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Kranke, Ströme, Strahlenfelder – Medizin und Elektrizität um 1900

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Illustrierte Geschichte der Medizin
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Zusammenfassung

Die Beziehungsgeschichte zwischen äußeren Kräften, wundersamen Fluiden oder magnetischen Feldern und der Medizin ist alt. Bereits lange vor 1900 hatten beide eine durchaus innige Verbindung konstituiert, die gleichwohl nicht immer frei von Wunderglauben, Scharlatanerie und Betrug war. Stellvertretend hierfür mag die Geschichte des Mesmerismus gelten, der zunächst im französischen Ancien régime, aber bald auch im revolutionären Frankreich und schließlich in ganz Europa heftigste Debatten um die Heilkraft des tierischen Magnetismus, des animalischen Fluidums auslöste und doch kaum mehr war als subtile Suggestion. Es gab daneben aber jenseits profitabler Scharlatanerie seit dem Altertum immer wieder auch die ernsthafte Beschäftigung mit der Heilwirkung der Elektrizität. Über den Einsatz der reibungselektrischen Wirkungen des Bernsteins (Elektron) hatten bereits die antiken medizinischen Schriftsteller Scribonius Largus, Plinius und Dioscorides berichtet, bevor die Reibungs- und statische Elektrizität seit der Mitte des 18. Jahrhunderts nach der Erfindung besonderer »Elektrisiermaschinen« (1744) als «belebendes Reizmittel bei entsprechend isolierten Patienten in der Form des sogenannten elektrischen Bades oder »Hauches« oder »Funkens« bei allerlei Krankheiten (Lähmungen, Veitstanz, Neuralgien, Rheumatismus) Anwendung finden sollten. Auch außerhalb Europas, so etwa in Westafrika, hatte die ›natürliche‹ Elektrizität der Zitterrochen, die in besonderen Teichen gehalten wurden, lange vor dem Kontakt mit der europäischen Medizin die Heilkunde bereichert, ohne dass freilich die physikalischen Hintergründe dieser »mythischen elektrischen Bäder« bekannt gewesen wären. Erst die Elektrophysik der Aufklärung lieferte ein breiteres, rational nachvollziehbares Anwendungsspektrum des therapeutischen Einsatzes der Elektrizität. Der Streit zwischen Alessandro Volta (1745–1827) und Luigi Galvani (1737–1798) um die Existenz tierischer Elektrizität erregte die aufgeklärten europäischen Gelehrtenköpfe und befruchtete die Literatur bis in die Romantik. Allenthalben wurde nun auch mit dieser geheimnisvollen Elektrizität experimentiert. So nahm Alexander von Humboldt 1795 Selbstversuche mit galvanischen Reizströmen vor, die erst wenige Jahre zuvor (1789) entdeckt worden waren. Therapeutische Experimente dieser Art wurden durch die Entdeckung der Volta'schen Säule (1800) auf einem weiten Indikationsfeld populär.

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Eckart, W.U. (2011). Kranke, Ströme, Strahlenfelder – Medizin und Elektrizität um 1900. In: Illustrierte Geschichte der Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-12610-9_8

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