Skip to main content

Der Embryo in vitro: „Mitmensch“ oder bloßer „Zellhaufen“?

Zu den Überzeugungsbemühungen innerhalb der verfassungsrechtlichen Debatte um die embryonale Stammzellenforschung

  • Chapter
  • 1788 Accesses

Part of the book series: Heidelberger Jahrbücher ((HJB,volume 52))

Auszug

Hinter dem Begriff der Humangenetikdebatte verbirgt sich eine umfassende Diskussion über Werte, Normen, Chancen und Bedrohungen, an der sich die unterschiedlichsten Fachrichtungen beteiligen. Was ist zu dieser Problematik nicht alles bereits gesagt und geschrieben worden? Die Zahl der Beiträge hierzu wächst stetig, da die Aktualität der Frage um den Beginn und Wert des menschlichen Lebens ungebrochen ist. In allen Diskussionsbeiträgen wird, obgleich mit unterschiedlicher Gewichtung, auf die Ambivalenz der neuen Forschungsrichtung hingewiesen. Auf der einen Seite stehen die Chancen, Hoffnungen und Möglichkeiten, die man sich insbesondere von der embryonalen Stammzellenforschung (ES-Forschung) verspricht, auf der anderen Seite werden Befürchtungen laut und Warnungen vor den Risiken ausgesprochen. Der Erlass des von Verboten geprägten Embryonenschutzgesetzes (ESchG) im Jahr 1990 und der des Stammzellengesetzes (StZG) im Jahr 2002 konnte lediglich einige „Pflöcke“ in die Debatte schlagen, beendet wurde sie damit nicht.1 Die Forderungen nach Beibehaltung, Verschärfung oder Schwächung, bis hin zur Abschaffung der in Frage stehenden gesetzlichen Regelungen, werden unabhängig davon, welchem Standpunkt der Gesetzgeber sich anschließt, fortbestehen bleiben.

Dr. anne barbara lungstras, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projektes „Überzeugungsstrategien“ am Juristischen Seminar der Universität Heidelberg (2004–2006),ist Rechtsanwältin in einer medizinrechtlichen Kanzlei in Berlin.

Das ESchG (BGBl.1990 I S.2746) stellt u. a. die Erzeugung menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken sowie jegliche Verwendung der Embryonen zu fremdnützigen Zwecken unter Strafe. Das StZG (BGBl I 2002,2277) ermöglicht die Forschung an den Stammzellen, in dem es unter bestimmten Bedingungen den Import der Zellen aus demAusland erlaubt.Am 11.04.2008 stimmte das Parlament über eine Änderung des Stammzellengesetzes ab. Nach einer langen Debatte ergab sich eine Mehrheit für die Verschiebung des Stichtages auf den 1.Mai 2008.Nur solche Stammzellen, die vor diesem Stichtag im Ausland hergestellt wurden, dürfen nach Deutschland eingeführt werden.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Alexy R (1978) Theorie der juristischen Argumentation. Frankfurt: Suhrkamp

    Google Scholar 

  • Aristoteles Rhetorik. Übers. und hrsg. von Gernot Krapinger (1999). Stuttgart: Reclam

    Google Scholar 

  • Bayer K (1999) Argument und Argumentation — Die logische Grundlage der Argumentationsanalyse. Opladen: Vandenhoeck & Ruprecht

    Google Scholar 

  • Beckmann R (2001) Der Embryo ist kein Rechnungsposten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 108: 52

    Google Scholar 

  • Beckmann R (2001a) Rechtsfragen der Präimplantationsdiagnostik. In: Medizinrecht 4:169

    Google Scholar 

  • Beckmann R (2003) Der Embryo und die Würde des Menschen. In: Beckmann R, Löhr M (Hrsg.): Status des Embryo, Medizin — Ethik — Recht. Würzburg: Naumann Verlag, 170

    Google Scholar 

  • Benda E (2001) Die Verfassung und das Leben. In: Geyer C (Hrsg.) Biopolitik — Die Positionen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 247

    Google Scholar 

  • Benda E (2001a) Verständigungsversuche über die Würde des Menschen. In: Neue Juristische Wochenschrift 30: 2147–2150

    Google Scholar 

  • Benda E (2004) Das Verhältnis von Menschenwürde und Lebensrecht. In: Klein E, Menke C (Hrsg.) Menschenrechte und Bioethik. Berlin: bwv, 49–53

    Google Scholar 

  • Böckenförde E (2003) Menschenwürde als normatives Prinzip. In: Juristische Zeitung 17: 809–811

    Google Scholar 

  • Braun K (2000) Kapitulation des Rechts vor der Innovationsdynamik. In: Kritische Justiz 3: 332–341

    Google Scholar 

  • Brüstle O (200) Gute Nacht, Deutschland?. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 191: 41

    Google Scholar 

  • Bund E (1983) Juristische Logik und Argumentation. Freiburg: Rombach

    Google Scholar 

  • Bußmann H (2002) Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Kröner

    Google Scholar 

  • Classen C (2002) Die Forschung mit embryonalen Stammzellen im Spiegel der Grundrechte. In: Deutsches Verwaltungsblatt 3: 141

    Google Scholar 

  • Dreier H (2001) Große Würde, kleine Münze. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 153: 8

    Google Scholar 

  • Dreier H (2002) Lebensschutz und Menschenwürde in der bioethischen Diskussion. In: Dreier H, Huber W (Hrsg.) Bioethik und Menschenwürde. Münster: Lit-Verlag, 9–15

    Google Scholar 

  • Gast W (1992) Juristische Rhetorik. Auslegung, Begründung, Subsumtion. Heidelberg: Alber Studienbuch

    Google Scholar 

  • Gehrlein M (2002) Das Stammzellengesetz im Überblick. In: Neue Juristische Wochenschrift 50: 3680–3684

    Google Scholar 

  • Habermas J (2001) Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik?. Frankfurt: Suhrkamp

    Google Scholar 

  • Haft H (1978) Juristische Rhetorik. Freiburg: Alber Studienbuch

    Google Scholar 

  • Hauskeller C (2002) Bedeutung erzeugen oder neutralisieren. Die Macht der Sprachen. In: Hauskeller C (Hrsg.) Humane Stammzellen, Therapeutische Optionen, ökonomische Perspektive, mediale Vermittlung. Lengerich: Pabst, 230–242

    Google Scholar 

  • Herdegen M (2005): In: Maunz T, Dürig G (Hrsg.) Kommentar zum Grundgesetz. München: C. H.Beck, Art. 1

    Google Scholar 

  • Herzog V (2001) Missbrauch der Medizin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 208: 51

    Google Scholar 

  • Hoerster N (2002) Ethik des Embryonenschutzes. Ein philosophischer Essay. Stuttgart: Reclam

    Google Scholar 

  • Hoffmann H (1986) Biotechnik, Gentherapie, Genmanipulation — Wissenschaft im rechtsfreien Raum? In: Juristenzeitung 6: 253

    Google Scholar 

  • Höfling W (2002) Menschenwürde und Menschenleben im Abwägungssog? In: Forschung & Lehre 8: 413–415

    Google Scholar 

  • Höfling H (2002a) Das Wandern ist der Ethik Lust. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 66: L21

    Google Scholar 

  • Hufen F (2004) Erosion der Menschenwürde? In: Juristenzeitung 7: 313

    Google Scholar 

  • Ipsen J (2004) Zur Zukunft der Embryonenforschung. In: Neue Juristische Wochenschrift 5: 268

    Google Scholar 

  • Jung H (2005) (Wie) Soll man Klonen bestrafen? — Eine Standortbestimmung. In: Goltdammers Archiv 7: 377–385

    Google Scholar 

  • Kluth W (2004) Der rechtliche Status des Menschen am Beginn seines Seins. In: Zeitschrift für Lebensrecht. http://www.juristen-vereinigung-lebensrecht.de (Zugriff am 22.10.2007)

    Google Scholar 

  • Lorenz D (2001) Die verfassungsrechtliche Garantie der Menschenwürde und ihre Bedeutung für den Schutz menschlichen Lebens vor der Geburt. In: Zeitschrift für Lebensrecht. http://www.juristen-vereinigung-lebensrecht.de (Zugriff am 22.10.2007)

    Google Scholar 

  • Lungstras B (2008) Der Umgang mit dem Embryo in vitro. Eine Analyse der Überzeugungsstrategien in der verfassungsrechtlichen Debatte um die embryonale Stammzellenforschung und die Präimplantationsdiagnostik. Baden-Baden: Nomos

    Google Scholar 

  • Merkel R (2002) Forschungsobjekt Embryo. Verfassungsrechtliche und ethische Grundlagen der Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen. München: dtv

    Google Scholar 

  • Neumann U (1988) Die „Würde des Menschen“ in der Diskussion um die Gentechnologie und Befruchtungstechnologien. In: Archiv für Rechts-und Sozialphilosophie — Beiheft 33: 139

    Google Scholar 

  • Overdick-Gulden Maria: „Überzählig“ — „unzumutbar“ — „Schadensfall“ — Menschenwürde? — Wie wir die Menschenwürde zerreden. Vortrag April 2002. http://www.kritischebioethik.de/deutschland_ethik_und_philosophie.html (Zugriff am 10.01.2008)

    Google Scholar 

  • Picker E (2003) Vom „Zweck“ der menschlichen Würde. In: Schweidler W, Neumann H, Brysch E (Hrsg.) Menschenleben — Menschenwürde. Interdisziplinäres Symposium zur Bioethik. Münster: LIT, 198–211

    Google Scholar 

  • Renesse M (2001) Verbieten hilft nicht. Wer die PID verbieten will muss sich fragen lassen, welches Recht er dazu hat. In: Geyer C (Hrsg.) Biopolitik — Die Positionen, Berlin: Suhrkamp, 107–121

    Google Scholar 

  • Schmidt-Jortzig E (2001) Systematische Bedingung der Garantie unbedingten Schutzes der Menschenwürde in Art. 1 GG. In: Die Öffentliche Verwaltung 22: 925

    Google Scholar 

  • Schmidt-Jortzig E (2003) Rechtsfragen der Biomedizin. Berlin: Logos

    Google Scholar 

  • Schnur R (1967) Der Begriff der „herrschenden Meinung“ in der Rechtsdogmatik. In: Forsthoff E, Doehring K (Hrsg.) Festgabe für Ernst Forsthoff. München: C.H. Beck, 43–56

    Google Scholar 

  • Schroth U (2002) Forschung mit embryonalen Stammzellen und Präimplantationsdiagnostik im Lichte des Rechts. In: Juristenzeitung 4: 170–174

    Google Scholar 

  • Sendler H (2001) Menschenwürde, PID und Schwangerschaftsabbruch. In: Neue Juristische Wochenschrift 30: 2148–2153

    Google Scholar 

  • Starck C (2001) Hört auf, unser Grundgesetz zerreden zu wollen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 124: 55

    Google Scholar 

  • Starck C (2002) Verfassungsrechtliche Grenzen der Biowissenschaft und Fortpflanzungsmedizin. In: Juristenzeitung 22: 1065–1068

    Google Scholar 

  • Taupitz J (2001) Der rechtliche Rahmen des Klonens zu therapeutischen Zwecken. In: Neue Juristische Wochenzeitung 47: 3433

    Google Scholar 

  • Vitzthum Graf W (1987) Gentechnologie und Menschenwürdeargument. In: Zeitschrift für Rechtspolitik 2: 33

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2009 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Lungstras, A.B. (2009). Der Embryo in vitro: „Mitmensch“ oder bloßer „Zellhaufen“?. In: Chaniotis, A., Kropp, A., Steinhoff, C. (eds) Überzeugungsstrategien. Heidelberger Jahrbücher, vol 52. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-88647-1_3

Download citation

Publish with us

Policies and ethics