Auszug
Als Rauhgraf Gockel von Hanau nach seiner Entlassung aus dem Amt des Hühnerministers am Hof König Eifrasius’ in Gelnhausen mit seiner Frau Hinkel von Hennegau und der Tochter Gackeleia in sein Stammschloss zurückkehrt, das Generationen zuvor von marodierenden französischen Truppen zerstört worden ist, findet die Familie eine Ruine vor:
Ihre Wohnung war in einem wüsten Schloß, woran nichts auszusetzen war, denn es war nichts darin, aber viel einzusetzen, nämlich Thür und Thor und Fenster. Mit frischer Luft und Sonnenschein und allerlei Wetter war es wohl ausgerüstet, denn das Dach war eingestürzt und die Treppen und Decken und Böden waren nachgefolgt. Gras und Kraut und Busch und Baum wuchsen aus allen Winkeln, und Vögel, vom Zaunkönig bis zum Storch, nisteten in dem wüsten Haus.1 Angesichts dieses umfassenden Verfalls sieht die Familie sich gezwungen, in dem „im wunderbaren, kunstreichen, im neben-, durch- und hintereinandrigen Stil der Urwelt, Mitwelt und Nachwelt erbauten Hühnerstall“ Quartier zu nehmen, denn „[d]er Hühnerstall war der einzige Raum in dem alten Schloße, der noch bewohnbar unter Dach und Fach stand.“2
Brentano 1838, 1.
Ebd., 3f.
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Landfester, U. (2008). Von Hühnerställen und anderen Märchenschlössern. In: Strack, F. (eds) 200 Jahre Heidelberger Romantik. Heidelberger Jahrbücher, vol 51. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-75234-9_13
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