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Möglichkeiten und Grenzen von Rationierung und Priorisierung im Gesundheitswesen

Anmerkungen aus medizinethischer Sicht

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Gesundheit und Wirtschaftswachstum

Zusammenfassung

Um die Ausgaben für das Gesundheitssystem zu begrenzen, werden vor allem drei Strategien diskutiert: Die Effizienzsteigerung durch den wirksamen Einsatz aller Ressourcen (Rationalisierung), die Zuteilung knapper Gesundheitsgüter unter der Prämisse, dass die Nachfrage das finanzierbare Angebot übersteigt (Rationierung) und die Feststellung einer Vorrangigkeit bestimmter Indikationen, Patientengruppen oder Therapiemethoden bei gleichzeitiger Beschränkung der Finanzierung auf die Optionen mit hoher Priorität (Priorisierung).

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Notes

  1. 1.

    Rabbata u. Meißner (2009, S. C837–C839). Ärztetag. Protest gegen Rationierung von Therapien, 21.05.2009, 2009 Financial Times Deutschland: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:%C4rztetag-Protest-gegen-Rationierung-von-Therapien/517004.html [letzter Aufruf: 31.5.2009]; Prioritätenliste. Empörung über Ärztelobby, Focus online 20.05.2009: http://www.focus.de/politik/deutschland/gesundheitspolitik/prioritaetenliste-empoerung-ueber-aerztelobby_aid_400856.html [letzter Aufruf: 31.5.2009]. Vgl. auch Nationaler Ethikrat (2007).

  2. 2.

    Pressemitteilung der Bundesärztekammer. Ärztetag fordert Regeln für den Umgang mit der Mittelknappheit. Mainz, 20.05.2009: http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=3.71.6895.7172.7225 [letzter Aufruf: 31.5.2009].

  3. 3.

    Die Krankenkassen erhalten Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds. In diesen gehen hauptsächlich die Beiträge aus der Hauptgruppe der erwerbstätigen Versicherten ein, der Arbeitnehmer und ihrer Arbeitgeber. Die Beitragssätze betragen seit dem Inkrafttreten des Gesundheitsfonds zum 1. Januar 2009 gem. GKV-BSV Vorlage bundeseinheitlich: allgemein: 15,5% (ab 1. Juli 2009: 14,9%), ermäßigt: 14,9% (ohne Anspruch auf Krankengeld, ab 1. Juli 2009: 14,3%), jeweils inklusive 0,9% Zusatzbeitrag für Versicherungsnehmer.

  4. 4.

    Zum vergleichsweise geringen Einfluss medizinischer Leistungen auf den allgemeinen Gesundheitszustand vgl. Kopetsch (2001, S. 87 ff.) – auch bei Huster (2006, S. 122).

  5. 5.

    Vgl. hierzu Abschn. 4 dieses Beitrages.

  6. 6.

    Die Frage nach der Finanzierbarkeit von Gesundheit offenbart zudem ein ethisches Dilemma: Angesichts der Mittelknappheit muss eine Bewertung menschlichen Lebens unter finanziellen Aspekten erfolgen. Andererseits teilt das Gros der Bevölkerung die Grundüberzeugung, dass menschliches Leben unbezahlbar bzw. nicht in Geldwerten zu bemessen ist. Dies erklärt z. B. die Kritik an der Festlegung von Obergrenzen von Leistungen oder bei ökonomischen Evaluationen auf der Grundlage von QUALYS (Quality Adjusted Life Years).

  7. 7.

    Vgl. hierzu auch Abschn. 4 dieses Beitrages.

  8. 8.

    Grenznutzen ist ein Begriff aus der Ökonomie, der von der Erkenntnis ausgeht, dass mit zunehmendem Verbrauch der Nutzen eines Gutes für das betroffene Individuum abnimmt. Er bezeichnet den Nutzenzuwachs, der durch die jeweils letzte verbrauchte Einheit erzielt wurde (z. B. Wie viel mehr an Gesundheitsfürsorge bringt eine dritte gegenüber einer zweiten Nachkontrolle nach erfolgter Wundversorgung?).

  9. 9.

    Zum Beispiel Kürzungen in anderen Bereichen oder Steuererhöhungen.

  10. 10.

    Eine solche Thematisierung erfolgt auch deshalb nicht, weil der Arzt die Budgetierung nach Kassenrecht nicht an den Patienten weitergeben darf und er sich im Grunde vertragsbrüchig verhält.

  11. 11.

    Des ungeachtet können im Einzelfall bestimmte Behandlungsalternativen auch ohne feste Altersgrenzen mangels Erfolgsaussicht ausscheiden, wenn z. B. bestimmte, ggf. altersbedingte (Begleit-)Erkrankungen vorliegen.

  12. 12.

    Für die statistischen Rahmenbedingungen der Umfrage, die Analysedaten und die Diskussion der Ergebnisse sei auf den „Gesundheitsmonitor 2009“ und hierin auf den Beitrag von Müller u. Groß (2009) verwiesen.

  13. 13.

    Im Hintergrund steht möglicherweise die Ansicht, dass eine Rationierung innerhalb einer Solidargemeinschaft nicht über politische Instanzen, sondern über demokratisch legitimierte Gremien dieser Solidargemeinschaft laufen sollte.

  14. 14.

    Für die nachfolgenden Kriterien vgl. auch Daniels u. Sabin (1997) sowie Wallner (2004).

  15. 15.

    Patientenvertreter nehmen im Ausschuss mit beratender Stimme teil; diese werden vom Deutschen Behindertenrat, der BundesArbeitsGemeinschaft der PatientInnenstellen, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e. V. sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband benannt.

  16. 16.

    http://www.nice.org.uk/getinvolved/patientandpublicinvolvement/patientandpublicinvolvementpolicy/patient_and_public_involvement_policy.jsp [letzter Aufruf: 31.5.2009].

  17. 17.

    Pressemitteilung der Bundesärztekammer. Ärztetag fordert Regeln für den Umgang mit der Mittelknappheit. Mainz, 20.05.2009: http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=3.71.6895.7172.7225 [letzter Aufruf: 31.5.2009].

  18. 18.

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/968519/ [letzter Aufruf: 31.5.2009].

  19. 19.

    http://www.zeitjung.de/TAGSCHAU/tagschau,2892,Der-Onkel-Doktor-in-Zukunft-teurer-Luxus,1242750875.html [letzter Aufruf: 31.5.2009].

  20. 20.

    http://www.focus.de/finanzen/versicherungen/krankenversicherung/tid-14345/gesundheitswesen-kein-platz-fuer-unbegrenzte-naechstenliebe_aid_401173.html [letzter Aufruf: 31.5.2009].

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Groß, D., Schäfer, G., Westermann, S. (2010). Möglichkeiten und Grenzen von Rationierung und Priorisierung im Gesundheitswesen. In: Fischer, M., Meyer, S. (eds) Gesundheit und Wirtschaftswachstum. Gesundheit und Medizin im interdisziplinären Diskurs. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-11585-1_9

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