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Das Kapital als Produktionsmittel

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Part of the book series: Meilensteine der Nationalökonomie ((MEILENATIONAL))

Eine Argumentation, welche wir später vortragen werden, zeigt, daß eine Steigerung des Ertrages einer Produktion nicht nur dadurch möglich ist, daß mehr Produktionsmittel verwendet werden, sondern auch dadurch, daß das Einsetzen der Produktionsmittel im zeitlichen Ablauf des Produktionsprozesses geändert wird. Es wird der Ertrag steigen, wenn (in einer geeigneten Wahl) Produktionsmittel in der Weise verwendet werden, daß zwischen ihrem Einsetzen in den Produktionsprozeß und dem Erzielen des fertigen Produktes mehr an Zeit vergeht. Die Möglichkeit also, auf den Ertrag der Produktion vom Einsetzen einzelner Produktionsmittel an länger zu warten, oder — anders ausgedrückt — die Möglichkeit, die Leistungen von Produktionsmitteln durch eine gewisse „Bindungszeit“ im Produktionsprozeß „gebunden“ zu halten, bevor ihr Ertrag da ist, oder — in einer weit verbreiteten und recht anschaulichen Formel — die Möglichkeit, Produktionsmittel in einem „zeitraubenden Produktionsumweg“ zu verwenden, kann zur Steigerung des Ertrages ausgenützt werden. Der Produzent, welcher diese Chance der Ertragsteigerung ausnützen will, muß in Anbetracht des Umstandes, daß die Verkäufer von Produktionsmitteln (insbesondere die Arbeiter) im allgemeinen sogleich Bezahlung verlangen werden, die Möglichkeit haben, diese Produktionsmittel bei (oder gleich nach) ihrer Aufwendung zu bezahlen, obwohl er erst später einen Ertrag erhält. Da die Bezahlung der Produktionsmittel in unserer Wirtschaft im allgemeinen in Geld erfolgt, ist also für den Produzenten die Verfügung über Geld Voraussetzung dafür, daß er Produktionsmittel in Bindungszeiten aufwenden kann. Die Aufwendung von Geld zur Deckung von Produktionskosten erfolgt also schon heute, während erst später ein Ertrag dieser Aufwendungen, welcher ein Rückerhalten des aufgewendeten Geldes ermöglicht, gegeben sein wird. Wir sprechen in diesem Falle davon, daß diese Geldsummen die Funktion des Geldkapitals („flüssiges Kapital“) ausüben. Da wir aber die Probleme des Geldes später gesondert betrachten werden und da insbesondere die Probleme des Geldkapitals nicht losgelöst von anderen Problemen des Geldes besprochen werden können, müssen wir hier für die Behandlung der Fragen der Aufwendung von Bindungszeiten im Produktionsprozeß eine rein naturalwirtschaftliche, also eine von dem Bestand des Geldes absehende Formulierung des Problems suchen. Wir erhalten diese ohne jede Schwierigkeit, wenn wir davon ausgehen, daß in einer Wirtschaft, welche keinerlei allgemeines Tauschmittel (Geld) kennt, alle Bezahlungen in naturalen Gütern erfolgen müßten, und zwar die Bezahlung der Produktionsmittel — wie hier ohne weiteres angenommen werden kann — in fertigen Konsumgütern. In dieser Betrachtung muß also der Produzent, welcher Bindungszeiten aufwenden will, für die Bezahlung von Produktionsmitteln einen Fonds an Konsumgütern zur Verfügung haben. Die besondere Vorsorge für die „Alimentierung“ der Produktionsmittel (praktisch zunächst der Arbeiter) ist deshalb notwendig, weil ein Ertrag an Fertigprodukten erst lange nach dem Einsetzen der produktiven Leistung zu erwarten ist. Dieser Fonds wurde — da es sich dabei in erster Linie um die Bezahlung von Arbeitern handelt — mit dem Ausdrucke Lohnfonds bezeichnet. So erscheint der Lohnfonds als die primäre naturale Form des Kapitals. Der Satz von der Steigerung der Ergiebigkeit der Produktion durch die Aufwendung von Bindungszeiten für in Verwendung genommene Produktionsmittel wird mit der Aufnahme des Kapitalbegriffes zur Formel von der Ergiebigkeit der Kapitalaufwendungen oder „Produktivität des Kapitals“. Korrekter wäre wohl der Ausdruck, daß die Aufwendung von Kapital durch Bindungszeit zu einem Produktionsmittel wird. Damit tritt neben die anderen bisher von uns erwähnten Produktionsmittel (Arbeit und Boden) das Kapital als ein drittes Produktionsmittel.

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(2009). Das Kapital als Produktionsmittel. In: Einführung in die Grundlagen der Nationalökonomie. Meilensteine der Nationalökonomie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-85391-6_4

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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