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Gewinnverbot: Die ambivalente Verteidigung einer Kultur der Gabe

  • Conference paper
Kommerzialisierung des menschlichen Körpers

Auszug

Das „Verbot, den menschlichen Körper und Teile davon als solche zur Erzielung von Gewinnen zu nutzen“, kann auf breite Zustimmung in der Bevölkerung zählen.1 Es entspricht dem intuitiven Urteil der meisten, dass man über vom menschlichen Körper abgetrennte Teile nicht wie über abgelegte Kleider verfügen können soll. Organe, Blut, Eizellen, embryonale oder fötale Gewebe von Menschen sind keine normalen Sachen, die man veräußert, verpfändet oder vererbt; ihnen wird moralischer Status zugeschrieben. Man soll sie gegebenenfalls für medizinische Zwecke oder für die Forschung spenden, aber nicht, um Profit damit zu machen, verkaufen dürfen. In neueren Umfragen lehnen fast 70 % der deutschen Bevölkerung jede Bezahlung von Organspenden für Transplantationszwecke ab, bei Lebendspenden fast 80 %. Blutspendern wollen etwa 60 % entweder gar nichts (13,4 %) oder nur Auslagenersatz (32,1 %) oder nur eine eher symbolische Belohnung von 10 Euro (16,1 %) zugestehen.2

Das Verbot wird in Art. II-3 des Entwurfs eines Vertrages für eine Verfassung von Europa von der Europäischen Konvention vorgeschlagen; es ist wortgleich in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union von 2000 enthalten. Beide Vorschriften folgen dem fast gleichlautenden Artikel 21 des 1999 in Kraft getretenen Übereinkommens des Europarates über Menschenrechte und Biomedizin.

Vgl. die Umfragen von Polis (2002a) und (2002b) und Eurobarometer (2002); zur Diskussion dieser Befunde, siehe auch Breyer et al. 2006: 169 ff.

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van den Daele, W. (2007). Gewinnverbot: Die ambivalente Verteidigung einer Kultur der Gabe. In: Taupitz, J. (eds) Kommerzialisierung des menschlichen Körpers. Veröffentlichungen des Instituts für Deutsches, Europäisches und Internationales Medizinrecht, Gesundheitsrecht und Bioethik der Universitäten Heidelberg und Mannheim, vol 28. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-69973-6_10

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