Auszug
Hintergrund: Die epidemiologische Datenlage zur Häufigkeit und Versorgung von Diabetes mellitus, Hypertonie, KHK und assoziierten Erkrankungen im primärärztlichen Bereich ist unbefriedigend und unvollständig. Es fehlen aktuelle und regelmäßige bundesweite, klinisch differenzierte Untersuchungen zu Häufigkeit, Schweregrad, Komorbidität und Versorgungslage dieser Erkrankungen im primärärztlichen Sektor. Methodik: DETECT ist ein epidemiologisches primärärztliches Studienprogramm, das u.a. versorgungsrelevante Basisdaten bereitstellen soll. Grundlage ist eine bundesweite Stichtagserhebung in einer Zufallsstichprobe von 3.795 Arztpraxen (n = 55.518 Patienten). Die Patienten wurden standardisiert (Fragebögen, Arztinterview, Messungen) untersucht. Eine Teilstichprobe (n = 7.519) wurde darüber hinaus mittels Laboranalysen charakterisiert, über ein Jahr hinweg klinisch verfolgt und nach 12 Monaten nachuntersucht (zweite Nachuntersuchung 2007). Ergebnisse: Diabetes mellitus wurde mit einer Prävalenz von 14,7% im primärärztlichen Sektor sehr häufig diagnostiziert. Dabei sind über 34% chronische Langzeitfälle mit gravierenden Komplikationen. Die Mehrzahl der Patienten hatte mehr als einen kardiovaskulären Risikofaktor, wie Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen, ungünstige abdominelle Fettverteilung oder einen ungesunden Lebensstil. Von den Diabetespatienten wurden 48,2% mit oralen Antidiabetika behandelt, 19,6% mit Insulin und 12,4% mit einer Kombination aus Insulin und oralen Antidiabetika. 13,4% erhielten ausschließlich Diät- und Bewegungstherapie. Unbehandelt blieben 6,5%. Ca. jeder dritte Diabetespatient war in einem Disease Management Programm (DMP) registriert, ohne messbaren Einfluss auf die Risikoparameter. Schlussfolgerung: Der Hausarzt hat nicht zuletzt durch neuere gesundheitspolitische Entwicklungen eine Schlüsselfunktion bei der Früherkennung, Diagnostik und Therapie von nahezu allen Volkskrankheiten. Die hohe Prävalenz der Einzelerkrankungen und die hohen Komorbiditätsraten verdeutlichen die immense Routinebelastung der Hausärzte. Die Komplexität der Komorbiditätsmuster lässt es fraglich erscheinen, ob die vielfältigen DMPs tatsächlich zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität beitragen können.
für die DETECT Studiengruppe
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Wittchen, HU., Pieper, L., Eichler, T., Klotsche, J. (2008). Prävalenz und Versorgung von Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf- Erkrankungen: DETECT — eine bundesweite Versorgungsstudie an über 55.000 Hausarztpatienten. In: Kirch, W., Badura, B., Pfaff, H. (eds) Prävention und Versorgungsforschung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-73042-2_15
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