Auszug
Den Mikronährstoffen Jod und Folat ist gemeinsam, dass ihr Bedarf graviditätsbedingt steigt und Versorgungsdefizite in der Schwangerschaft bestehen. Beide Mikronährstoffe haben auf den Schwangerschaft sverlauf und die fetale Entwicklung sowie die mütterliche Gesundheit maßgeblichen Einfluss. Während eine bedarfsangepasste Folatversorgung für die Fertilität präkonzeptionell sowie in der 3. bis 4. SSW für den Schluss der Neuralleiste in der Embryonalentwicklung von Bedeutung ist, steigt der Bedarf von Jod ab circa der 10. bis 12. SSW. Der in der Schwangerschaft erhöhte Bedarf von Jod und Folat ist auch bei genauester Lebensmittelauswahl und -kenntnis schwer bzw. nicht zu erreichen.
In einer an der Universität Osnabrück durchgeführten Studie zur Jodsubstitution mit 1.200 Wöchnerinnen aus verschiedenen Regionen Deutschlands zeigt die Zwischenauswertung einer Teilstichprobe (n = 467), dass 25% der befragten Frauen gar nicht oder erst zum Ende der Schwangerschaft darüber informiert wurden, dass ihr Jodbedarf während der Schwangerschaft steigt.
60% der Frauen erhielten während der Schwangerschaft eine direkte Substitutionsempfehlung für die Einnahme von Jodpräparaten. In der Gruppe der Frauen mit entsprechender Empfehlung lag der Anteil der jod-substituierenden Frauen bei 92%. Die Tatsache, dass eine ärztliche Substitutionsempfehlung bei 9 von 10 Frauen zu einer Substitution führt, zeigt, dass durch den ärztlichen Empfehlungsumfang Möglichkeiten zur Verbesserung der Jodversorgung in der Schwangerschaft bestehen.
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Röhl, S., Schücking, B.A. (2008). Identifikation von Versorgungsmängeln sowie Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung mit Jod und Folsäure vor und in der Schwangerschaft. In: Kirch, W., Badura, B., Pfaff, H. (eds) Prävention und Versorgungsforschung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-73042-2_41
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