste Teil eine durchgehend rein mathematische Ableitung, die nur schwer verbal umzusetzen ist. Dadurch provoziert Hamiltons Idee zahlreiche Missverständnisse, s. Dawkins, 1979, worauf teilweise im weiteren Text noch eingegangen wird.

  23. 23.

    Trivers, 1971, S. 35.

  24. 24.

    Hamilton, 1964, S. 19 ff.

  25. 25.

    Zu dieser Berechnung siehe eingehend Dawkins, 1996, S. 281 ff.

  26. 26.

    Siehe auch Sterelny u. Griffiths, 1999, S. 158.

  27. 27.

    Hamilton, 1964, S. 19: „Das Sozialverhalten jeder Spezies entwickelt sich in der Art, dass ein Individuum in jeder einzelnen, Verhalten hervorrufenden Situation die Fitness des Nachbarn gegenüber der eigenen unter Berücksichtigung des Verwandtschaftsgrades und der Anforderungen der Situation abschätzt.“ (Übersetzung ChL)

  28. 28.

    Hamilton, 1964, S. 19.

  29. 29.

    Sahlins, 1977, S. 44 f.: „Nebenbei bemerkt bilden die Erkenntnisprobleme, die sich daraus ergeben, dass die linguistischen Mittel, den Verwandtschaftskoeffizienten r zu berechnen, fehlen, einen schwerwiegenden Mangel der Theorie der Verwandtenselektion. Bruchzahlen kommen in den Sprachen der Welt nur sehr selten vor, lediglich in den indo-europäischen und in den archaischen Zivilisationen des Mittleren und Fernen Ostens, aber nicht bei den so genannten primitiven Völkern. Jäger- und Sammlergesellschaften haben generell keine Zählsysteme die über „eins, zwei, drei“ hinausgehen. Ich enthalte mich des Kommentars zu dem noch viel größeren Problem, wie Tiere herausfinden sollen, dass der Verwandtschaftsgrad zwischen ihnen und einem Cousin 1/8 beträgt. Das Scheitern der Soziobiologen, dieses Problem zu lösen, wirft einen erheblichen Schatten auf ihre Theorie.“ (Übersetzung v. ChL)

  30. 30.

    Dawkins, 1979, S. 188. Zu „Sahlins Trugschluss“ siehe auch Maynard Smith u. Szathmáry, 1995, S. 260.

  31. 31.

    Im Jahre 1980 wurden die Ergebnisse eines Experiments von Wu et al., 1980, S. 225 ff. veröffentlicht, die ein Erkennen von Verwandten bei Tieren plausibel erscheinen ließen. In einer Kolonie von Schweinsaffen, die in Gefangenschaft geboren und aufgezogen wurden, wurden die neu geborenen Tiere sofort nach der Geburt von ihren Eltern getrennt und wuchsen in Gruppen von nicht verwandten Gleichaltrigen auf. Kontaktaufnahme jeglicher Art mit den Verwandten wurde durch getrennte Unterbringung unterbunden. Im Experiment konnten die Jungaffen zwischen drei Käfigen wählen, von denen einer leer war, die anderen zwei jeweils mit einem gleichaltrigen Nichtverwandten bzw. mit einem gleichaltrigen Halbgeschwister väterlicherseits (patrilinear) besetzt waren. 13 der 16 Versuchsaffen wählten einen Käfig mit einem Halbgeschwister. Die Autoren schlossen daraus, dass junge Schweinsaffen es vorziehen, Zeit mit ihren Halbgeschwistern zu verbringen im Vergleich mit nicht Verwandten. Sie schlossen weiterhin, dass die Tiere in der Lage sind, zwischen Verwandten und nicht Verwandten zu unterscheiden, und zwar auch dann, wenn sie nicht mit den Verwandten aufgezogen, sondern sofort nach der Geburt voneinander getrennt wurden. Da es sich um väterliche Halbgeschwister handelte, konnten auch gemeinsame vorgeburtliche Erfahrungen als Erkennungsmerkmal ausgeschlossen werden. Die Versuchsanordnung und ihre Ergebnisse legten überdies nahe, dass die Tiere sich über visuelle Merkmale identifizieren konnten. Damit schien die potenzielle Möglichkeit der Verwandtenerkennung bewiesen und somit eine ganz wesentliche empirische Basis für Hamiltons Theorie der Gesamtfitness und Verwandtenselektion gelegt. Doch konnte in Nachfolgeuntersuchungen nie wieder ein auch nur annähernd bestätigendes Ergebnis erzielt werden. Ein visueller Erkennungsmechanismus, darüber ist man sich heute weitgehend einig, existiert unter Tieren nicht.

  32. 32.

    Queller u. Strassmann, 2002, S. 311.

  33. 33.

    Darüber spekuliert auch Hamilton, 1964, S. 22.

  34. 34.

    Paul, 1998, S. 13.

  35. 35.

    Hamilton, 1964, S. 23 f.

  36. 36.

    Ein bewusstes Verständnis von Verwandtschaftsbeziehungen muss nur der Forscher haben, der Hamiltons Regel überprüft, Maynard Smith u. Szathmáry, 1995, S. 160.

  37. 37.

    Maynard Smith, 1976a, S. 278 f. Dagegen wird in neuerer Zeit immer wieder betont, dass enges Zusammenleben vor allem in viskosen Populationen den Konkurrenzdruck unter den Verwandten erhöht, so dass der Effekt der Verwandtenselektion wieder weitgehend verdrängt wird. Siehe etwa West et al., 2001, S. 510. Eine völlige Aufhebung der Effekte der Verwandtenselektion in viskosen Populationen behauptet Taylor, 1992. Viskose Populationen sind solche, bei denen die Nachkommen nicht die Möglichkeit haben, ihren Geburtsort zu verlassen, Populationen also, die nur ein begrenztes Besiedlungsgebiet zur Verfügung haben. Dies ist der Fall bei den meisten Pflanzenarten, deren Samen nicht weit verbreitet werden, aber auch bei Tierarten, die auf einen bestimmten, räumlich nicht ausdehnbaren Lebensraum angewiesen sind. Dabei ist die Erschließung neuer Lebensgrundlagen nicht möglich, so dass die nachfolgenden Generationen mit den vorhandenen Ressourcen auskommen müssen. Man muss daher diesen Konkurrenzdruck unter Verwandten bei der Beschreibung berücksichtigen und kommt so zu einem geringeren Wirkungsgrad der Verwandtenselektion, siehe Frank, 1998, S. 114 ff.

  38. 38.

    Dawkins, 1996, S. 76.

  39. 39.

    Dawkins, 1979, S. 189.

  40. 40.

    Griffin u. West, 2003. Siehe für das gut dokumentierte Brutpflegeverhalten zahlreicher Vogelarten, Woolfenden u. Fitzpatrick, 1990, S. 248, 251; Abweichungen, das heißt Bruthilfe auch durch Nichtverwandte schildern Reyer, 1990, S. 536 f. sowie Ligon u. Ligon, 1990, S. 59 ff.

  41. 41.

    Neyer u. Lang, 2004, S. 115, haben die nepotistische Orientierung bei jungen Erwachsenen (n = 489, Durchschnittalter 28,6) und Hochbetagten (n = 206; Durchschnittsalter 83,6) in einer Längsschnittuntersuchung über den Zeitraum von 4 Jahren erfasst. Dabei spielten Verwandte eine wichtige Rolle im sozialen Netzwerk und die emotionale Nähe stieg mit dem Verwandtschaftsgrad signifikant an. Sowohl bei den Jungen als auch bei den Älteren erreichte die emotionale Nähe gegenüber den Freunden nicht das Niveau wie bei den Verwandten, a. a. O., S. 125.

  42. 42.

    Bowles u. Gintis, 2003a, S. 431.

  43. 43.

    Trivers, 1971, S. 35–57.

  44. 44.

    Trivers, 1971, S. 35.

  45. 45.

    Trivers, 1971, S. 35 f.

  46. 46.

    Trivers, 1971, S. 36.

  47. 47.

    Wodurch klar wird, dass die altruistischen Akte nicht – wie im vorliegenden, vereinfachenden Modell – von einem Allel kontrolliert werden müssen. Eine solche Annahme macht nur die mathematische Darstellung einfacher. Es gilt das oben beschriebene dawkinssche Kuchenrezeptgleichnis. Dies ist in diesem Zusammenhang besonders zu betonen, denn eine streng monogenetische Begründung könnte das Funktionieren des reziproken Altruismus auch unter verschiedenen, auf unterschiedlichen Genotypen beruhenden, Arten nicht plausibel machen.

  48. 48.

    Trivers, 1971, S. 37.

  49. 49.

    Trivers, 1971, S. 37 f.

  50. 50.

    Siehe Trivers, 1971, S. 37 f.

  51. 51.

    Putzerfischsymbiosen sind besonders eindrucksvoll: Putzerfische leben von Ektoparasiten, die sich im Maul und in den Kiemen großer Fische niedergelassen haben. Einige dieser Putzerarten leben ausschließlich von solchen Parasiten. Analysen des Mageninhalts der Wirtsfische haben auf der anderen Seite ergeben, dass nur ganz wenige Arten Putzerfische Gefahr laufen, gefressen zu werden; die meisten Arten sind davor sicher. Putzerfische haben überwiegend eine auffällige Färbung und eigenartige Bewegungsrhythmen, die es den Wirtsfischen erlauben, sie zu erkennen. Hediger, 1968, S. 92, beschreibt ein Experiment, das zeigt, wie tief verwurzelt die Evolution dieser Symbiose ist. Im Aquarium des Zürcher Zoos musste ein junger Zackenbarsch „wegen seiner Gefräßigkeit und Gefährlichkeit für andere Fische sogleich einzeln untergebracht werden.“ Innerhalb von fünfeinhalb Jahren des Aufwachsens in völliger Isolation von Artgenossen und anderen Fischen erreichte er eine Länge von 74 cm und mehrere Pfund Gewicht. Er verschlang bei Fütterungen „gierig Futterfische von mindestens 200 g.“ Nach fünfeinhalb Jahren setzten die Pfleger einen kleinen Putzerfisch zu und beobachteten das Geschehen: „Als der verhältnismäßig winzige Putzer von Streichholzlänge ins Becken des dreiviertel Meter langen Zackenbarsches eingesetzt wurde, schwamm er in seiner charakteristischen Art, völlig ungeniert, heftig wippend und mit synchronen Brustflossenschlägen dem Riesen entgegen – und wurde nicht verschluckt. In demonstrativer Weise strich ihm der Zwerg um die Augen und verschwand bald im Maul des Raubfisches, der es einladend geöffnet und eine Weile den Atemstrom abgestellt hatte, damit der Putzer unbehindert zwischen den häutigen Ventilklappen ein- und ausschwimmen konnte. Bald beobachteten wir zu unserer weiteren Überraschung, daß der Zackenbarsch eine Bewegung machte, die wir bei ihm in den vorausgegangenen sechs Jahren niemals hatten sehen können: er spreizte den rechten Kiemendeckel so weit ab, daß die einzelnen Kiemenbögen große Abstände zwischeneinander bildeten, weit genug, um den Putzer durchzulassen. Von der ersten Begegnung an verschwand dieser bald in der Mundhöhle, bald im Kiemenraum unter unmißverständlicher Aufforderung des Zackenbarsches. (…) Hatte der Zackenbarsch genug von der Tätigkeit des Putzers, so zeigte er eine heftige Schüttelbewegung, welche den Zwerg zum Rückzug veranlaßte“, Hediger, 1968, S. 93. Das Verhalten des Wirtsfisches ist altruistisch. Er verzichtet auf Nahrung und er wendet Energie auf, um dem Putzerfisch zu signalisieren, dass er von ihm ablassen soll. Trivers, 1971, S. 39 ff., erklärt dieses Verhalten mit der Evolution von reziprokem Altruismus. Der Putzerfisch ist für den Wirtsfisch lebend mehr wert als gefressen. Beide Akteure profitieren von einer kurzfristigen, aber regelmäßig wiederkehrenden Zusammenarbeit. Beeindruckend an dieser Schilderung ist die Gewissheit, dass dieses Verhalten sicher genetisch bedingt ist, denn eine Lernmöglichkeit bestand für den isoliert gehaltenen Fisch nicht.

  52. 52.

    Fehr u. Fischbacher, 2003, S. 785: „Human societies represent a huge anomaly in the animal world.“ Williams, 1966, S. 93 f. beschränkt sein Modell des reziproken Altruismus auf soziale Gruppen, deren Mitglieder die Intelligenz und andere mentale Eigenschaften haben, die es ihnen erlauben, ein System von Freundschaft und Abneigung zu etablieren, das über die Grenzen der Familienbindung hinausgeht.

  53. 53.

    Auszunehmen sind davon lediglich die Staaten bildenden Insekten, wobei das Ausmaß der sozialen Kooperation aber jeweils mit den besonderen Verwandtschaftsverhältnissen zu erklären ist. Das gilt übrigens als einzige Säugetierart auch für die Nacktmulle, die eine Lebensform, aber auch genetische Verwandtschaft ähnlich den Staateninsekten haben.

  54. 54.

    Trivers, 1971, S. 45.

  55. 55.

    Trivers. 1971, S. 46: „Da mit dem Alter der Reproduktionswert eines sexuell ausgereiften Organismus sinkt, sinkt auch der Nutzen aus einem typischen altruistischen Akt, so wie sich auch die Kosten verringern, die ein altruistisches Handeln verursacht.“ (Übers. v. ChL)

  56. 56.

    Trivers, 1971, S. 46.

  57. 57.

    Trivers, 1971, S. 46.

  58. 58.

    Trivers, 1971, S. 47 f.

  59. 59.

    Trivers, 1971, S. 48, sieht für diese Entwicklung durchaus Belege, etwa in der Beobachtung von Kindern, die sich nicht pauschal in Altruisten oder Betrüger unterteilen lassen, sondern – je nach Situation – einmal selbstlos-ehrlich und dann wieder betrügerisch-egoistisch handeln. Er verweist dabei auf Hartshorne u. May, 1928, S. 411, die in einer groß angelegten Untersuchung Kinder nicht in „gewissenhaft“ oder „gewissenlos“ einteilen konnten, sondern feststellten, dass sie in einer Situation lügen oder stehlen, sich daraus aber keine Rückschlüsse auf das Verhalten in einer anderen Situation ziehen lassen: „neither deceit nor its opposite, ‚honesty‘ are unified character traits, but rather specific functions of life situations. Most children will deceive in certain situations and not in others.“ Die lerntheoretisch orientierte Sozialpsychologie schließt daraus, dass Verhalten weniger Ausdruck konstanter Persönlichkeitsmerkmale ist, sondern auf situationsspezifische Lernprozesse zurückgeführt werden kann, s. Herkner, 1993, S. 126.

  60. 60.

    Freundschaft ist somit nicht die Vorbedingung altruistischen Verhaltens, wie es etwa Williams, 1966, S. 93, und auch Darwin angenommen haben, sondern sie entwickelt sich erst als Folge wechselseitigen Altruismus’, siehe Trivers, 1971, S. 48 f.

  61. 61.

    Trivers, 1971, S. 49. Er bezieht sich bei seinen Ausführungen zum Teil auf Gouldner, 1960, der die Funktionalität einer Norm der Reziprozität für den Erhalt sozialer Systeme untersucht. Reziprozität spielte im soziologischen Funktionalismus stets eine große Rolle. Howard Becker sprach gar von einem homo reciprocus. Sie wird als in der Menschheit universell angesehen. Reziprozität spielt nach Gouldner, 1960, S. 174, für das Funktionieren sozialer Systeme deswegen eine so wichtige Rolle, weil es sich dabei um eine internalisierte moralische Norm handelt. Die Moral verpflichtet denjenigen, der etwas Wertvolles erhalten hat, sich beim Geber zu revanchieren.

  62. 62.

    Trivers, 1971, S. 50.

  63. 63.

    Trivers, 1971, S. 51. Dieser Mechanismus zur Betrugsaufdeckung spielt bei der Evolutionspsychologie eine zentrale Rolle und wird im nächsten Kapitel eingehend behandelt.

  64. 64.

    Siehe dazu auch Gouldner, 1960, S. 176 f.

  65. 65.

    Maynard Smith, 1982, S. 1.

  66. 66.

    Die meisten ökonomischen Analyseinstrumente waren bis dahin für sog. „Robinson Crusoe-Wirtschaften“ entwickelt worden, d. h. für wirtschaftliche Konstellationen, die nur aus einem menschlichen Akteur bestanden. von Neumann und Morgenstern ging es stattdessen um die Analyse von sozialen Tauschwirtschaften, bei denen mehrere Akteure mit ähnlichen, aber entgegengesetzten rationalen Zielen agieren. Die Erfassung von Aktion und Reaktion unter gegensätzlichen Zielen war das Motiv für die Entwicklung der Spieltheorie, siehe von Neumann u. Morgenstern, 1944, S. 11 f.: „Der Unterschied zwischen der Perspektive Crusoes und der eines in einer sozialen Wirtschaft Stehenden, kann auch so erläutert werden: Neben jenen Variablen, die sein Wille kontrolliert, sind Crusoe eine Anzahl von „toten“ Daten gegeben. Sie sind die unveränderliche physische Grundlage der Situation. (…) Kein einziges Datum, mit dem er sich auseinandersetzen muß, ist vom Willen einer anderen Person oder von deren Absichten irgendeiner ökonomischen Art, die auf Motiven von derselben Natur wie seine eigenen beruhen, abhängig. Demgegenüber sieht sich ein in einer sozialen Tauschwirtschaft Stehender gerade Daten von diesem letzten Typ gegenüber: Sie sind das Produkt der Handlungen und Wünsche der anderen Beteiligten (z. B. die Preise). Seine Handlungen werden durch seine eigene Erwartung jener beeinflusst werden, und diese reflektieren wieder die Erwartungen, die die anderen in sein Handeln setzen.“

  67. 67.

    Nowak u. Sigmund, 2004, S. 798.

  68. 68.

    Dennett, 1997, S. 349.

  69. 69.

    Siehe Holler u. Illing, 2006, S. 1.

  70. 70.

    Evolutionäre Spieltheorie ist nicht auf biologische Anwendungen beschränkt, sie kann auch eingesetzt werden, um die Chancen eines neuen Produkts auf dem Markt zu untersuchen, s. Holler u. Illing, 2006, S. 358: Beispiel einer neuen CD-ROM; allgemein zu den verschiedenen Anwendungen der evolutionären Spieltheorie, Güth u. Kliemt, 2006, S. 61 ff.; Mailath, 1992. Zu den verschiedenen Anwendungsbereichen der evolutionären Spieltheorie in der Biologie siehe Nowak u. Sigmund, 2004, S. 795.

  71. 71.

    Maynard Smith, 1982, S. 4.

  72. 72.

    Maynard Smith, 1982, S. 2.

  73. 73.

    Nach Burger, 1966, S. 10; ähnlich Maynard Smith, 1976b, S. 42, für evolutionäre Spiele: „a complete specification of what a contestant will do in every situation in which he might find himself“.

  74. 74.

    Siehe Holler u. Illing, 2006, S. 352 f.; Nowak u. Sigmund, 2004, S. 794: neben dem Verhalten kommen bei der biologischen Anwendung der Spieltheorie alle anderen Merkmale des Phänotyps als „Strategien“ in Betracht, etwa die Höhe eines Baumes, die Färbung eines Schmetterlings oder die Virulenz eines Krankheitserregers.

  75. 75.

    Nowak u. Sigmund, 2004, S. 794; Maynard Smith, 1982, S. 10.

  76. 76.

    Siehe etwa die spieltheoretische Interpretation der Geschlechterverteilung bei Hamilton, 1967, S. 485.

  77. 77.

    Brown, 2001, S. 119, unterscheidet bei der evolutionären Spieltheorie, die Darwins natürliche Selektion zur Grundlage hat, zwischen einem inneren und einem äußeren Spiel: Das innere Spiel bezeichnet die normale Spieltheorie, bei der sich die einzelnen Strategien gegenüber stehen und zu einem bestimmten Punktergebnis gelangen. Das äußere Spiel repräsentiert die dynamische Verbindung zwischen den einzelnen Runden, die sich aus Vererbung und Fitness ergibt. Hier werden die erzielten Punktestände in Strategiehäufigkeiten umgesetzt. Nur durch diesen zweistufigen Aufbau kann man Evolution in der Form der Spieltheorie darstellen.

  78. 78.

    Siehe Holler u. Illing, 2006, S. 360 ff.; Mailath, 1992.

  79. 79.

    Mailath, 1992, S. 265.

  80. 80.

    Es ist die Spieltheorie aber keineswegs auf (menschliches oder tierisches) Verhalten beschränkt. Dennett, 1997, S. 352 f. stellt (und beantwortet) z. B. die Frage: „Warum sind beispielsweise die Bäume in einem Wald so hoch? Aus genau dem gleichen Grund, aus dem auch riesige Mengen schreiender Reklametafeln in den Geschäftsvierteln um die Aufmerksamkeit kämpfen! Jeder Baum sorgt für sich selbst und versucht, möglichst viel Sonnenlicht abzubekommen. Wenn diese Mammutbäume sich doch nur zusammensetzen und eine vernünftige Zoneneinteilung aushandeln würden, statt um das Sonnenlicht zu konkurrieren! Dann könnten sie den Aufwand zum Bau dieser lächerlich umfangreichen Stämme vermeiden; sie würden kleine sparsame Sträucher und bekämen dennoch genauso viel Licht wie zuvor!“ Aus diesem Zitat wird die Parallelität zwischen Pflanzen-„Verhalten“ und menschlichem Verhalten deutlich. Bei der Anwendung auf menschliches Verhalten lässt sich damit untersuchen, ob eine bestimmte Verhaltensweise nach den Regeln der Evolutionstheorie entstanden sein könnte, somit möglicherweise evolutionsbedingt ist, oder nicht.

  81. 81.

    Burger, 1966, S. 11.

  82. 82.

    Maynard Smith, 1974, S. 212.

  83. 83.

    Maynard Smith u. Price, 1973, S. 15.

  84. 84.

    Zu weiteren Beispielen siehe Maynard Smith, 1972, S. 8. Maynard Smith, 1976b, S. 42 betont an anderer Stelle, dass Verhaltensforscher den Einsatz gefährlicher, bisweilen tödlicher Waffen in Kampf zwischen Artgenossen wahrscheinlich unterschätzt haben. Auch Darwin, 1871, S. 565 f., schildert eine Vielzahl erbittert geführter Paarungskämpfe mit nicht selten tödlichem Ausgang.

  85. 85.

    Maynard Smith, 1972, S. 21; Maynard Smith u. Price, 1973, S. 15.

  86. 86.

    Dawkins, 1996, S. 447 f.

  87. 87.

    Maynard Smith u. Price, 1973, S. 15. Diese Definition entspricht im Wesentlichen der Verwendung des Begriffes eines „unschlagbaren Geschlechterverhältnisses“ (unbeatable sex ratio), das Hamilton, 1967, S. 481, schon deutlich früher verwendet hat und das ebenfalls eine Strategie bezeichnet, die von keiner anderen verdrängt werden kann. Im gleichen Zusammenhang hat schon Fisher, 1930, S. 142 f., von einer Fixierung des 1:1-Verhältnisses durch natürliche Selektion gesprochen und den dahinter stehenden Gedanken entwickelt, ohne allerdings wie Hamilton bereits den Begriff „Strategie“ zu verwenden, der auf spieltheoretische Analysen hindeutet, siehe dazu Maynard Smith, 1976b, S. 41.

  88. 88.

    Maynard Smith, 1974, S. 212.

  89. 89.

    Siehe Maynard Smith, 1982, S. 10, der auch noch asexuelle Reproduktion als Spielregel nennt, um die unverfälschte Übertragung der vererblichen Strategie auf die nächste Generation zu gewährleisten und dabei die Gefahr von Mutationen möglichst gering zu halten, s. a. a. O., S. 20 f.

  90. 90.

    So etwa beim Kampf um ein Fortpflanzungsterritorium. Der Sieger erhält ein optimales Gebiet, der Verlierer nur ein suboptimales, s. Maynard Smith, 1982, S. 11; Mailath, 1992, S. 265 ff.

  91. 91.

    Nach Maynard Smith u. Price, 1973, S. 15.

  92. 92.

    Nach Dawkins, 1996, S. 127. Es ist dies die übliche Punkteverteilung, siehe Sterelny u. Griffiths, 1999, S. 236 f., siehe Maynard Smith u. Price, 1973, S. 16, Mailath, 1992, S. 265 f. Zu den Schwierigkeiten einer „realistischen“ Punktevergabe s. Dawkins, 1996, S. 135, 448 ff.; Krebs u. Davies, 1996, S. 180.

  93. 93.

    Das Ergebnis „0“ bedeutet nicht, dass sich die Taube überhaupt nicht fortpflanzen wird, sondern dass sich ihr Reproduktionserfolg als Resultat der Auseinandersetzung mit einem Falken nicht verändert, s. Maynard Smith, 1982, S. 13.

  94. 94.

    Dass auch „Falke“ keine ESS ist, gilt allerdings nur, wenn die Punkte mit ähnlicher Tendenz wie hier vergeben werden, wenn also die ernsthafte Verletzung mehr Fitnesskosten (C) verursacht als der Sieg Fitnessvorteile (V) erbringt. Die Falkenstrategie ist eine ESS, wenn ½(VC) > 0 oder wenn V > C, siehe Maynard Smith, 1982, S. 15. Wenn also die (ernsthafte) Verletzung nur mit 40 Punkten berechnet wird, erreicht ein Falke im Schnitt 5 Punkte und damit mehr als die Taube. Die Taube könnte dann in eine reine Falkenpopulation nicht eindringen. Somit kann sich eine Population etablieren, bei der zwar aggressiv gekämpft wird, bei der aber die zugefügten Verletzungen nicht so schwer wiegen, dass die Fortpflanzung für erhebliche Zeit unmöglich wird.

  95. 95.

    Dawkins, 1996, S. 129. Die Formel zur Berechnung lautet: \(P = \frac{{\left[ {E(F,T) - E(T,T)} \right]}}{{\left[ {E(F,T) + E(T,F) - E(F,F) - E(T,T)} \right]}}\), s. Maynard Smith, 1982, S. 16.

  96. 96.

    Maynard Smith, 1982, S. 16 f.

  97. 97.

    Krebs u. Davies, 1996, S. 177.

  98. 98.

    Die erfolgreichste Mischung wäre allerdings die aus 1/6 Falken und 5/6 Tauben. Sie erreicht im Schnitt 16 2/3 Punkte, s. Dawkins, 1996, S. 130.

  99. 99.

    Dawkins, 1996, S. 131; Krebs u. Davies, 1996, S. 177.

  100. 100.

    Maynard Smith, 1982, S. 188; es handelt sich dabei um eine vereinfachte Version des ursprünglichen Spiels von Maynard Smith u. Price, 1973, S. 16.

  101. 101.

    Das ist natürlich nur dann realistisch, wenn sich der Vorteil auch tatsächlich teilen lässt. Doch ändert eine an nicht teilbare Vorteile angepasste Resultatsverteilung nichts an der Dynamik und dem Ergebnis dieses Spiels, s. Maynard Smith, 1982, S. 188 f.

  102. 102.

    Maynard Smith, 1972, S. 11.

  103. 103.

    Gale u. Eaves, 1975, S. 463. Siehe auch Dawkins, 1996, S. 134, 448; Maynard Smith, 1982, S. 189 ff.

  104. 104.

    Maynard Smith, 1982, S. 94.

  105. 105.

    Siehe Krebs u. Davies, 1996, S. 179.

  106. 106.

    Siehe Krebs u. Davies, 1996, S. 177 ff.

  107. 107.

    Maynard Smith, 1982, S. 95; Krebs u. Davies, 1996, S. 180.

  108. 108.

    Sie entspricht dem in der Natur häufig zu beobachtenden Kampf um ein Territorium. Vorstellbar ist grundsätzlich auch die entgegengesetzte Strategie: „Wenn Besitzer Taube, wenn Eindringling Falke“. Der Besitzer müsste also seine Beute mehr oder weniger freiwillig abgeben, der Eindringling hätte ein strategieimmanentes Recht darauf. Das scheint auf den ersten Blick auf eine paradoxe Strategie hinauszulaufen, denn der Besitzer müsste darauf bedacht sein, seine Beute möglichst schnell wieder loszuwerden, weil jeder Eindringling in einer stärkeren Position ist. Doch ist das Szenario nicht ganz so absurd wie es zunächst erscheinen mag. Parker, 1974, S. 232 f., hat das Beispiel einer Futter- oder Wasserstelle genannt, die für eine bestimmte Zeit belegt wird. Die realistische Regel im Umgang mit dieser Ressource könnte durchaus lauten: „Wenn die Stelle für eine bestimmte Zeit besetzt wurde, musst Du sie aufgeben, der Eindringling hat das Recht, dich zu verdrängen“. Ähnliche Szenen können unter Menschen auch für das Benutzen einer Schaukel auf einem öffentlichen Spielplatz gelten: Wenn das eigene Kind eine geraume Zeit geschaukelt hat, erwartet man von ihm, dass es den Platz für die anderen wartenden Kinder frei macht. Eine vergleichbare natürliche Verhaltensweise schildert Maynard Smith, 1982, S. 96, bei sozial lebenden Spinnen, die zwar in Kolonien leben, aber jede für sich ein Netz bauen und ein Rückzugsloch besetzen. Wenn eine Spinne aus diesem Refugium vertrieben wird, versucht sie ein anderes zu übernehmen: „If the other spider is in residence when the intruder enters, it does not attack, but darts out and seeks a new refuge of its own. Thus once the first spider is disturbed the process of sequential displacement from web to web may continue for several seconds, often causing a majority of spiders in the aggregation to shift from their home refuge to an alien one.“ Auch bei einer solchen Ausrichtung wäre die Strategie des Bourgeois eine ESS.

  109. 109.

    Das Verhalten von Tieren gegenüber nahe Verwandten ist nach der Theorie von Hamilton anders als das gegenüber nicht Verwandten; dies könnte es nahe legen, die gewählten Strategien entsprechend zu definieren. Darüber hinaus könnten Strategien durch die Tatsache beeinflusst werden, dass sich die Kontrahenten zum wiederholten Male gegenüber stehen. Man stelle sich beim Bourgeois-Spiel nur vor, dass ein Spieler, der die Taubenstrategie vertritt, im nächsten Zug eine geringere Wahrscheinlichkeit hat, in der Besitzerposition zu stehen als ein Spieler, der als Falke auftritt. Diese zusätzliche Asymmetrie wird im hier dargelegten Modell nicht berücksichtigt. Stattdessen wird vorausgesetzt, dass die Wahrscheinlichkeit, Besitzer oder Eindringling zu sein, jeweils 50 % beträgt, siehe Maynard Smith, 1982, S. 95. Schließlich werden Kämpfe um Güter unter Tieren meist durch Unterschiede in Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Geschicklichkeit entschieden. Auch darin liegt eine Asymmetrie, die in der Natur „Spiel entscheidend“ ist, aber nicht in die theoretische Spielform einfließt. Allgemein werden die Strategien unabhängig von der spezifischen Position oder Rolle des Individuums zugeschrieben.

  110. 110.

    Krebs u. Davies, 1996, S. 179.

  111. 111.

    Krebs u. Davies, 1996, S. 179.

  112. 112.

    Das Gefangenendilemma wurde um 1950 von Merrill Flood und Melvin Dresher erfunden, die Bezeichnung und seine formale Struktur erhielt es von Albert W. Tucker, s. Axelrod, 2005, S. 22 Anm. 2.

  113. 113.

    Nach Luce u. Raiffa, 1957, S. 95, übersetzt von Holler u. Illing, 2006, S. 2.

  114. 114.

    Nach Holler u. Illing, 2006, S. 3.

  115. 115.

    Siehe nur Sugden, 2004, S. 108 ff.

  116. 116.

    Der Anwendungsbereich des Gefangenendilemmas ist sehr weit, es wird eingesetzt zur Erklärung menschlichen, tierischen, sogar pflanzlichen „Verhaltens“, siehe etwa für Löwen Legge, 1996, S. 2, aber auch zur Aufklärung der Verbreitungsdynamik von RNA-Viren, siehe Turner u. Chao, 1999, S. 441, oder der Entwicklungsdynamik verschiedener Zelltypen, siehe Pfeiffer et al., 2001, S. 504.

  117. 117.

    Axelrod, 2005; Axelrod u. Hamilton, 1981, 1391 ff.; Krebs u. Davies, 1996, S. 329 ff.; Ferrière, 1998, S. 519.

  118. 118.

    Trivers, 1971, S. 38 f.

  119. 119.

    Vergleichbar ist das „Schneewehenspiel“ (snowdrift game), s. Nowak u. Sigmund, 2004, S. 795, mit den folgenden Regeln und Ergebnissen: 2 Männer stecken mit ihrem Auto in einer Schneewehe fest. Wenn beide kooperieren und das Auto ausgraben, haben sie als Ergebnis R den Nutzen b auf Kosten c, wobei b > c > 0, daraus folgt: R = bc/2. Wenn beide im Auto bleiben, kommen sie nicht weiter und haben das Ergebnis P = 0. Schaufelt nur einer das Auto frei, während der Andere in der Wärme bleibt, erreicht dieser T = b und der Schaufelnde S = bc. Die Ergebnisfolge ist daher, abweichend vom Gefangenendilemma: P < S < R < T.

  120. 120.

    Dawkins, 1996, S. 367 f., verweist auf eine Untersuchung von Wilkinson über das Austauschen von Blut unter Vampirfledermäusen, Wilkinson, 1984, S. 181: Vampirfledermäuse gehen nachts auf Jagd nach Blut. Wenn sie am Morgen zurückkommen, waren manche Tiere einer Gruppe erfolgreich und haben ein Übermaß an Blut als Nahrung zur Verfügung, andere waren dagegen nicht erfolgreich und sind dementsprechend hungrig. Wilkinson beobachtete, dass die erfolgreichen Tiere ihr erbeutetes Blut nicht selten an hungrige Fledermäuse abgaben. Dabei handelte es sich zwar überwiegend, aber nicht nur um verwandte Artgenossen. Während der Austausch unter nahen Verwandten mit der Verwandtenselektion zu erklären ist, könnte es sich bei der Abgabe von Blut an nicht verwandte Tieren um reziproken Altruismus handeln, denn ein erfolgreiches Tier könnte in der nächsten Nacht erfolglos, somit hungrig und daher auf die Hilfe der in dieser Nacht erfolgreichen Fledermäuse angewiesen sein. Man kann dieses Phänomen als Veranschaulichung des Gefangenendilemmas heranziehen. So ergibt sich der größte Vorteil aus der eigennützigen Täuschung des altruistisch handelnden Gegenübers, das bedeutet: A erhält etwas von B, gibt selbst aber nichts. Dementsprechend erreicht B als alleiniger Altruist den schlechtesten Wert, denn er gibt etwas und erhält nichts.

  121. 121.

    Sugden, 2004, S. 113.

  122. 122.

    Axelrod, 2005, S. 9; Axelrod u. Hamilton, 1981, S. 1392; Dawkins, 1996, S. 357 f.

  123. 123.

    S. Axelrod u. Hamilton, 1981, S. 1392.

  124. 124.

    Siehe Axelrod u. Hamilton, 1981, S. 1392.

  125. 125.

    Axelrod, 2005, S. 85.

  126. 126.

    Axelrod, 2005, S. 10 f.

  127. 127.

    Siehe Sugden, 2004, S. 111 f.: Bei einmaligem Spiel hat jeder Spieler genau zwei Möglichkeiten: Kooperieren und Kooperation verweigern. Bei zwei Runden hat jeder Spieler bei variabler Reaktion auf die gegnerische Strategie 8 Möglichkeiten, bei drei Runden stehen 128 verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, bei vier Runden 215 oder 32.768 Strategien, bei fünf Runden 231 oder annähernd 2.150.000.000 Möglichkeiten.

  128. 128.

    Zur ersten Runde des Spiels siehe ausführlich Axelrod, 1980a.

  129. 129.

    Axelrod u. Hamilton, 1981, S. 1391 f.

  130. 130.

    Axelrod, 1980a, S. 9.

  131. 131.

    Dieses Programm war eine komplizierte Abwandlung von Tit for Tat: Es kooperierte zunächst und vergalt die erste Täuschung mit einer Täuschung, die zweite mit zwei, die dritte mit drei usw. Unter bestimmten Umständen billigte diese Strategie dem Gegenspieler aber einen Neustart zu, indem sie zweimal kooperierte und danach so spielte, als habe das Spiel gerade begonnen, s. Axelrod, 1980a, S. 17.

  132. 132.

    Axelrod, 1980a, S. 11.

  133. 133.

    Siehe auch Sugden, 2004, S. 114 f.

  134. 134.

    Axelrod, 2005, S. 32.

  135. 135.

    Das Prinzip des „Auge um Auge“, das Tit for Tat repräsentiert, ist nicht die erfolgreichste denkbare Strategie. Axelrod, 2005, S. 30 ff., nennt mindestens drei Strategien, die das Turnier gewonnen hätten, die aber nicht eingesendet wurden: Erster Sieger mit 542 Punkten wäre ein modifiziertes Downing geworden. Downing wurde eingesendet und erreichte mit 391 Punkten den 10. Platz. Es gehörte zu den nicht freundlichen Strategien und fungierte im Turnier als „Königsmacher“ für Tit for Tat. Dabei handelte es sich nicht um eine Variante zu Tit for Tat, sondern um ein eigenständiges, sehr anspruchsvolles Programm (33 Zeilen). Es machte den Versuch, die Wahrscheinlichkeit des Verhaltens des anderen Spielers zu berechnen, um danach die eigene Taktik auszurichten. Vereinfacht gesprochen, kooperiert Downing, wenn der Gegner entgegenkommend zu sein scheint, und es täuscht, wenn der andere auf das Verhalten von Downing nicht eingeht. Das Problem dieses Programms war, dass es zunächst angenommen hat, der Gegner sei nicht entgegenkommend und daher zunächst getäuscht hat. Dies führte meist zu einer Bestrafung durch den Gegner, so dass der Weg zu beiderseitiger Kooperation meist verbaut war. Hätte Downing aber seine Ausgangsannahmen optimistischer gewählt, wäre es also zu Anfang von Kooperation des Gegners ausgegangen, hätte es klar gewonnen.

  136. 136.

    Zum zweiten Durchgang des Spiels siehe Axelrod, 1980b.

  137. 137.

    Axelrod, 2005, S. 41 ff.; Dawkins, 1996, S. 340.

  138. 138.

    Siehe oben und Dawkins, 1996, S. 357 f.

  139. 139.

    Axelrod, 1980b, S. 383.

  140. 140.

    Eine genaue Rangfolge findet sich bei Axelrod, 2005, S. 175 ff.; Axelrod, 1980b, S. 384 f., 387 f.

  141. 141.

    Axelrod, 2005, S. 39.

  142. 142.

    Axelrod, 2005, S. 48.

  143. 143.

    Axelrod, 2005, S. 45 f.

  144. 144.

    Siehe dazu Axelrod, 2005, S. 99 ff.; Dawkins, 1996, S. 351 ff.

  145. 145.

    Axelrod, 2005, S. 100.

  146. 146.

    Axelrod u. Hamilton, 1981, S. 1393.

  147. 147.

    Axelrod u. Hamilton, 1981, S. 1393.

  148. 148.

    Dazu siehe Axelrod u. Hamilton, 1981, S. 1393; Krebs u. Davies, 1996, S. 333.

  149. 149.

    Axelrod, 2005, S. 53.

  150. 150.

    Bei genauerer Betrachtung kann es auch unfreundlichen Strategien gelingen, in eine Tit for Tat-Population einzudringen. Boyd u. Lorberbaum, 1987, haben gezeigt, dass unter gewissen Umständen eine Strategie Suspicious Tit for Tat erfolgreich sein kann. Diese Strategie ist unfreundlich, denn sie täuscht im ersten Zug. Danach spielt sie durchgehend Tit for Tat. In eine reine Tit for Tat-Population könnte sie daher nicht eindringen, denn die anfängliche Täuschung müsste zu permanenter abwechselnder Vergeltung führen, die stets T bzw. S erzielt. In einer Population von Tit for two Tats könnte sie sich aber durchsetzen, denn die anfängliche Täuschung ergibt jeweils einen Punktgewinn, der bis zum Ende nicht mehr ausgeglichen wird, weil Tit for two Tats ja erst nach zweimaliger Täuschung Vergeltung übt. Boyd u. Lorberbaum zeigen, dass es einer so entstandenen Mischung aus Tit for two Tats und Suspicious Tit for Tat gelingen kann, in eine Tit for Tat-Population einzudringen. Tit for two Tats kann in Tit for Tat eindringen und nimmt das von ihm lebende Suspic i ous Tit for Tat mit. Entscheidend für diesen Vorgang ist wiederum die Größe von w, siehe für die mathematische Ableitung Boyd u. Lorberbaum, 1987, S. 59. Wahrscheinlich gibt es mehrere denkbare Mischungen von ein wenig unfreundlichen und sehr freundlichen bzw. nachsichtigen Strategien, denen ein Eindringen in eine Tit for Tat-Population gelingen kann, Dawkins, 1996, S. 346. Doch erweist sich Tit for Tat zwar nicht als eine echte ESS, alles in allem aber als sehr stabil.

  151. 151.

    Axelrod u. Hamilton, 1981, S. 1394; Dawkins, 1996, S. 346 f.

  152. 152.

    Immer T erhält P + wP + w 2 P + …, also P + wP/(1 – w) = 1 + (0.9×1)/0.1 = 10 Punkte.

  153. 153.

    Tit for Tat erhält bei der Interaktion mit Immer T S + wP + w 2 P + …, also S + wP/(1 – w) = 0 + (0.9×1)/0.1 = 9 Punkte, siehe Axelrod, 2005, S. 63.

  154. 154.

    Bei einem Anteil p von Tit for Tat–Interaktionen innerhalb der Population ergibt sich als durchschnittliche Punktzahl: 30p + 9(1 – p). Dieser Durchschnittsertrag muss höher sein als 10. Daraus ergibt sich bei den angenommenen Punktwerten ein p von unter 0,5 %. Siehe Axelrod, 2005, S. 57 f., 63: 30p + 9(1 – p) > 10 oder 21p + 9 > 10 oder 21p > 1 oder p > 1/21.

  155. 155.

    Axelrod, 2005, S. 59.

  156. 156.

    Axelrod u. Hamilton, 1981, S. 1394; Maynard Smith u. Szathmáry, 1995, S. 261 f.

  157. 157.

    Dawkins, 1996, S. 348 f.

  158. 158.

    Die Ausbreitung altruistischen Verhaltens in viskosen Populationen beschreiben van Baalen u. Rand, 1998. Dabei ist zu beachten, dass bei viskosen Populationen der Konkurrenzdruck durch das Angewiesensein auf denselben Lebensraum der Verwandtenselektion tendenziell entgegenläuft, s. Taylor, 1992. Dennoch, so zeigen van Baalen u. Rand, 1998, S. 640 ff., kann sich ein Merkmal wie Altruismus (oder Kooperation beim wiederholten Gefangenendilemma) unter bestimmten Rahmenbedingungen durchsetzen.

  159. 159.

    Siehe Neyer u. Lang, 2004.

  160. 160.

    Dazu gehörte zunächst der Markt für die Partnerwahl – englischsprachige Verhaltensökologen sprachen schon seit langem von mating markets – mit seinen charakteristischen Tauschgeschäften, siehe Bowles u. Hammerstein, 2003, S. 154. Dazu zählen nicht nur „Morgengaben“, die ein paarungswilliges Männchen einem Weibchen darbieten muss, sondern, ganz elementar, der Austausch von Genen bei der Befruchtung. Darüber hinaus sind zahlreiche Interaktionen in der Tier-, aber auch Pflanzenwelt unter dem Blickwinkel des Marktes anzusehen, Noë u. Hammerstein, 1994, S. 5 ff. Deutlich wird dies etwa bei der Symbiose zwischen Putzerfisch und „Kunde“, Bshary u. Grutter, 2002, S. 548, 553.

  161. 161.

    Siehe Noë u. Hammerstein, 1995, S. 337.

  162. 162.

    Siehe zum Folgenden Witt, 2006, S. 20 ff.

  163. 163.

    Siehe Alchian, 1950, S. 211.

  164. 164.

    Siehe dazu Witt, 2006, S. 24 ff.

  165. 165.

    Siehe zum Folgenden Camerer u. Fehr, 2006, S. 47. Zur Entwicklung dieses Verständnisses siehe Frey u. Benz, 2001a, S. 5 ff. Kritisch Binmore, 2005, S. 817, sowie Burnham u. Kurzban, 2005, S. 819, die darzulegen versuchen, dass die ökonomische Spieltheorie das strenge Modell des homo oeconomicus schon längere Zeit gar nicht mehr anwendet.

  166. 166.

    Die selbstbezogenen Präferenzen des homo oeconomicus führen daher dazu, dass der Mensch nach dieser Sichtweise weder dauernd Gutes für die Mitmenschen tut, noch danach trachtet, ihnen Böses zuzufügen. Menschen sind daher nach Frey u. Benz, 2001a, S. 8, „weder Heilige noch Verbrecher“.

  167. 167.

    Eine Gruppe ist nach Olson, 1968, S. 7, „eine Anzahl von Personen mit einem gemeinsamen Interesse“. Entscheidend ist somit das Vorhandensein eines „Gruppeninteresses“.

  168. 168.

    Siehe Olson, 1968, S. 46 f.

  169. 169.

    Olson, 1968, S. 46.

  170. 170.

    Olson war zwar Wirtschaftswissenschaftler, seine „Logik des kollektiven Handelns“ gilt aber auch in der Soziologie als klassisches Werk. Udéhn, 1993, S. 239, bezeichnet es als „one of the most cited, celebrated and criticized, in short, one of the most influential social scientific books of this century.“

  171. 171.

    Siehe etwa die Werterwartungstheorie, die nach der Meinung des deutschen Soziologen Hartmut Esser die größte Erklärungskraft für das menschliche Handeln besitzt, siehe Esser, 1999, S. 247 ff. Die Grundregel dieser Theorie lautet: „Versuche Dich vorzugsweise an solchen Handlungen, deren Folgen nicht nur wahrscheinlich, sondern Dir gleichzeitig auch etwas wert sind! Und meide ein Handeln, das schädlich bzw. zu aufwendig für Dich ist und/oder für Dein Wohlbefinden keine Wirkung hat.“ Dabei werden mögliche Handlungsalternativen einer Evaluation unterzogen, d. h. nach einer gewissen Regel gewichtet. Diese Gewichte der Alternativen bilden die Werterwartungen. Abschließend wird eine Selektion vorgenommen und jene Alternative aus allen betrachteten ausgeführt, deren Werterwartung im Vergleich maximal ist. Auch danach handelt der Mensch nach seinem größten erwartbaren Nutzen, allerdings in einem subjektiven Sinn. Die Werterwartungstheorie ist somit eine Theorie des rationalen Handelns. Dabei besteht eine Nähe zum Bild des homo oeconomicus, siehe Esser, 1999, S. 183 ff., doch erscheint das Handeln nach der Werterwartungstheorie weniger materiell orientiert und damit weniger objektiv erwart- und nachvollziehbar.

  172. 172.

    Siehe nur Nowak u. Sigmund, 2005; Fehr u. Fischbacher, 2003, S. 788 ff.

  173. 173.

    Nowak u. Sigmund, 2004, S. 798.

  174. 174.

    Nowak u. Sigmund, 2005, S. 1291.

  175. 175.

    Alexander, 1987, S. 85.

  176. 176.

    Seabright, 2004.

  177. 177.

    Nowak u. Sigmund, 2005, S. 1291.

  178. 178.

    Jedes abgeschlossene Geschäft wird von beiden Seiten bewertet und die Bewertungen sind fest mit jedem Auftreten eines Akteurs verbunden. Jeder interessierte potenzielle Transaktionspartner kann nachlesen, ob die Kunden bei bisherigen Geschäften mit den Leistungen eines Verkäufers oder die Anbieter mit der Zahlungsmoral des Käufers zufrieden waren. Diese Bewertungen haben einen schwer wiegenden Einfluss auf den weiteren Geschäftserfolg jedes Akteurs. Er ist daher darauf angewiesen, gut bewertet zu werden, eine verlässliche Reputation zu erhalten, um weitere Geschäfte tätigen zu können.

  179. 179.

    Nowak u. Sigmund, 2005, S. 1292.

  180. 180.

    Pollock u. Dugatkin, 1992, S. 26.

  181. 181.

    Nowak u. Sigmund, 1998b, S. 572 f.; Ferrière, 1998, S. 519; Alexander, 1987, S. 93.

  182. 182.

    Nowak u. Sigmund, 1998a, S. 574.

  183. 183.

    Leimar u. Hammerstein, 2001, S. 747; Panchanathan u. Boyd, 2003, S. 116.

  184. 184.

    Leimar u. Hammerstein, 2001, S. 746; Nowak u. Sigmund, 1998a, S. 574; dies., 1998b, S. 570 f.

  185. 185.

    Die Strategiebezeichnungen folgen Panchanathan u. Boyd, 2003, S. 116.

  186. 186.

    Nowak u. Sigmund, 2005, S. 1292.

  187. 187.

    Nowak u. Sigmund, 1998b, S. 572.

  188. 188.

    Dies erklärt, warum es für Betreiber von Internetauktionen wesentlich ist, das bisherige Geschäftsgebaren der Teilnehmer lückenlos verfolgbar zu machen, also q möglichst groß zu halten. Dann haben kritische Anbieter und Nachfrager die Möglichkeit, ihr Verhalten an die Reputation des Geschäftspartners anzupassen.

  189. 189.

    Leimar u. Hammerstein, 2001, S. 747; Panchanathan u. Boyd, 2003, S. 116 ff.

  190. 190.

    Nowak u. Sigmund, 1998b, S. 572.

  191. 191.

    Dieses Kriterium entspricht dem Modell der standings von Sugden, bzw. Leimar u. Hammerstein, 2001, S. 749, und Panchanathan u. Boyd, 2003, S. 118 ff., im Gegensatz zu den image scores von Nowak u. Sigmund, 1998a, S. 574; dies., 1998b, S. 562, die nur das Verhalten des Empfängers in der vorigen Runde (als Geber) einfließen lassen und auf die Bewertung einer Verweigerung verzichten.

  192. 192.

    Siehe Lotem et al., 1999, S. 227.

  193. 193.

    Panchanathan u. Boyd, 2003, S. 118 f.

  194. 194.

    Panchanathan u. Boyd, 2003, S. 120.

  195. 195.

    In die wirtschaftswissenschaftliche Diskussion eingeführt haben dieses Spiel Güth et al., 1982, S. 371 ff.

  196. 196.

    Holler u. Illing, 2006, S. 27.

  197. 197.

    Güth et al., 1982, S. 372.

  198. 198.

    Hoffman, et al., 1994, S. 348; Roth et al., 1991, S. 1069.

  199. 199.

    Güth et al., 1982, S. 373 ff.

  200. 200.

    Roth et al., 1991, S. 1082.; Bowles u. Gintis, 1998, S. 5; Ostrom, 2000, S. 140.

  201. 201.

    Nowak et al., 2000, S. 1773.

  202. 202.

    Nowak et al., 2000, S. 1773; Bowles u. Gintis, 1998, S. 5. Dabei spielt die Höhe der Geldsumme aber wohl eine Rolle, siehe Rabin, 1993, S. 1284: Wird das Ultimatumspiel mit 1 $ gespielt, wird eine Verteilung 0,90 : 0,10 $ überwiegend abgelehnt; würde aber um 10 Mio. $ gespielt, ist die Akzeptanz von 1 Mio. $ zu erwarten.

  203. 203.

    Siehe zum Folgenden Henrich et al., 2005, S. 799 ff.; Henrich et al., 2001, S. 73 ff.

  204. 204.

    Zur geografischen Verteilung dieser Gesellschaften siehe Henrich et al.; 2005, S. 799.

  205. 205.

    Insbesondere bei Stämmen aus Papua-Neuguinea, während die Zurückweisungsquote bei den Stämmen mit den höchsten durchschnittlichen Angeboten (Aché in Paraguay und Lamelara in Indonesien) 0 war, s. Henrich et al., 2001, S. 74 f.

  206. 206.

    Vgl. auch Grace u. Kemp, 2005, 825, die von einer positiven Korrelation zwischen den Sozialausgaben eines Landes und dem Prozentsatz der zurückgewiesenen Angebote beim Ultimatumspiel in diesem Land berichten. Dies bedeutet, je höher das sozialstaatliche Niveau in einem Land ist, desto eher werden die Spieler 2 ein Angebot von Spieler 1 als unzureichend zurückweisen. Grace/Kemp erklären diesen Zusammenhang mit der vermuteten Gewöhnung der Spieler 2 an eine bessere soziale Behandlung als die, die sie von Spieler 1 erfahren haben, oder aber mit der Absicherung durch einen Sozialstaat, der sie jedenfalls auffängt, auch wenn sie bestimmte Angebote ablehnen. Beides erscheint noch sehr spekulativ.

  207. 207.

    Dabei handelt es sich dann nicht mehr um ein „Spiel“, sondern viel mehr um eine Einpersonen-Entscheidung.

  208. 208.

    Siehe Forsythe et al., 1994, 361 f., 365: Bei von den Spielregeln vorgesehener Auszahlung gaben beim Diktatorspiel 36 % der Spieler 1 nichts an Spieler 2; 22 % teilten redlich; im unter gleichen Bedingungen gespielten Ultimatumspiel gab keiner der Spieler 1 seinem Partner nichts, während 65 % redlich teilten.

  209. 209.

    Hoffman et al., 1994, S. 361.

  210. 210.

    Auch im tatsächlichen Gesellschaftsleben ist – entgegen der Theorie mancher Ökonomen – Geben ohne wirtschaftliche Notwendigkeit üblich, man denke nur an die immensen Summen, die alljährlich für gemeinnützige und karitative Zwecke gespendet werden, siehe Andreoni, 2005, S. 3 ff.: In den USA wurden im Jahre 2002 über 240 Milliarden Dollar an gemeinnützige Einrichtungen gespendet, davon knapp 184 Milliarden Dollar von Einzelpersonen. Dieses Geld macht durchschnittlich etwa 2 % der jährlichen Haushaltseinkommen aus, wobei Haushalte mit sehr geringem Einkommen und Haushalte mit sehr hohem Einkommen jeweils über diesem Prozentsatz liegen. Die Experimente über die Verteilung öffentlicher Güter spiegeln diese Einstellung wider, s. Andreoni, 1995, S. 891.

  211. 211.

    Bolton u. Zwick, 1995, S. 98 ff., 109 ff.

  212. 212.

    Siehe Andreoni, 1995, S. 896 ff.

  213. 213.

    Fehr u. Fischbacher, 2004, S. 185.

  214. 214.

    In der Wirtschaftswelt gehören Preisabsprachen von Anbietern zu den Techniken, um den lästigen Wettbewerb zu vermeiden, die aber den Nachfragern auf der anderen Seite den Nutzen besserer und billigerer Produkte verwehren (§ 298 StGB). Neben diesen (straf)rechtlich geregelten Fällen ist der Mensch in seinem gesellschaftlichen Leben sehr häufig solchen Verführungssituationen ausgesetzt, die ihn in ein soziales Dilemma bringen. Ein Wanderer hat die Möglichkeit, nach einer Brotzeit auf dem Berg die Reste seiner Mahlzeit ins Tal zu schleppen oder aber einfach liegen zu lassen. Entscheidet er sich für letzteres, spart er Mühen, aber die Landschaft ist verschandelt, siehe Yamagishi, 1988, S. 32. Im Arbeitsleben virulent ist das Problem der Gruppenarbeit, bei der Einzelne sich auf die Leistung der anderen verlassen und so ohne eigenen Aufwand Gewinn beanspruchen. In den experimentellen Wirtschaftswissenschaften werden solche Situationen in spezifischen Versuchen nachgeahmt, bei denen in der Interaktion von zwei oder – meistens – mehr Personen dem Individuum der Anreiz gegeben wird, auf Kosten der Anderen eigenen Gewinn zu maximieren und Aufwand zu vermeiden, Fehr u. Fischbacher, 2004, S. 185 Box 1.

  215. 215.

    Siehe Fehr u. Gächter, 2002, S. 137 ff.

  216. 216.

    Fehr et al., 2002, S. 13.

  217. 217.

    Bowles u. Gintis, 1998, S. 6.

  218. 218.

    O’Gorman et al., 2005, S. 376.

  219. 219.

    Fehr et al., 2002, S. 15.

  220. 220.

    Fehr u. Gächter, 2002, S.137. Hohe Bestrafungshäufigkeit auch bei einem vergleichbaren Experiment von Ostrom et al., 1992, S. 411.

  221. 221.

    Fehr u. et al., 2002, S. 16; Bowles u. Gintis, 1998, S. 6.

  222. 222.

    Fehr Gächter, 2002, S. 139.

  223. 223.

    Fehr u. Gächter, 2002, S. 137 f.

  224. 224.

    Fehr et al., 2002, S. 54.

  225. 225.

    Quelle: Fehr u. Gächter, 2000, S. 986, 989, mit freundlicher Genehmigung von E. Fehr.

  226. 226.

    Erfahrungen mit public goods-Experimenten belegen aber, dass die nach dem Modell des homo oeconomicus erwartete totale Verweigerung der Kooperation praktisch nicht vorkommt. Ein Rest von Teilnehmern, die unverdrossen zur Erhaltung des öffentlichen Gutes beitragen bleibt bestehen, auch wenn man die Spiele auf 20, 40 oder 60 Runden ausweitet, siehe Ostrom, 2005, S. 256.

  227. 227.

    Ostrom et al., 1992, S. 413 f.; Ostrom, 2000, S. 140; Yamagishi, 1988, S. 38 Hypothese 2: hoch signifikanter Effekt der Bestrafung.

  228. 228.

    Am besten stehen beide Spieler daher da, wenn sie all ihr Anfangsgeld an den jeweils anderen übertragen. Wenn beide das ihnen anfangs anvertraute Geld behalten, erlangt jeder 10 Einheiten. Wenn sie ihr gesamtes Geld übertragen, erhalten sie jeweils 20 Einheiten, Fehr u. Fischbacher, 2003, S. 786. Diese Grundkonstellation kann mannigfaltig variiert werden, etwa durch einen simultanen Spielablauf, so dass Spieler 2 keine Kenntnis von der Entscheidung des Spielers 1 erhält, s. Hayashi et al., 1999, S. 29 f., durch Gruppenbildung und damit Herbeiführung indirekter Reziprozität, s. Buchan et al., 2002, S. 185 f., oder durch Simulation von Arbeitsangeboten, die von Arbeitgebern an eine Vielzahl sich bewerbender Arbeitnehmer gemacht werden, s. Fehr et al., 2002, S. 7. Unterdessen ist es üblich geworden double-blind-Bedingungen zu schaffen, d. h. weder die beiden (oder mehr) Spieler kommen in Kontakt miteinander – sie sitzen in verschiedenen Räumen – noch wissen die Versuchsleiter, wer wie viel Geld an wen übertragen hat: dies ist dadurch gewährleistet, dass die Geldbeträge in anonymisierten Briefumschlägen transferiert werden, die jeweils von verschiedenen Versuchsleitern von den Spielern 1 abgeholt, die Beträge verdoppelt und an die Spieler 2 ausgehändigt werden, s. Buchan et al., 2002, S. 184; Berg et al., 1994, S. 127 f.

  229. 229.

    Fehr u. Fischbacher, 2003, S. 786; Berg et al., 1995, S. 137.

  230. 230.

    Buchan et al., 2002, S. 198 f.: China, Japan, Korea, USA; Hayashi et al., 1999, S. 37 f.: Japan, USA.

  231. 231.

    Nach Fehr u. Rockenbach, 2003, S. 139.

  232. 232.

    Siehe dazu Fehr u. Rockenbach, 2003, S. 138 f.

  233. 233.

    Fehr u. Rockenbach, 2003, S. 138.

  234. 234.

    Fehr u. Rockenbach, 2003, S. 138 f.: Zwar sind bei der Anreizvariante ohne Strafandrohung die Übertragungen durch Investoren höher (Tab. 4.5, Z. 1) und die Rückzahlung ist abhängig von der Übertragungshöhe (Abb. 4.4), aber aus dem Prozentsatz der Rückzahlung bezogen auf die verdreifachte Übertragung (Tab. 4.5, Z. 4) lässt sich ablesen, dass die Rückzahlungen bei Strafandrohung mit 30,3 % deutlich geringer ausfielen als bei Verzicht auf die Strafandrohung (47,6 %). Fehr/Rockenbach haben auch eine Regressionsanalyse durchgeführt, wobei Übertragungshöhe und erwartete Rückzahlung konstant gehalten wurden. Danach reduzierte allein die Strafandrohung die Rückzahlung um 4,56 Geldeinheiten (t = 2,380, P = 0,020).

  235. 235.

    Auch dieser Zusammenhang ist signifikant (Mann-Whitney-Test, z = −2,283, P = 0,022), Fehr u. Rockenbach, 2003, S. 139.

  236. 236.

    Man könnte nun meinen, diese Wirkung sei überraschend und die Probanden hätten bei Kenntnis der Ergebnisse anders gehandelt, d. h. auf Strafe verzichtet. Das vermuteten auch Fehr u. Rockenbach, 2003, S. 139, und führten daher einen weiteren Test in der Anreizvariante durch, bei dem die Probanden über die Ergebnisse des ersten Experiments informiert waren. Die Investoren wussten also, dass eine Strafandrohung nicht zu einer höheren Rückzahlung durch den Treuhänder führt. Dennoch sprachen wiederum gut 2/3 (34 von 50) eine Strafe aus.

  237. 237.

    Fehr u. Rockenbach, 2003, S. 139.

  238. 238.

    Fehr u. Gächter, 2000.

  239. 239.

    Fehr u. Rockenbach, 2000, S. 140: Der Unterschied in der Rückzahlung bei einer hohen Rückzahlungserwartung mit und ohne Strafandrohung – 22 % zu 60,1 % – ist signifikant (Mann-Whitney Test, z = – 2,262, P = 0,024).

  240. 240.

    Gintis et al., 2005, S. 20.

  241. 241.

    Frey u. Benz, 2001b, S. 2. Dieses Beispiel stammt ursprünglich von Deci, 1971, S. 105.

  242. 242.

    Siehe Frey u. Oberholzer-Gee, 1997, S. 746 mit Nachweisen.

  243. 243.

    Siehe Cardenas et al., 2000, S. 1721: Über den genauen ökologischen Zusammenhang geben die Autoren keine Auskunft.

  244. 244.

    Dabei handelt es sich um ein „soziales Dilemma“, siehe Yamagishi, 1988, S. 33: „In this situation, group members individually have a choice between cooperating and defecting (or a choice of different degrees of cooperation). The individual payoff for defecting exceeds the individual payoff for cooperation. Yet the payoff that each individual receives when all members cooperate exceeds the payoff received by each individual when all members defect.“

  245. 245.

    Sie zu den Erträgen Cardenas et al., 2000, S. 1723 f. Wenn alle anderen Probanden sich an das kollektive Optimum von 1 Zeiteinheit Sammeln hielten konnte ein Trittbrettfahrer mit jeder zusätzlichen Zeiteinheit 688, 729, 767, 803, 836, 865 und schließlich bei 8 Zeiteinheiten 891 Ertragseinheiten erzielen.

  246. 246.

    Die vorgegebene Sammelzeit betrug, dem kollektiven Optimum entsprechend, s = 1. Die Überprüfungswahrscheinlichkeit wurde auf π = 1/16 und die Strafhöhe auf p = 100 Ertragseinheiten festgelegt. Die zu erwartende Strafe betrug daher πp = 100/16 = 6.25, siehe Cardenas et al., 2000, S. 1723.

  247. 247.

    Siehe zum Folgenden Cardenas et al., 2000, S. 1727 ff.

  248. 248.

    Siehe den Überblick bei Ostrom, 2005, S. 256 ff.

  249. 249.

    Frey u. Oberholzer-Gee, 1997, S. 749.

  250. 250.

    Dies könnte mit einem strategischen Verhalten der Schweizer zu erklären sein, die durch die Ablehnung noch mehr Geld verdienen wollten. Doch müsste dann die Ablehnung in der Phase, als noch keine Kompensation beschlossen war, noch größer gewesen sein; genau das Gegenteil war der Fall. Eine andere Erklärung liegt in der Signalwirkung der Kompensationsentscheidung: Dadurch, so könnte man annehmen, sei den Schweizern erst bewusst geworden, als wie gefährlich das Endlager eingeschätzt wird. Eine höhere Entschädigungszahlung sollte dann zu einer höheren Risikoeinschätzung und somit zu einer geringeren Akzeptanz führen. Da im Parlament mehrere Entschädigungshöhen diskutiert wurden, konnten die Interviewten auch dazu befragt werden, ob sie einen Zusammenhang sehen zwischen der Höhe der Entschädigung und der Gefährlichkeit der Anlage. Dies wurde nur von ca. 6 % bejaht, so dass auch diese These keinen großen Erklärungswert hat, siehe Frey u. Oberholzer-Gee, 1997, S. 750.

  251. 251.

    Frey u. Benz, 2001b, S. 2.

  252. 252.

    Siehe etwa Lepper u. Greene, 1978, S. 109 ff.; Deci, 1975, S. 129 ff. sowie ders., 1978, S. 193 ff. über mögliche Anwendungsfelder der gewonnen Erkenntnisse. Die ersten Anfänge dieser Forschungen richteten sich gegen die zu Beginn der 1970er Jahre noch weitgehend unangefochtene Theorie des Behaviorismus, also des operanten Lernens durch Verstärker, siehe Deci et al., 1999, S. 627 f., die den Widerstand der Behavioristen betonen: „Articles spanning a period of 25 years have presented behaviorist perspectives maintaining that the ‚obscure‘ concept of intrinsic motivation inhibits ‚scientific Progress‘ and that there is ‚no acceptable evidence‘ of an undermining effect.“

  253. 253.

    Frey u. Oberholzer-Gee, 1997, S. 746.

  254. 254.

    Frey u. Benz, 2001a, S. 19. Siehe Deci, 1971, S. 105: „One is said to be intrinsically motivated to perform an activity when he receives no apparent rewards except the activity itself. This intrinsic motivation might be either innate or learned.“

  255. 255.

    Frey, 1997a, S. 113 f.

  256. 256.

    Frey u. Jegen, 2001, S. 589 ff.

  257. 257.

    Siehe Deci, 1971, S. 114: „It appears that money – perhaps because of its connotation and use in our culture – may act as a stimulus which leads the subjects to a cognitive reevaluation of the activity from one which is intrinsically motivated to one which is motivated primarily by the expectation of financial rewards. In short, money may work to ‚buy off‘ one’s intrinsic motivation for an activity. (…) On the other hand, rewards such as social approval do not seem to affect a person’s phenomenology in the same way. He will continue to be intrinsically motivated, since he is likely to think of affection or verbal approval as a control mechanism.“

  258. 258.

    Siehe zum Folgenden Frey, 1997a, S. 120 f.

  259. 259.

    Der Verdrängungseffekt lässt sich nach Herkner, 1991, S. 357 f., auch lerntheoretisch begründen: „Solange man eine Tätigkeit ohne Zwang und ohne äußere Rechtfertigung (Belohnung) durchführt, ‚schließt‘ man daraus, daß man eine positive Einstellung zu dieser Tätigkeit hat. Sobald jedoch äußere Gründe – etwa in Form von Belohnungen – hinzukommen, ist die Situation weniger eindeutig. Jetzt sind interne und externe Ursachen plausibel, und je mehr man das Verhalten auf externe Ursachen zurückführt, desto weniger Gewicht wird internen Ursachen beigemessen.“

  260. 260.

    Gintis et al., 2005, S. 20.

  261. 261.

    ‚Overjustification‘, siehe Lepper u. Greene, 1978, S. 110 ff.

  262. 262.

    Frey, 1997a, S. 121.

  263. 263.

    Vgl. Deci et al., 1999, S. 628, die eine kognitive Evaluationstheorie (CET) begründen. Danach basieren intrinsische Motive auf einem psychologischen Bedürfnis nach Autonomie und Verantwortlichkeit. Sieht der Reizrezipient in dem Reiz eine Verhaltenskontrolle, wird sein Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Kompetenz missachtet. Reize, durch die die Bedürfnisse anerkannt und befriedigt werden, wirken dagegen als Motivationsverstärker.

  264. 264.

    Frey u. Jegen, 2001, S. 594 f.

  265. 265.

    Deci et al., 1999, S. 628.

  266. 266.

    Frey u. Benz, 2001b, S. 4.

  267. 267.

    Frey, 1997a, S. 127.

  268. 268.

    Gintis et al., 2005, S. 20.

  269. 269.

    Ostrom, 2005, S. 269.

  270. 270.

    Gintis et al., 2005, S. 20.

  271. 271.

    Es gibt in der sozialpsychologischen Literatur eine Vielzahl unterschiedlicher Experimente zur Überprüfung des Verdrängungseffekts. Verschiedene Meta-Analysen kommen zum Teil zu unterschiedlichen Bewertungen. Die mit Abstand größte und umfangreichste Meta-Analyse ist Deci et al., 1999.

  272. 272.

    Siehe etwa das eingängige Beispiel bei Frey, 1997b, S. 1045: „An everyday example would be an invitation to a friend’s home for dinner. Nobody would pay him for the effort because this would destroy his intrinsic motivation (his friendship).“

  273. 273.

    Siehe dazu die zahlreichen Beispiele aus Afrika bei Wunsch u. Olowu, 1995.

  274. 274.

    Ostrom, 2005, S. 267.

  275. 275.

    Frey, 1997b.

  276. 276.

    Ostrom, 2005, S. 270: „Viele Aspekte der aktuellen Politikanalyse und der in modernen Demokratien angewendeten praktischen Politik verdrängen somit bürgerliches Engagement und freiwillige Beiträge zur Kooperation. Sie tun dies durch Verdrängung von Normen über Vertrauen und Reziprozität, durch Verdrängung des Wissens über lokale Gegebenheiten, durch Verdrängung der Diskussion über ethische Fragen mit anderen Betroffenen und durch Verdrängung der Erfahrung, die notwendig ist, um effektive Institutionen zu entwerfen. Verdrängung von Reziprozität, Kooperation und bürgerlichem Engagement ist eine Verschwendung menschlicher und materieller Ressourcen und sie stellt eine ernste Herausforderung der langfristigen Erhaltung demokratischer Institutionen dar.“ (Übers. v. ChL)

  277. 277.

    Strenge Reziprozität ist zu trennen vom reziproken Altruismus von Trivers: Ein reziproker Altruist ist nur dann bereit, kurzfristige Kosten auf sich zu nehmen, um einem anderen zu helfen, wenn er dafür auf Dauer mit einer Nettoentschädigung rechnen kann. Sie ist auch zu trennen von indirekter Reziprozität, die sich dann zeigt, wenn jemand – nur dann – bereit ist, einem anderen zu helfen, wenn diese Hilfeleistung glaubwürdig an Dritte kommuniziert wird, so dass der Hilfe Leistende damit rechnen kann, dass diese Dritten ihm in Zukunft eher zur Seite stehen werden, siehe Nowak u. Sigmund, 1998a, S. 573.

  278. 278.

    Gintis et al., 2005, S. 8; Fehr et al., 2002, S. 2; Bowles u. Gintis, 1998, S. 2: „Strenge Reziprozität ist eine Neigung, mit anderen zu kooperieren und diejenigen, die Kooperationsnormen verletzen, wenn nötig, auf eigene Kosten zu bestrafen, auch wenn nicht davon ausgegangen werden kann, die entstandenen Kosten zu einem späteren Zeitpunkt erstattet zu bekommen.“ (Übers. v. ChL)

  279. 279.

    Der streng reziprok Handelnde ist deswegen noch kein reiner Altruist, denn das wäre er, wenn die Uneigennützigkeit seiner Aktionen völlig unabhängig wäre von den Handlungen anderer; der Altruist ist also unbedingt uneigennützig, dagegen ist der streng reziprok Handelnde bedingt uneigennützig, siehe Fehr et al., 2002, S. 3.

  280. 280.

    Fehr u. Henrich, 2003, S. 57 f.; Fehr et al., 2002, S. 2; Sethi u. Somanathan, 2005, S. 229: „A central feature of strong reciprocity is the propensity to punish others for opportunistic actions and to reward them for acts of uncommon generosity, where such rewards and punishments are not motivated by the prospect of future gain.“

  281. 281.

    Siehe zum Folgenden Nowak et al., 2000, S. 1773 f.

  282. 282.

    Bowles u. Gintis, 2003b, S. 2; Bowles u. Gintis, 1998, S. 8.

  283. 283.

    In einer gruppenselektionistischen Computersimulation kamen Bowles u. Gintis, 2003b, S. 8 ff. zu einer annähernden Gleichverteilung von Egoisten (ca. 38 %), Vergeltern (ca. 37 %) und Kooperatoren (ca. 25 %). Die Computersimulation lief 25 Mal über 30.000 Perioden; die dargestellten Ergebnisse sind die Durchschnittswerte über die gesamte Zeit, wobei die Abweichungen in den einzelnen Simulationen nach Angabe der Autoren äußerst gering waren.

  284. 284.

    Bowles u. Gintis, 2003b, S. 17 f.

  285. 285.

    Siehe zum Folgenden Boyd et al., 2003, S. 3531 ff.; dies., 2005, S. 216 ff.

  286. 286.

    Boyd et al., 2003, S. 3532 f.; dies., 2005, S. 218 ff.

  287. 287.

    Siehe Boyd, et al., 2003, S. 3532 f.

  288. 288.

    Siehe die graphische Darstellung der jeweiligen Entwicklungen bei Boyd et al., 2003, S. 3532 f.; dies., 2005, S. 220 ff.

  289. 289.

    Siehe auch Sethi u. Somanathan, 2005, S. 233 ff.

  290. 290.

    Siehe dazu Nowak u. Sigmund, 2004, S. 795 ff.

  291. 291.

    Nowak et al., 2000, S. 1774.

  292. 292.

    Falk u. Fischbacher, 2005, S. 193; Nowak et al., 2000, S. 1773 f.

  293. 293.

    Sugden, 2004, S. 149, unterscheidet drei Arten von Konventionen, die sich aus den spieltheoretischen Überlegungen und Versuchen herauskristallisiert haben: Konventionen der Koordination in Situationen, in denen mehrere Beteiligte konforme Interessen haben; zu diesen Konventionen gehört etwa im Straßenverkehr das Rechtsfahrgebot. Konventionen des Besitzes betreffen Situationen, in denen mehrere Personen untereinander in Konflikt stehen, weil sie dasselbe Gut in Anspruch nehmen wollen. Zu diesen Konventionen gehören etwa das privatrechtliche Ersitzungsrecht oder aber – außerhalb des Rechts und für einen Engländer charakteristisch – die Konvention, sich anzustellen und eine Warteschlange zu bilden. Der dritte Typus von Konventionen sind Konventionen der Reziprozität. Hierbei stehen Personen in der Interaktion mit anderen vor der Wahl zu kooperieren oder aber egoistisch ihren eigenen Vorteil durchzusetzen. Die Konventionen der Reziprozität besagen, dass mit denjenigen kooperiert werden soll, die bereit sind zur Kooperation – aber nicht mit anderen. Diese Konvention kann in verschiedenen Erscheinungsformen vorkommen: als wechselseitige Einschränkung („Ich respektiere Deine Interessen, wenn Du meine respektierst“), als wechselseitige Hilfe („Ich helfe Dir, wenn Du Hilfe brauchst, wenn Du dasselbe tust, wenn ich Hilfe brauche“), bei Handel und Austausch („Ich halte mich an meine Versprechen, wenn Du Dich an Deine hältst“) und schließlich beim Beitragen zum Erhalt von öffentlichen Gütern („Ich trage zu für uns alle wertvollen Gütern bei, wenn Du auch dazu beiträgst“).

  294. 294.

    Fehr u. Fischbacher, 2004, S. 185.

  295. 295.

    Siehe etwa Sethi u. Somanathan, 2005, S. 231 f.

  296. 296.

    Fehr u. Fischbacher, 2004, S. 185.

  297. 297.

    Siehe oben und Fehr u. Gächter, 2000, S. 989.

  298. 298.

    Siehe oben und Fehr u. Rockenbach, 2003.

  299. 299.

    Bowles u. Gintis, 2002, S. 127.

  300. 300.

    Siehe Ainslie, 2005, S. 816: „Economic man and his Darwinian kin have always represented somewhat of a victory of theory over common sense. Someone’s refusal to share will generally strike an observer as callous or even hostile, and elicit a negative empathic response unless the person has ‚good reason.‘ “

  301. 301.

    Burnham u. Kurzban, 2005, S. 819.

  302. 302.

    Siehe Ostrom, 2005, S. 253 f.

  303. 303.

    Kahan, 2005, S. 338: „In kollektiven Handlungslagen wählen Individuen nicht eine Haltung materiellen Kalkulierens, sondern eine reichere, mehr emotional geprägte reziproke Haltung. Wenn sie feststellen, dass andere sich kooperativ verhalten, sind Individuen angetrieben von Ehrgefühl, Altruismus und ähnlichen Neigungen, zu öffentlichen Gütern beizutragen, auch wenn sie nicht von materiellen Anreizen geleitet werden. Wenn sie aber im Gegenteil feststellen, dass andere sich drücken oder auf andere Weise einen Vorteil aus ihnen ziehen wollen, überkommt Individuen der Unmut und sie werden mit Überzeugung vergelten. In dieser Situation werden sie wohltätige Formen der Kooperation zurückhalten, auch wenn dies die Inkaufnahme bedeutender Nachteile bedeutet.“ (Übers. v. ChL; Hervorhebung im Original)

  304. 304.

    Falk u. Fischbacher, 2005, S. 193. Diese Fairness richtet sich nicht nur nach der Gleichverteilung von bestehenden Ressourcen, sondern ist auch abhängig von den Intentionen der Akteure, siehe Falk et al., 2003, S. 21 ff.: Wenn die Aufteilungsmöglichkeiten von Spieler 1 beim Ultimatumspiel stark eingeschränkt werden, ist die Zurückweisungsquote durch Spieler 2 auch bei sehr ungleichen Verteilungen sehr viel geringer.

  305. 305.

    Ostrom, 2005, S. 259; Kahan, 2005, S. 341 f.

  306. 306.

    Siehe Ostrom, 2005, S. 253.

  307. 307.

    Frey u. Benz, 2001, S. 9.

  308. 308.

    Meier, 2007, § 1 Rn. 1.

  309. 309.

    Meier, 2007, § 1 Rn. 3.

  310. 310.

    Siehe Albrecht, 2005, S. 151 f.; Walter, 2005, Rn. 186.

  311. 311.

    Bock, 2007, Rn. 257.

  312. 312.

    Die von Meier, 2007, § 1 Rn. 1, gestellten Fragen müssten dann genau andersherum formuliert werden: „Warum werden Menschen nicht kriminell? Warum gibt es immer wieder Menschen, die sich an Gesetze halten und nicht ihren Egoismus auf Kosten anderer ausleben? usw.“

  313. 313.

    Sutherland u. Cressey, 1992, S. 80 ff. Ein Vorläufer dieser Theorie ist Gabriel Tarde (1843–1904), der Lombrosos Theorie der Kriminalität als biologische Abnormalität abgelehnt hat und stattdessen eine erste kriminologische Lerntheorie entwickelt hat. Er ging davon aus, Straftäter seien hauptsächlich normale Menschen, die durch Zufall in einer Umgebung aufgewachsen seien, in der Kriminalität gelehrt werde. Tarde hat insgesamt 3 „Gesetze der Nachahmung“ entwickelt, nach denen Menschen kriminelles Verhalten lernen, siehe Vold et al., 2002, S. 157 f. Zu Tarde siehe auch Wilson, 1954.

  314. 314.

    Siehe Hirschi, 1969, S. 10: „The question remains, why do men obey the rules of society? Deviance is taken for granted; conformity must be explained.“

  315. 315.

    Hirschi, 1969, S. 83 ff.

  316. 316.

    Dölling u. Hermann, 2003, S. 136 ff.

  317. 317.

    Bock, 2007, Rn. 224.

  318. 318.

    Kaiser, 1996, § 27 Rn. 10; Eisenberg, 2005, § 5 Rn. 63.

  319. 319.

    Allgemein zu den Sozialisationstheorien aus soziologischer Sicht Hermann, 2003, S. 70: „Sozialisationstheorien können als Bindeglied zwischen Mikro- und Makroebene gesehen werden, zwischen Individuum auf der einen Seite und Gesellschaft, Kultur, Subkultur, Institutionen, Gruppe, Familie und Bezugsperson auf der anderen Seite. Der Anspruch dieser Theorien ist, sowohl die Integration des Individuums durch die Internalisierung externer Normen und Werte, als auch die Aufrechterhaltung von Kulturen und Institutionen zu erklären.“

  320. 320.

    Siehe etwa Kaiser, 1996, § 27 Rn. 11: „(Nach der Sozialisationstheorie) besteht Einigkeit darüber, daß jede neue Generation ‚eine Invasion von Barbaren‘ (Parsons) darstellt, die es zu sozialisieren, zu enkulturieren gilt, und daß in diesem Prozeß die Vermittlung normativer Orientierungen zentral ist.“

  321. 321.

    Das wird von der Kriminalsoziologie überwiegend abgelehnt. Menschen werden aber nach ihren Werten erfasst, siehe Hermann, 2003, S. 52 ff. Danach sind Werte „Vorstellungen einer Person über Ziele und Wünsche, die sie hinsichtlich ihres eigenen Lebens hat“ (S. 54). Sie beeinflussen das Handeln des Menschen, denn sie sind funktional „Steuerungselemente für Einstellungen und Verhaltensdispositionen“. Sie sind über die Zeit stabil, charakterisieren ihren Träger also im Regelfall lebenslang. Hier ist eine Parallele zur „Natur des Menschen“ zu sehen. Es gibt nach Hermann, 2003, S. 192 f., drei Wertedimensionen mit jeweils drei oder vier Werten: Die Dimension der „modernen materialistischen Werte“ erfasst die „subkulturell-materialistische Orientierung“ und die „hedonistische Orientierung“. Diese durch Egoismus geprägte Dimension entspricht mehr oder weniger dem selbstbezogenen Typen, dem Falken, Immer T oder homo oeconomicus (wobei bei letzterem noch die unbestechliche Rationalität hinzukommt, die realen Personen meist fehlt). Die zweite Wertedimension wird von Hermann als „moderne idealistische Werte“ bezeichnet und beinhaltet „sozialintegrative Orientierung“, „sozialen Altruismus“, „ökologisch-alternative Orientierung“ und „politisch tolerante Orientierung“. Hierunter fallen die altruistisch oder reziprok ausgerichteten Handlungstypen. Schließlich gibt es noch die Dimension der „traditionellen Werte“, die sich zusammensetzt aus „normorientierter Leistungsethik“, „konservativem Konformismus“ und „religiöser Orientierung“. Diese Werte müsste man auch eher dem kooperativen Handlungstypen zuordnen.

  322. 322.

    Vgl. das von Brugger, 2008, entwickelte „anthropologische Kreuz der Entscheidung“, nach dem menschliche Entscheidungen innerhalb zweier – horizontaler und vertikaler – Spektren stehen, die – horizontal – das Selbst in Richtung einer gewünschten Zukunft bewegen sollen, vertikal aber von den aus den individuellen Antrieben und Bedürfnissen resultierenden persönlichen Idealen beeinflusst werden.

  323. 323.

    Hier endet die Parallele zur Charakterisierung des Menschen durch Werte. Diese werden nicht als situationsabhängig, sondern als stabil eingeschätzt. Zwar können sich Werte unter besonderen Umständen, etwa Lebenskrisen, ändern, sie bleiben nach dieser Änderung aber dauerhaft erhalten. Sie werden keinesfalls als situationsabhängig eingestuft. Dies ist ein Wesensmerkmal der Werte und unterscheidet sie von Einstellungen. Nur Werten wird eine Steuerungswirkung für Verhalten zugeschrieben, siehe Maag, 1992, S. 624: „Sollte sich die Stabilität von Wertorientierungen (…) als von bestimmten Einstellungen abhängig erweisen, wäre dies ein Hinweis auf eine Einschränkung von Werten als individuelle Orientierungen mit hoher Steuerungswirkung.“ Die entsprechende Forschung zur Wertstabilität erfragt daher die Stabilität über längere Zeiträume, das bedeutet eine Größenordnung von mehreren Jahren, wenn nicht sogar von Jahrzehnten. Maag, 1992, S. 626 ff., kommt bei einer Längsschnittuntersuchung über drei Jahre (1985–1988) zumindest beim Materialismus/Postmaterialismus-Index nach Inglehart und bei einem Traditionalismus/Modernismus-Index auf der Aggregatebene zu sehr stabilen und auf der Individualebene zu stabilen Werthaltungen.

  324. 324.

    Die Abbildungen 4.2 und 4.3 zeigen diese Flexibilität sehr deutlich.

  325. 325.

    Adam Smith selbst hat in seinem zweiten Hauptwerk „The Theory of Moral Sentiments“ die These des selbstsüchtigen Akteurs eingeschränkt und auf die offensichtlichen selbstlosen Züge der Menschen hingewiesen: „How selfish soever man may be supposed, there are evidently some principles in his nature, which interest him in the fortunes of others, and render their happiness necessary to him, though he derives nothing from it, except the pleasure of seeing it.“, zitiert nach Gintis et al., 2005, S. 3.

  326. 326.

    Siehe Gintis et al., 2005, S. 3 ff.

  327. 327.

    Bowles u. Ginits, 2002, S. 126.

  328. 328.

    Kriminologen, etwa Dölling u. Hermann, 2003, S. 133, umschreiben damit die negative Generalprävention.

  329. 329.

    Im deutschsprachigen Rechtskreis hat sich dafür der Begriff der positiven Generalprävention eingebürgert, der nach BVerfGE 45, 256 die „Erhaltung und Stärkung des Vertrauens in die Bestands- und Durchsetzungskraft der Rechtsordnung“ erfasst. Im englischsprachigen Rechtsraum umfasst der Begriff der „deterrence“ beide Aspekte, siehe Andenaes, 1975, S. 341: „The term ‚deterrence‘ in ordinary usage carries the meaning of influencing by fear. However it seems to be generally accepted that the threat and imposition of punishment may have a motivating influence apart from the creation of fear, through an expression of social condemnation of the forbidden act. Criminal law is not only a price tariff, but rather also is an expression of society’s disapproval of a particular act – a disapproval which may work in subtle ways to influence behavior.“

  330. 330.

    Siehe Roxin, 2006, § 3 Rn. 31.

  331. 331.

    Beccaria, 1764, S. 58: „Aber dieses Verwahrnis einzurichten genügte nicht, man mußte es vielmehr im einzelnen Fall gegen die private Anmaßung eines jeden Menschen verteidigen, welcher immerdar von dem, was er in Verwahrung gegeben hat, nicht nur den eigenen Anteil zurückzunehmen, sondern auch des der anderen sich zu bemächtigen sucht.“

  332. 332.

    Beccaria, 1764, S. 58 f.: „Ich sage: fühlbare Motive, weil die Erfahrung einsichtig gemacht hat, daß die Menge nur dann feste Grundsätze der Lebensführung annimmt (…), wenn es Motive gibt, die unmittelbar die Sinne treffen und unablässig auf den Geist einwirken, um die starken Antriebe der partiellen Leidenschaften auszugleichen, die dem Gesamtwohl zuwider sind: weder Beredsamkeit noch ständiges Predigen, nicht einmal die erhabensten Wahrheiten reichen hin, um auf die Dauer die Leidenschaften zu bändigen, die vom lebhaften Eindruck eines in Reichweite liegenden Gegenstandes erregt werden.“

  333. 333.

    Beccaria, 1764, S. 59.

  334. 334.

    Beccaria, 1764, S. 72 f.

  335. 335.

    Beccaria, 1764, S. 83 f.

  336. 336.

    Beccaria, 1764, S. 84.

  337. 337.

    Beccaria, 1764, S. 120.

  338. 338.

    Siehe Gibbs, 1975, S. 5: „The rate for a particular type of crime varies inversely with the celerity, certainty, and severity of punishments of that type of crime.“ Den Abschreckungseffekt einer Sanktion umschreibt Beyleveld, 1979, S. 136, als „modification or prevention of a threatened behaviour brought about because the threatened audience considers that the sanction’s presence creates too great a risk for the threatened behaviour to be performed as would otherwise have been intended.“

  339. 339.

    Becker, 1968, S. 169 ff. Siehe dazu Müller, 1996, S. 119 ff., 137 ff.

  340. 340.

    Kahan, 2005, S. 356.

  341. 341.

    Siehe Becker, 1968, S. 179 ff.

  342. 342.

    Entorf u. Meyer, 2004, S. 132, beziffern die Kosten pro Strafgefangenen und Jahr auf 30.236 €. Sie geben die Voraussetzungen zur Kosten-Nutzen-Evaluierung des Strafvollzugs an, bei der neben diesen Kosten auch die durch den Strafvollzug vermiedenen Kriminalitätsschäden einfließen müssen. Dabei ergeben sich zahlreiche Probleme, z. B. bei der Bemessung immaterieller Schäden wie etwa an Leib und Leben. Schwierig erscheint auch die materielle Bemessung des Behandlungserfolgs im Strafvollzug.

  343. 343.

    Insgesamt ist aber zu beachten, dass Strafwahrscheinlichkeit und Strafschwere stets in einem Verhältnis zueinander stehen. Ist die Strafwahrscheinlichkeit sehr hoch, genügt, wie schon Beccaria erkannte, eine geringe Strafschwere; ist die Strafwahrscheinlichkeit aber nur schwer zu steigern, so kann eine erhöhte Abschreckung nur durch die Erhöhung der Strafschwere erreicht werden, siehe Antony u. Entorf, 2003, S. 169 f.

  344. 344.

    Schuessler, 1952, S. 57.

  345. 345.

    Schuessler, 1952, S. 58.

  346. 346.

    Schuessler, 1952, S. 59 f.: Die Exekutionsrate als Maß der Sanktionswahrscheinlichkeit wurde festgelegt als Zahl der ausgeführten Todesstrafen für Mord pro 1000 Morde in einem Staat in der Zeit von 1937 bis 1949.

  347. 347.

    Schuessler, 1952, S. 62: „The statistical findings and case studies converge to disprove the claim that the death penalty has any special deterrent value. The belief in the death penalty as a deterrent is repudiated by statistical studies, since they consistently demonstrate that differences in homicide are in no way correlated with differences in the use of the death penalty.“

  348. 348.

    Eisenberg, 2005, § 41 Rn. 14. Vgl. bereits Ferri, 1896, S. 437: „Wer im Begriff ist, ein Verbrechen zu begehen, steht entweder unter dem momentanen Einflusse einer Leidenschaft, und dann reflektiert er nicht, oder er handelt mit Überlegung und Vorsatz, und dann ist er überzeugt, unentdeckt zu bleiben.“

  349. 349.

    Gibbs, 1968.

  350. 350.

    Gibbs, 1968, S. 524 f.

  351. 351.

    Tittle, 1969, S. 415.

  352. 352.

    Siehe Tittle, 1969, Table 1.

  353. 353.

    Tittle, 1969, S. 416 f. sowie Table 1.

  354. 354.

    Tittle, 1969, S. 417.

  355. 355.

    Glaser u. Ziegler, 1974, S. 334 ff.

  356. 356.

    Glaser u. Ziegler, 1974, S. 336: „These data clearly support (…) that high execution rates and high murder rates both reflect low valuation of life, for both are associated with a state’s readier forgiveness of killers as reflected in its willingness to parole them sooner.“

  357. 357.

    Siehe Bailey, 1976, S. 36.

  358. 358.

    Blumstein et al., 1978, S. 7: „The evidence certainly favors a proposition supporting deterrence more than it favors one that asserting that deterrence is absent.“

  359. 359.

    Siehe Nagin, 1998, S. 2.

  360. 360.

    Beyleveld, 1979, S. 137 ff.

  361. 361.

    Bereits 1979 kam Beyleveld, 1979, S. 137, zu dem Schluss: „The results of these studies are impressively uniform. Almost without exception, regardless of variations in design, correlation technique, control or modelling procedure, the expected relations have been found between probability of sanctions and the offence-rates, but have not been found between severity of sanctions and the offence-rates.“

  362. 362.

    Siehe dazu Beyleveld, 1979, S. 140 ff.

  363. 363.

    Siehe Eisenberg, 2005, § 15 Rn. 10.

  364. 364.

    Die Methodik der einzelnen Fallstudien wird nicht in jedem Fall deutlich. Eine große, von Sherman selbst durchgeführte Begleituntersuchung einer polizeilichen Aktion in Georgetown basierte auf Auswertungen der polizeilichen Kriminalstatistiken und auf Befragungen von Polizisten und Anwohnern, siehe Sherman, 1990, S. 15 ff. Bei den anderen mit einbezogenen Untersuchungen dürften vor allem Statistikauswertungen vorgenommen worden sein, mitunter auch Befragungen, siehe a. a. O., S. 18 ff. Zu methodischen Problemen der „crackdown studies“ siehe a. a. O., S. 37 ff.

  365. 365.

    Sherman, 1990, S. 32 ff.

  366. 366.

    Sherman, 1990, S. 34 ff.

  367. 367.

    Sherman, 1990, S. 36.

  368. 368.

    Siehe dazu für die Einführung neuer Straftatbestände oder die Verschärfung einer Strafandrohung im Bereich des Straßenverkehrs Eisenberg, 2005, § 41 Rn. 20.

  369. 369.

    Sherman, 1990, S. 10.

  370. 370.

    Siehe Nagin, 1998, S. 12; Dölling u. Hermann, 2003, S. 142; Beyleveld, 1979, S. 139 f.

  371. 371.

    Robinson, 2004, S. 207.

  372. 372.

    Dies wurde von Robinson, 1950, S. 352 ff., nachgewiesen.

  373. 373.

    Antony u. Entorf, 2003, S. 172 f. nennen etwa: „Einkommensmöglichkeiten“, das sind die bei ökonomischen Untersuchungen besonders wichtigen alternativen Gelegenheiten zu legalem Verdienst, die etwa durch die Arbeitslosenquote oder das Pro-Kopf-Einkommen der untersuchten Einheiten mitbestimmt werden; daneben sind auch demographische Merkmale zu beachten sowie sozio-kriminologische Variablen, darunter auch die Urbanität.

  374. 374.

    Siehe zu den Fallstricken dieser Methodik Dölling u. Hermann, 2003, S. 139 ff.

  375. 375.

    Nagin, 1998, S. 12 ff.

  376. 376.

    Siehe Greenberg, 1981, S. 1095.

  377. 377.

    So etwa die Untersuchung von Schumann et al., 1987, S. 38 ff.

  378. 378.

    So etwa Bachman et al., 1992, S. 351 ff.

  379. 379.

    Siehe Dölling u. Hermann, 2003, S. 150 ff.; Nagin, 1998, S. 13.

  380. 380.

    Siehe Nagin, 1998, S. 15 mit Nachweisen.

  381. 381.

    Siehe Dölling u. Hermann, 2003, S. 139 ff. mit ausführlich beschriebenen Beispielen.

  382. 382.

    Bereits 1980 kam Cook, 1980, S. 213, bei seinem Überblick über die damalige Abschreckungsforschung zu dem Schluss: „My assessment is that the criminal justice system, ineffective though it may seem in many areas, has an overall crime deterrent effect of great magnitude, and would be quickly reinvented in some form by the private sector if government got out of the business of issuing threats of punishment to would-be-criminals. If this assessment is correct, it would be fair to say that the deterrents generated by the justice system have a large civilizing influence.“ Bezug nehmend auf diese Aussage kommt auch Nagin, 1998, S. 3, zu einem optimistischen Fazit: „Thus, my review leads me to conclude that the evidence for a substantial deterrent is much firmer than it was fifteen years ago. I now concur with Cook’s more emphatic conclusion that the collective actions of the criminal justice system exert a very substantial deterrent effect.“

  383. 383.

    Kaiser, 1996, S. 259 f.

  384. 384.

    Ähnlich skeptisch bereits Beyleveld, 1979, S. 142, der die Gründe für mangelnde Nachweise von Abschreckungseffekten aber in methodologischen Problemen sieht.

  385. 385.

    Siehe Kaiser, 1996, § 31 Rn. 13.

  386. 386.

    Die Zahl der registrierten Fälle von Raubdelikten gegen Geldinstitute und Postfilialen sank ausweislich der Polizeilichen Kriminalstatistik, Tabellenanhang, Tab. 01, von 1503 im Jahr 1995 über 1049 im Jahr 2000 bis auf 728 im Jahr 2005.

  387. 387.

    Eisenberg, 2005, § 50 Rn. 86.

  388. 388.

    Siehe zu den Reformbemühungen der Strafbarkeit des Schwarzfahrens nach § 265 a StGB MK-Wohlers, § 265a Rn. 3–7.

  389. 389.

    Yamagishi, 1988, S. 32.

  390. 390.

    Siehe Popitz, 1968, S. 9 ff.

  391. 391.

    Kahan, 1997, S. 352 ff., sieht im Bereich der kommunalen Kriminalprävention die Wirkung eines „sozialen Einflusses“, also die Tendenz von Individuen, ihr Verhalten an das der unmittelbaren Mitbürger anzugleichen.

  392. 392.

    Siehe oben sowie Cardenas et al., 2000.

  393. 393.

    Siehe oben sowie Sherman, 1990.

  394. 394.

    Ähnlich scheint es um das Telefonierverbot im Auto zu stehen. Es dürfte viel dafür sprechen, dass Telefonieren beim Autofahren ohne Freisprecheinrichtung die Verkehrssicherheit gefährdet. Auch die Sicherheit des Straßenverkehrs ist ein gemeinschaftliches und überaus wertvolles Gut. Grundsätzlich ist also zu erwarten, dass intrinsische Motivation förderbar ist. Der Gesetzgeber hat aber auf die Gefährlichkeit des Telefonierens mit einem Verbot reagiert, also einem externen negativen Anreiz. Es erscheint so, dass dieses Verbot nur in der Anfangszeit eine gewisse Wirkung hatte. Unterdessen hat der Gesetzgeber die Geldbuße hinaufgesetzt, weil das Handyverbot kaum eingehalten wird und er sich dadurch eine höhere Abschreckungswirkung erhofft.

  395. 395.

    Wilson u. Kelling, 1982. Dazu Laue, 1999, S. 277 ff.

  396. 396.

    Wilson, 1985, S. 127 f., geht davon aus, dass Kriminalität in hohem Maße das Ergebnis einer freien und bewussten Willensentscheidung sei. Auch in den Situationen, die als emotional und affektiv geprägt seien, wie zum Beispiel bei häuslichen Auseinandersetzungen zwischen Ehegatten, sei ein ausreichendes Maß an Kontrolle über die eigenen Handlungen gegeben: „People pay attention to some costs when engaged in even the most emotional behavior. As my colleague Richard Herrnstein likes to point out, when husbands and wives start throwing dishes at each other, they are more likely to throw the everyday crockery rather than the fine china.“ Bei weniger emotionalen und impulsiven Handlungen wie Laden- oder Autodiebstahl, Raubüberfällen und Einbruch spielen die Handlungskonsequenzen eine weitaus wichtigere Rolle, so dass davon ausgegangen werden kann, dass praktisch alle Straftäter einen Rest an Rationalität haben, der sie für grundlegende Kosten-Nutzen-Abwägungen zugänglich macht.

  397. 397.

    Siehe dazu Laue, 2002, S. 14 ff.

  398. 398.

    Siehe Laue, 2002, S. 9 ff.: Diese Taktik entspricht dem Reformmodell der amerikanischen Polizei, das ab der Mitte des 20. Jahrhunderts in Großstädten installiert wurde. Danach beschränkte sich die Polizeiarbeit auf zentral gesteuerte Streifenfahrten in Autos. Fußstreifen und der damit verbundene ständige Kontakt zwischen Polizei und Bewohnern wurden praktisch völlig abgeschafft.

  399. 399.

    Wilson u. Kelling, 1982, beschreiben eine Spirale, in der ein zu wenig überwachter und gepflegter Stadtteil immer weiter absinke und schließlich ganz unkontrollierbar werde, siehe dazu Laue, 1999, S. 278 ff.

  400. 400.

    Siehe dazu Laue, 2002, S. 23 ff.

  401. 401.

    Nach Kahan, 2005, S. 356 f., treten durch eine harte Bestrafungspolitik sogar kontraproduktive Effekte auf, wenn die häufige Verhängung langer Freiheitsstrafen vor allem in Zentrumsstadtteilen mit hoher Minderheitenkonzentration entstehende Sozialgemeinschaften auseinander reißt und die Akzeptanz der staatlichen Institutionen erschwert. Dies dürfte vor allem für die Situation in den USA relevant sein.

  402. 402.

    Siehe Kahan, 2005, S. 357 f.

  403. 403.

    Dies bedeutet nicht, dass Videoüberwachung des öffentlichen Raums nicht einen Platz haben kann innerhalb der kommunalen Kriminalprävention. Sie kann eingesetzt werden, um besondere Problempunkte zu überwachen, wenn es die Beteiligten als eine Unterstützung empfinden. Das kommt in Frage bei Drogenumschlagplätzen oder bei anderen Brennpunkten, zu denen die Stadtteilbewohner keinen effektiven Zugang haben. Dabei werden naturgemäß die Personen, die sich dort aufhalten und überwacht werden, (noch weiter) ausgegrenzt. Dies lässt sich aus der Sicht einer kommunalen Kriminalprävention nach den Grundsätzen der reziproken Theorie nicht vermeiden. Wenn die konventionelle Theorie, das heißt Überwachung durch Externe in einem Stadtteil, in dem kommunale Kriminalprävention betrieben wird, ihren Platz haben soll, dann nur in eng begrenzten Gebieten und mit dem Einverständnis der Beteiligten.

  404. 404.

    Zum Folgenden siehe Fehr u. Fischbacher, 2004, S. 187.

  405. 405.

    Z. B. von Fehr u. Gächter, 2000.

  406. 406.

    Siehe Bowles u. Gintis, 2002, S. 127.

  407. 407.

    Dieser Gedanke ist nicht neu. Bei der Bestrafung von hoch betagten NS-Tätern lassen sich oftmals keine spezialpräventiven Gründe vorbringen: Die Täter sind 40 oder noch mehr Jahre nach ihren Taten sozial gut integriert, die Zeiten haben sich geändert, so dass keine Gefahr besteht, diese Personen würden wieder Gelegenheit bekommen, weitere, gleichartige Straftaten zu begehen. Dennoch wird nicht bestritten, dass weiterhin ein Strafbedürfnis besteht, und zwar durch den notwendigen Schuldausgleich, also eine „absolute“ Strafbegründung, siehe Koriath, 1995, S. 631, aber auch aus Gründen der positiven Generalprävention, „weil ihre Nichtverfolgung das allgemeine Rechtsbewusstsein schwer erschüttern müsste“, siehe Roxin, 2006, § 3 Rn. 44.

  408. 408.

    Diese Haltung erinnert an das Inselbeispiel von Kant, 1797, A 200: „Selbst wenn sich die bürgerliche Gesellschaft mit aller Glieder Einstimmung auflösete (z. B. das eine Insel bewohnende Volk beschlösse, auseinanderzugehen und sich in alle Welt zu zerstreuen), müßte der letzte im Gefängnis befindliche Mörder vorher hingerichtet werden, damit jedermann das widerfahre, was seine Taten wert sind.“ Das Inselbeispiel wird heutzutage vor allem als abschreckendes Beispiel einer allein auf Vergeltung gründenden absoluten Straftheorie genommen. Siehe etwa Roxin, 2006, § 3 Rn. 8: „(…) ist die Vergeltungstheorie heute wissenschaftlich nicht mehr haltbar. (…) Die Idee der Vergeltung fordert auch dort Strafe, wo sie aus Gründen des Rechtsgüterschutzes nicht nötig ist; dann dient aber die Strafe nicht mehr den Aufgaben des Strafrechts und verliert ihre gesellschaftliche Legitimation.“

  409. 409.

    Dieser Effekt entspricht den sog. vergeltenden Vereinigungstheorien, bei denen der Schuldausgleich im Vordergrund steht, präventive Zwecke aber in diesem Rahmen mitverfolgt werden sollen, siehe Roxin, 2006, § 3 Rn. 33 ff.

  410. 410.

    Fehr u. Rockenbach, 2003, S. 139 f.

  411. 411.

    Die Gerechtigkeit der Strafe als Voraussetzung zur Stärkung des Rechtsbewusstseins der Allgemeinheit im Zuge der Integrations- oder positiven Generalprävention hat bereits Müller-Dietz, 1985, S. 824 herausgearbeitet: „Wenn die Kriminalstrafe überhaupt Integrationswirkung hat oder haben kann, dann noch am ehesten diejenige Strafe, die man als gerechte Ahndung der Tat, als Äquivalent für das verwirklichte Tatunrecht ansehen kann. (…) Die Androhung zu hoher oder zu niedriger, also solcher Strafen, die man nach oben oder unten als unangemessen empfindet, wirkt sich (…) eher negativ, d. h. irritierend, das Rechtsbewußtsein verunsichernd und letztlich desintegrierend aus.“

  412. 412.

    Meilensteine waren die beiden Gesetze zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität 1976 (1. WiKG, BGBl. I, S. 2034) und 1986 (2. WiKG, BGBl. I S. 721).

  413. 413.

    Bundeskriminalamt, 2009, S. 27.

  414. 414.

    Bundeskriminalamt, 2009, Anhang Tab. 07.

  415. 415.

    PWC, 2007, S. 16 ff.

  416. 416.

    Siehe hierzu etwa Dannecker, 2007, Rn. 5 ff.

  417. 417.

    Siehe Tiedemann, 2007, Einführung Rn. 19.

  418. 418.

    Siehe nur Schneider, in Göppinger, 2008, § 25 Rn. 4 ff.; Meier, 2007, § 11, Rn. 2 ff.

  419. 419.

    Eisenberg, 2005, § 47 Rn. 4.

  420. 420.

    Siehe Schneider in Göppinger, 2008, § 25 Rn. 7.

  421. 421.

    Siehe Wittig, 1993, S. 14 f.

  422. 422.

    Siehe Eidenmüller, 2005.

  423. 423.

    Siehe Rittner, 2005.

  424. 424.

    Zum Paretokriterium siehe Mathis, 2009, S. 48 ff.; Schäfer u. Ott, 2005, S. 24 ff.

  425. 425.

    Siehe hierzu Mathis, 2009, S. 56 ff.; Schäfer u. Ott, 2005, S. 31 f.

  426. 426.

    Siehe Kaldor, 1939, S. 550: „The effects of the repeal of the Corn Laws could be summarized as follows: i) it results in a reduction in the price of corn, so that the same money income will now represent a higher real income; ii) it leads to a shift in the distribution of income, so that some people’s (i.e., the landlord’s) incomes (at any rate in money terms) will be lower than before, and other people’s incomes (presumably those of other producers) will be higher. Since aggregate Money income can be assumed to be unchanged, if the landlords’ income is reduced, the income of other people must be correspondingly increased.“

  427. 427.

    Kaldor, 1939, S. 550: „… by compensating the landlords for any loss of income and by providing the funds for such compensation by an extra tax on those whose incomes have been augmented. In this way everybody is left as well off as before in his capacity as an income recipient; while everybody is better off than before in his capacity as a consumer.“

  428. 428.

    Hicks, 1939.

  429. 429.

    Schäfer u. Ott, 2005, S. 32.

  430. 430.

    Hicks, 1939, S. 711: „I do not contend that there is any ground for saying that compensation ought always to be given; whether or not compensation should be given in any particular case is a question of distribution, upon which there cannot be identity of interest, and so there cannot be any generally acceptable principle.“

  431. 431.

    Mathis, 2009, S. 56.

  432. 432.

    Coase, 1960. Siehe hierzu einführend Mathis, 2009, S. 69 ff.

  433. 433.

    Siehe oben Kap. 4.7.2.3.

  434. 434.

    Becker, 1968.

  435. 435.

    Hierbei ist zu beachten, dass Vermögensdelikte wie Betrug oder Diebstahl keine unmittelbaren sozialen Kosten verursachen, weil es sich dabei lediglich um Transferleistungen von Opfer zu Täter handelt: Der Verlust des Opfers wird durch den Ertrag des Täters kompensiert. Becker, 1968, S. 171 Fn. 3, geht aber davon aus, dass die vom Täter getätigten Investitionen – Zeit- und Kapitaleinsatz, aber auch die voraussichtliche Dauer der Freiheitsstrafe – als die wahren gesellschaftlichen Kosten in etwa den Verlust auf Seiten des Opfers repräsentieren. Zu alternativen Berechnungsmethoden und ihren Schwierigkeiten siehe Freeman, 1996, S. 38 f.

  436. 436.

    Becker, 1968, S. 172.

  437. 437.

    Becker, 1968, S. 180 f.

  438. 438.

    Ehrlich, 1996, S. 44.

  439. 439.

    Ehrlich, 1996, S. 46 f.

  440. 440.

    Ehrlich, 1996, S. 51: „This market will be in equilibrium when the quantity of crime (…) is such that neither criminals (looking at the net expected return from crime), private individuals (looking at their risk and costs of victimization), nor government (looking at the relevant social welfare function) find it necessary to adjust their behavior and alter the prevailing net return or price associated with crime.“

  441. 441.

    Ehrlich, 1996, S. 62 f.

  442. 442.

    Ehrlich, 1996, S. 63 f.

  443. 443.

    Freeman, 1996, S. 25.

  444. 444.

    Freeman, 1996, S. 33 f.

  445. 445.

    Freeman, 1996, S. 38.

  446. 446.

    Siehe Freeman, 1996, S. 39: Danach stünden für jeden Strafgefangenen oder unter Bewährung stehenden Straftäter 54.000 US-$ pro Jahr zur Verfügung.

  447. 447.

    Siehe für diesen Standpunkt insbesondere DiIulio, 1996, S. 3: „As crime has risen to the top of the nation’s domestic policy agenda, so has the need for a body of policy-relevant knowledge about crime, for theoretical ideas and empirical findings that can be translated into popular discourse and carved into public laws. To be frank, the professional criminologists, sociologists, political scientists, law professors, public management specialists and self-styled practitioner-scholars who have dominated the field are incapable of meeting this challenge. They generally lack the quantitative and formal modelling skills necessary to shed new light on old controversies or provide analytically compelling answers to methodologically complicated questions. In my view, therefore, criminal justice is a field that needs to be conquered by economists.“

  448. 448.

    Siehe dazu Lüdemann, 2007, S. 14 ff.

  449. 449.

    Siehe Eidenmüller, 2005, S. 217 f.

  450. 450.

    Eidenmüller, 2005, S. 217 f.

  451. 451.

    Dazu Lüdemann, 2007.

  452. 452.

    Siehe Eidenmüller, 2005, S. 221: „Die ökonomische Theorie steht damit vor der Herausforderung, den homo oeconomicus im Lichte stabiler und relevanter Rationalitätsdefizite, die systemimmanent bisher nicht erklärbar sind, zu rekonstruieren. Zweifellos geht diese Anpassungsaufgabe mit einem Verlust an Simplizität und Generalität des ökonomischen Verhaltensmodells einher: Die notwendige Metamorphose des homo oeconomicus macht ihn menschlicher. Sie macht ihn aber auch komplizierter.“

  453. 453.

    Larenz, 1991, S. 5.

  454. 454.

    Schmidtchen, 1998, S. 251.

  455. 455.

    Siehe Lüdemann, 2007, S. 16 f.

  456. 456.

    Marwell u. Ames, 1981, S. 296 f.

  457. 457.

    Bei einer Variante gab es signifikante Abweichungen zwischen den Probanden, je nachdem von welchem Versuchsleiter sie in die Spielregeln eingeführt wurden, so dass diese Ergebnisse als verfälscht gelten müssen, s. Marwell u. Ames, 1981, S. 303 f.

  458. 458.

    Auf dem 0,05-Niveau, s. Marwell u. Ames, 1981, S. 306 f.

  459. 459.

    Siehe Marwell u. Ames, 1981, S. 309: „More than one third of the economists either refused to answer the question regarding fair, or gave very complex, uncodable responses. It seems that the meaning of ‚fairness‘ in this context was somewhat alien for this group. Those who did respond were much more likely to say that little or no contribution was ‚fair‘. In addition, the economic graduate students were about half as likely as other subjects to indicate that they were ‚concerned with fairness‘ in making their investment decision.“

  460. 460.

    Marwell u. Ames, 1981, S. 309.

  461. 461.

    Siehe dazu oben Kap. 4.5.3.

  462. 462.

    Carter u. Irons, 1991, S. 173.

  463. 463.

    Worauf dies Unterschiede zurückzuführen sind, bleibt unklar: Dies kann auch daran liegen, dass die Wirtschaftsstudenten bereits in der Schule eine ökonomische Ausbildung genossen haben, wodurch eine modifizierte Lerntheorie neuen Auftrieb bekäme. Möglich ist aber auch eine unterschiedliche Sozialisation, z. B. in einem eher wirtschaftlich-eigennützig orientierten Elternhaus; auch dies könnte für eine Relevanz der Lerntheorie sprechen. Nicht ausgeschlossen werden kann aber auch die Möglichkeit, dass die Unterschiede zwischen „eher eigennützig“ und „eher fair“ angeboren sind. Diese Frage bedarf noch weiterer Klärung.

  464. 464.

    So Becker, 1976, S. XX.

  465. 465.

    Für eine Anwendung des homo oeconomicus-Modells auf „professionelle Wirtschaftsakteure“ z. B. Boers, 2001, S. 348. „Steuerungstheoretisch“ wendet er sich aber gegen ein Stützen auf „die üblichen affirmativen ökonomischen Abschreckungsstudien (im Sinne der negativen Generalprävention)“.

  466. 466.

    Tiedemann, 2007, Rn. 31 f.

  467. 467.

    Anderer Ansicht im letzten Punkt Boers, 2001, S. 348.

  468. 468.

    Burkatzki, 2007, S. 80 ff.

  469. 469.

    Siehe Burkatzki, 2007, S. 131 ff.: Die drei größten von 5 Clustern mit jeweils gut 23 % bildeten die „normorientierten Marktaktivisten“ (sowohl Rechtsnormen als auch ökonomische Effizienz und soziale Verpflichtungen sind in etwa gleich wichtig), die „marktdistanzierten Konventionalisten“ (Rechtsnormen und soziale Verpflichtungen sind wichtig, ökonomische Effizienz dagegen nicht) und die Desinteressierten (alles ist unwichtig). Die viertstärkste Gruppe mit gut 15 % bildeten die „nonkonformen Kommunitaristen“, für die soziale Verpflichtungen wichtig, ökonomische Effizienz und vor allem Rechtsnormen aber unwichtig sind.

  470. 470.

    (Straf-)Rechtsnormen werden vom homo oeconomicus dann beachtet, wenn sie sich in seiner Kosten-Nutzen-Analyse auswirken, aber sie haben für ihn keinen generellen Geltungsanspruch.

  471. 471.

    Bei einigen Delikten gleichrangig mit den nonkonformen Kommunitaristen und – bei Alkohol am Steuer – mit den Desinteressierten, s. Burkatzki, 2007, S. 160 ff.

  472. 472.

    Bussmann, 2004, S. 38.

  473. 473.

    Hefendehl, 2004, S. 21.

  474. 474.

    Der Gesetzestext ist zu finden unter „http://www.sec.gov/about/laws/soa2002.pdf“.

  475. 475.

    Siehe Hefendehl, 2004, S. 21.

  476. 476.

    So etwa durch das „Gesetz zur Intensivierung der Bekämpfung der Schwarzarbeit und damit zusammenhängender Steuerhinterziehung“ vom 23.7.2004 (BGBl. I, S. 1842), durch ein „Gesetz zur Verbesserung der Bekämpfung der organisierten Kriminalität“ vom 4.5.1998 (BGBl. I, S. 845) oder durch das „Gesetz zur Verbesserung der Bekämpfung der Geldwäsche“ vom 8.8.2002 (BGBl. I, S. 3105). Siehe zu der Fixierung auf Strafrechtsverschärfungen bei der Prävention der Wirtschaftskriminalität Hefendehl, 2006, S. 119 f.

  477. 477.

    Bussmann, 2004, S. 37 ff.: Die Begründung: 1. Strafanzeigen bergen unkalkulierbare Risiken für Unternehmen; 2. die strafrechtliche Verfolgung gilt als ineffizient; 3. die abschreckende Wirkung von Strafen wird überschätzt und 4. die Drohung mit Strafanzeigen hemmt Entdeckung und Aufklärung.

  478. 478.

    Greenberg, 1990, S. 565.

  479. 479.

    Siehe Bannenberg, 2007, Rn. 24.

  480. 480.

    Schneider, 2003b, S. 650.

  481. 481.

    Siehe dazu auch Bussmann, 2004.

  482. 482.

    Sieber, 2008, S. 451.

  483. 483.

    Dieser Kodex ist der im Januar 2002 verabschiedete Abschlussbericht der im August 2001 vom BMJ eingesetzten Kodexkommission. Ihr gehörten herausragende Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft an. Der Kodex ist keine Rechtsvorschrift, ihm wird aber etwa durch § 161 AktG eine gewisse Verbindlichkeit verliehen, indem Vorstand und Aufsichtsrat von börsennotierten Unternehmen einmal jährlich darüber Rechenschaft ablegen müssen, in wie weit der Kodex vom Unternehmen eingehalten und umgesetzt wurde.

  484. 484.

    Nach Zimmermann et al., 2004, können Unternehmen, die den deutschen Corporate Governance Kodex einhalten, mit einer um 10 % höheren Aktienrendite rechnen. Skeptisch hierzu Hefendehl, 2006, S. 123 f.

  485. 485.

    Siehe etwa Ohrtmann, 2009, S. 4 f., die alleine für das Korruptionsbekämpfungsprogramm von Siemens Rechtsberatungskosten von 770 Mio. € nennt.

  486. 486.

    Siehe etwa 4.1.3. des Deutschen Corporate Governance Kodex: „Der Vorstand hat für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und der unternehmensinternen Richtlinien zu sorgen und wirkt auf deren Beachtung durch die Konzernunternehmen hin (Compliance).“

  487. 487.

    Sieber, 2008, S. 455.

  488. 488.

    Siehe dazu Hauschka, 2004.

  489. 489.

    Sieber, 2008, S. 458.

  490. 490.

    Sieber, 2008, S. 460.

  491. 491.

    Zum Einfluss von Werten auf die Begehung von Wirtschaftsstraftaten siehe eingehend Hermann, 2008.

  492. 492.

    Walter, 2006, S. 50.

  493. 493.

    Siehe etwa Eisenberg, 2005, § 48 Rn. 1 ff.; Schmölzer, 2003, S. 58 ff.; Maschke in Göppinger, 2008, § 24 Rn. 136 ff. Kaiser, 1996, § 42 Rn. 26 ff.; Schneider, 1987, S. 561 ff.

  494. 494.

    Siehe Bundeskriminalamt, 2009, Tab. 20.

  495. 495.

    Bundeskriminalamt, 2009, S. 72.

  496. 496.

    Siehe Bundesministerium des Innern, 2001, S. 60 f.: „Die seit 1984 festzustellende Zunahme der Tatverdächtigen der Gewaltkriminalität ist zu 84 % der männlichen Bevölkerung zuzurechnen.“

  497. 497.

    Beim Anstieg der registrierten Tatverdächtigen ab dem Jahre 1993 mit einem Höhepunkt im Jahre 1998 sind die Frauen mit einem Anteil von 40 % der zusätzlichen Tatverdächtigen im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Gesamtverdächtigenzahl überproportional vertreten, siehe Schmölzer, 2003, S. 59, doch gab es keine Phase und fast keinen Deliktsbereich, in denen Frauen mehr Taten begangen haben als Männer.

  498. 498.

    Bundeskriminalamt, 2009, Tab. 20.

  499. 499.

    Lediglich bei der Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht nach § 171 StGB sind Frauen mit 72 % unter den Tatverdächtigen deutlich stärker vertreten als Männer, s. Bundeskriminalamt, 2009, Tab. 20, S. 20.

  500. 500.

    Schwind, 2010, § 3 Rn. 47 a; Bundesministerium des Innern, 2001, S. 60 f.

  501. 501.

    Heinz, 2002, S. 135.

  502. 502.

    Siehe Heinz, 2002, S. 135 f. Fn. 15.

  503. 503.

    Eisenberg, 2005, § 17 Rn. 4.

  504. 504.

    Die Angaben für die mit * versehenen Jahre stammen von Exner, 1949, S. 139; die restlichen Angaben aus eigenen Berechnungen aus der Strafverfolgungsstatistik (Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Rechtspflege Strafverfolgung, Fachserie 10 Reihe 3). Die mit ** versehenen Daten entstammen Bayer. Statist. Landesamt, 1937, S. 6, 8, und zeigen die Besonderheiten des Krieges, in dem ein großer Teil der Männer Kriegsdienst leistete und keine Möglichkeit zur Straftatbegehung im Heimatland hatte. Die Zahl der Verurteilten sank in dieser Phase sehr deutlich und der relative Anteil der verurteilten Frauen stieg dementsprechend.

  505. 505.

    Verhältniszahlen errechnet aus den Kriminalitätsbelastungsziffern (Tatverdächtige, Angeklagte, Verurteilte, verurteilte Gefangene pro 100.000 Einwohner) nach dem 7 th UN Crime Survey, S. 89 ff., 144 ff., 229 ff., 294 ff.

  506. 506.

    Siehe Harvey et al., 1992, S. 212.

  507. 507.

    Hermann u. Weninger, 1999, S. 760. Die Gründe für das Unbekannt-Bleiben eines großen Teils der Kriminalität sind vielfältig: Sie reichen von sog. opferlosen Delikten, die nicht wahrgenommen werden, über Handlungsweisen, die von den Opfern nicht als Straftaten eingeschätzt werden – eine gestohlene Sache wird als verloren bewertet, ein geschickter Betrug wird nicht erkannt oder eine Straftat ist im (strafbaren) Versuch stecken geblieben –, bis hin zu wahrgenommenen, aber nicht angezeigten Straftaten. Aus empirischen Untersuchungen gibt es für das Unterlassen einer Anzeige vielfältige Gründe, wobei insbesondere mangelndes Interesse an der Verfolgung des Täters – vor allem angesichts eines geringen Schadens – und die angenommene Erfolglosigkeit der Anzeige eine bedeutende Rolle spielen, Schwind et al., 2001, S. 205 ff.; siehe auch Heinz, 1996, S. 92 ff. Als Motive für die Erstattung einer Anzeige sind insbesondere bedeutsam: Versicherungsbedingungen, die eine Anzeige erfordern; das Bedürfnis nach Ermittlung und nach Bestrafung des Täters; die Schadenshöhe; Prävention und das Bedürfnis nach Hilfe, Kilchling, 1995, S. 220 ff.; ganz ähnlich Schwind et al., 2001, S. 202.

  508. 508.

    Heinz, 2002, S. 132 f.

  509. 509.

    Schwind, 2010, § 2 Rn. 66a.

  510. 510.

    Schwind, 2010, § 20 Rn. 9a; Meier, 2007, § 9 Rn. 35.

  511. 511.

    Nach Kilchling, 1995, S. 214, beträgt die Anzeigequote bei „sexuellen Angriffen“ nur 13,3 %.

  512. 512.

    Hermann u. Weninger, 1999, S. 765.

  513. 513.

    Das gilt insbesondere für Gewaltdelikte, siehe Pfeiffer u. Wetzels, 2001, S. 125 ff.

  514. 514.

    Siehe etwa Mansel u. Hurrelmann, 1998, S. 96 ff.

  515. 515.

    Heinz, 2002, S. 139 f. Für einen internationalen Vergleich siehe auch die Ergebnisse einer Meta-Analyse bei Gottfredson u. Hirschi, 1990, S. 145 f. Für die Niederlande siehe Junger-Tas, 1989, S. 34: 1:1,5.

  516. 516.

    In Dunkelfelduntersuchungen findet sich in einigen Deliktsbereichen häufig eine (annähernde) Gleichverteilung, so etwa nach Heinz, 2002, S. 140, bei Beförderungserschleichung und Ladendiebstahl, nach Junger-Tas, 1989, S. 34, darüber hinaus auch bei „Graffiti“. Ähnliche Ergebnisse, mit allerdings noch mehr gleich verteilten Deliktsbereichen für England/Wales berichten Shaw u. Riley, 1989, S. 75, Appendix 1.

  517. 517.

    Heinz, 2002, S. 140; erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern stellte Junger-Tas, 1989, S. 34, bei „Vandalismus“, Brandstiftung, Hehlerei, Fahrraddiebstahl und Einbruch fest.

  518. 518.

    Siehe Mansel u. Hurrelmann, 1998, S. 97.

  519. 519.

    Heinz, 2002, S. 140; Pfeiffer u. Wetzels, 2001, S. 126 f.

  520. 520.

    Nach Archer, 2000, S. 664, ist bei den Ergebnissen seiner Meta-Analyse zu unterscheiden zwischen einer Betrachtung der Taten und deren Konsequenzen: „When measures were based on specific acts, women were significantly more likely than men to have used physical aggression toward their partners and to have used it more frequently, although the effect size was very small (d = −.05). When measures were based on the physical consequences of aggression (visible injuries or injuries requiring medical treatment), men were more likely than women to have injured their partners, but again effect sizes were relatively small (d = .15 and .08).“ Siehe auch Frieze, 2000, S. 682, die erst unter Einbeziehung von Stalking eine Mehrbelastung von Männern bei der Gewalt in heterosexuellen Partnerschaften feststellen kann. O’Leary, 2000, S. 688 f., weist auf den Widerspruch zwischen Archers Ergebnissen und den Erfahrungen aus klinischen Untersuchungen hin. White et al., 2000, S. 690 ff., kritisieren das methodische Vorgehen von Archer und das der von ihm ausgewerteten Studien. BMI, 2001, S. 75, resümieren zum deutschen Datenbestand: „Die Befunde zeigten, dass männliche und weibliche Befragte etwa gleich häufig über Opfererfahrungen im familiären Kontext berichteten. Der Schweregrad der Gewalt, den weibliche Befragte erlitten, war in Durchschnitt jedoch höher. Zudem waren im Bereich der sexuellen Gewalt Frauen die nahezu alleinigen Betroffenen.“ Frude, 1994, S. 153, resümiert: „Thus although husbands and wives might be said to be ‚aggressive‘, many more husbands than wives are ‚violent‘ “. Siehe auch Bock, 2003, S. 25 ff.

  521. 521.

    Zum selben Ergebnis kommen auch Gottfredson u. Hirschi, 1990, S. 145: „Men are always and everywhere more likely than women to commit criminal acts.“

  522. 522.

    Siehe etwa Sagel-Grande, 1988: „Zur Erklärung der Frauenkriminalität“; Leder, 1988: „Frauen- und Mädchenkriminalität“; Amelunxen, 1958: „Die Kriminalität der Frau“.

  523. 523.

    Eine Erklärung für dieses Paradoxon wird darin gesehen, dass ab dem Zeitpunkt der erstmaligen Geschlechterdifferenzierung in den Kriminalstatistiken die augenfällige Minderbelastung der Frauen mit Kriminalität ins Bewusstsein rückte und als erklärungsbedürftig angesehen wurde, siehe Schmölzer, 2003, S. 62.

  524. 524.

    Kersten, 1997, S. 25.

  525. 525.

    Siehe den Überblick bei Schmölzer, 2003, S. 62 f. und dies., 1995, S. 226 ff.

  526. 526.

    Siehe Kaiser, 1996, § 43 Rn. 33.

  527. 527.

    Siehe Lombroso u. Ferrero, 1894, S. 348 f.; siehe auch S. 14: Die Autoren betrachten die unterschiedliche Körpergröße und Kraft der Geschlechter bei den Säugetieren und sehen darin Belege für die „Superiorität“ des Mannes und die „Inferiorität“ der Frau. Diese Unterschiede hängen – was an sich richtig ist, s. u., aber von Lombroso/Ferrero gänzlich falsch interpretiert wird – mit den unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien zusammen. Dabei ist beim Mann vor allem Variabilität gefragt. Sie kommen zu dem Zwischenfazit: „So ist erklärlich, wie unter dem Einflusse der Lebensbedingungen das männliche Geschlecht, einem biologischen Gesetze folgend, das weibliche in der Entwicklung überholen konnte. Das Männchen ist also nichts als ein vollkommenes, infolge besonderer Entwicklung der sekundären Geschlechtscharaktere variabler gewordenes Weibchen.“

  528. 528.

    Lombroso u. Ferrero, 1894, S. 348 f., stehen vor dem Problem, dass Kriminalität als evolutionärer Atavismus angesehen wird, also als Rückfall auf überwundene Evolutionsstufen. Dies müsste bei Frauen, die ja nach Lombroso/Ferrero evolutionär weniger entwickelt sind als Männer, eigentlich häufiger geschehen, so dass sie eine höhere Kriminalitätsbelastung aufweisen sollten. Dass dies nicht der Fall ist, liegt nach Lombroso/Ferrero an der geringeren Variabilität der Frau, an ihrer „eigenthümlich konservativen Tendenz“ (a. a. O., S. 349).

  529. 529.

    Grundlage der Prostitution ist die „ethische Idiotie“, Lombroso u. Ferrero, 1894, S. 536: Zwar war die Prostitution in der längsten Zeit der Menschheitsgeschichte eine normale Erscheinung mit durchaus wichtigen gesellschaftlichen und kulturellen Funktionen, doch gilt sie heute als verwerflich und ist bei der Frau ein Indiz für diejenige biologisch-psychologische Konstitution, die beim Mann zum Verbrechen führt, s. Lombroso u. Ferrero, 1894, S. 576: „Die Identität zwischen der Verbrechernatur und der Dirnennatur ist auf anatomischem und psychologischem Gebiete so vollständig wie nur möglich; beide sind identisch mit dem Typus des sittlich idiotischen Degenerirten, und somit auch einander gleich. Wir finden bei ihnen dieselben Defekte des sittlichen Gefühls, dieselbe Herzlosigkeit, dieselbe frühe Lust am Bösen, dieselbe Gleichgültigkeit gegen die Ausstossung aus der Gesellschaft, die den Mann mit Vergnügen Lump, das Weib mit Genuss Dirne sein lässt (…). Die Prostitution ist nur die weibliche Erscheinungsform der Kriminalität, beides sind analoge, parallele Phänomene, die miteinander verschmelzen (…). Psychologisch untersucht, erweist sich also die Prostituierte als eine Verbrechernatur; wo sie nicht eigentliche Verbrechen begeht, liegt das daran, dass physische Schwäche und spärliche Intelligenz ihr das erschweren, vor allem aber, weil sie in der Prostitution das Mittel hat, alle ihre Wünsche zu befriedigen, und dass sie nach dem Gesetze der Wahl des kleinsten Kraftaufwandes dieses Mittel vorzieht.“

  530. 530.

    Pollak, 1950, S. 125 ff.

  531. 531.

    Pollak, 1950, S. 151: „One of the outstanding concomitants of the existing inequality between the sexes is chivalry and the general protective attitude of man toward woman. This attitude exists on the part of the male victim of crime as well as on the part of the officers of the law, who are still largely male in our society. Men hate to accuse women…“ Die Ritterlichkeit der männlich dominierten Strafverfolgungsinstanzen zeigt sich nach empirischen Untersuchungen vor allem gegenüber Frauen, die dem klassischen weiblichen Rollenbild entsprechen und Kinder zu versorgen haben, siehe Koons-Witt, 2002, S. 307 f., 320.

  532. 532.

    Für die Aufrechterhaltung der Gleichverteilungsthese Leder, 1988.

  533. 533.

    Kritisch zu diesen neueren biologischen Erklärungsansätzen Franke, 2000, S. 42 ff.; wohlwollender dagegen Sagel-Grande, 1998, S. 996 ff.

  534. 534.

    Amelunxen, 1958, S. 7.

  535. 535.

    Siehe etwa Amelunxen, 1958, S. 12 f., 33 f.

  536. 536.

    Siehe etwa mit einem macht- und gesellschaftskritischen Anspruch Gipser, 1981, S. 448 ff. Zum Ansatz der feministischen Kriminologie siehe Hermann, 2004, S. 570 sowie Kunz, 2004, § 9 Rn. 46 ff.; siehe auch Hopkins Burke, 2005, S. 164 ff. Meist wird an die „sex-gender“-Debatte angeknüpft, wonach dem biologischen Geschlecht keine Bedeutungsrelevanz zugewiesen wird, sondern Geschlechterverhältnisse als soziale, interaktive und kulturelle Konstruktionen aufgefasst werden, siehe Popp, 2003, S. 199.

  537. 537.

    Kaiser, 1996, § 43 Rn. 43.

  538. 538.

    Siehe Adler, 1975; der Zusammenhang zwischen sozialer Emanzipation und steigender Frauenkriminalität wird allerdings bereits bei Pollak, 1950, S. 69 ff., untersucht und bejaht.

  539. 539.

    Empirisch belegt sie ihre These damit, dass der Anstieg bei bestimmten Delikten bei Frauen im Zeitraum von 1960 bis 1972 sehr viel höher gewesen sei als der Anstieg bei Männern: So stieg die Zahl der wegen Raubes inhaftierten Frauen z. B. um 277 %, während die Zahl der wegen desselben Delikts inhaftierten Männer nur um 169 % stieg. Bei Unterschlagung stieg die Zahl der Frauen um 280 %, die der Männer um 50 %, bei Diebstahl betrugen die Steigerungsraten 303 % bei den Frauen, 50 % bei den Männern und bei Einbruch gebe es 168 % mehr Frauen und 63 % mehr Männer, siehe Adler, 1975, S. 16. In dieser Zeit habe aber auch die Emanzipation der Frauen große Fortschritte gemacht, a. a. O., S. 25 ff. Adler bedient sich bei ihrer Darstellung der Steigerungsraten aber, wie Dittmann u. Hermann, 1999, S. 73, zeigen, eines statistischen Kunstgriffs: Sie untersucht nicht die Geschlechterrelationen, sondern vergleicht Kriminalitätsraten und dramatisiert dadurch Veränderungen bei absolut kleinen Zahlen. Dittmann/Hermann, a. a. O., machen dies an einem Beispiel deutlich: 1971 sind 233 Männer und 6 Frauen wegen Diebstahls mit Waffen verurteilt worden, 1996 479 Männer und 23 Frauen. In diesem Zeitraum betrug die Steigerungsrate bei den Männern 106 %, bei den Frauen 284 %. Noch immer sind im Jahre 1996 vergleichsweise sehr wenig Frauen wegen dieses Delikts auffällig, wegen dieser geringen Anzahl haben sie aber eine beeindruckende Steigerungsrate. Empirisch lässt sich der Emanzipationsansatz kaum bestätigen, siehe dazu Dittmann u. Hermann, 1999, S. 80 ff.

  540. 540.

    Siehe etwa Eisenberg, 2005, § 48 Rn. 51; Schneider, 1987, S. 565.

  541. 541.

    Kaiser, 1996, § 43 Rn. 44.

  542. 542.

    Hermann, 2004, S. 570.

  543. 543.

    Hermann, 2003.

  544. 544.

    Hermann, 2003, S. 192 f., unterscheidet drei Wertedimensionen, die jeweils verschiedene Orientierungen beinhalten. Moderne materialistische Werte umfassen eine „subkulturell-materialistische“ oder eine „hedonistische Orientierung“. Moderne idealistische Werte beinhalten die „sozialintegrative Orientierung“, „sozialen Altruismus“, eine „ökologisch-alternative“ oder eine „politisch-tolerante Orientierung“. Traditionelle Werte umfassen eine „normorientierte Leistungsethik“, „konservativen Konformismus“ oder eine „religiöse Orientierung“.

  545. 545.

    Hermann, 2004, S. 580 f.

  546. 546.

    Siehe Hermann, 2004, S. 578.

  547. 547.

    Hermann, 2004, S. 581.

  548. 548.

    Kaiser, 1996, § 43 Rn. 40.

  549. 549.

    So mit einiger Klarheit schon Exner, 1949, S. 139, nachdem er die unterschiedliche Kriminalitätsbelastung zwischen Männern und Frauen in verschiedenen Ländern referiert. Er kommt zu dem Schluss, dass „nicht ein äußerer Grund, sondern die biologische Eigenart der Frau hier die Hauptrolle spielt. Aber freilich – und das ist die zweite aus jenen Zahlen ableitbare Erkenntnis – die Verschiedenheit der seelischen und körperlichen Anlage kann es allein nicht sein, welche das Geschlechterverhältnis bestimmt, sonst wäre kaum verstehbar, daß es in den einzelnen Gebieten des In- und Auslands so sehr wechselt.“ Auch Sagel-Grande, 1998, S. 996 ff., setzt sich mit der oben zitierten Schlussfolgerung Kaisers auseinander und kommt zu einem „sowohl als auch“ von „biologisch-anthropologischen“ und sozial-kulturellen Faktoren.

  550. 550.

    Buss u. Shackelford, 1997, S. 612. Siehe auch Le Boeuf u. Reiter, 1988, S. 344 f.: Polygyny in this species is extreme: as few as 5 out of 180 males may be responsible for 48 % to 92 % of the mating observed with up to 470 females during a breeding season. Adult males are three to seven and a half times heavier than adult females. Maximum age attained is fourteen years for males and seventeen years for females.“

  551. 551.

    Clutton-Brock et al., 1988, S. 339 ff.

  552. 552.

    Siehe Alexander et al., 1979, S. 403 ff.

  553. 553.

    Alexander et al., 1979, S. 428 f.

  554. 554.

    Paul, 1998, S. 108 f.

  555. 555.

    Siehe Harvey u. Harcourt, 1984, S. 598.

  556. 556.

    Clutton-Brock, 1988, S. 474 f.

  557. 557.

    Paul, 1998, S. 109.

  558. 558.

    Alexander et al., 1979, S. 417 ff.

  559. 559.

    Das entspricht nach Alexander et al., 1979, S. 415, den moderat polygynen Primatenarten.

  560. 560.

    Die Zunahme in der Körpergröße bei den Menschen vom Mittelalter bis zur aktuellen Zeit ist kein evolutionäres Phänomen – dafür wäre die Zeit mit ungefähr 40 Generationen zu kurz –, sondern auf die besseren Ernährungsmöglichkeiten vor allem in der Kindheit und Adoleszenz zurückzuführen.

  561. 561.

    Anschaulich Sterelny u. Griffiths, 1999, S. 13 ff.

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Laue, C. (2010). Die Evolution der Kooperation. In: Evolution, Kultur und Kriminalität. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-12689-5_4

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