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Auszug

Störungen der psychischen Gesundheit sind eine vernachlässigte Epidemie, deren Bedeutung für das Wohlergehen des Einzelnen wie für das Funktionieren von Staaten nach wie vor unterschätzt wird (Weltgesundheitsbericht der Weltgesundheitsorganisation, WHO 2001, EU-Bericht zur psychischen Gesundheit, Jané-Llopis & Anderson 2005). Die Befunde großer epidemiologischer Studien haben übereinstimmend folgende Aussagen erbracht:

  • Psychische Störungen sind in der Allgemeinbevölkerung sehr häufig. Zwischen einem Drittel (32%, Robins & Regier 1991) und der Hälfte (48.7%, Kessler et al., 1994, 2003) aller Erwachsenen wird im Laufe des Lebens mindestens eine psychische Störung von Krankheitswert haben. Weltweit sind affektive, Angst- und Substanzstörungen als die häufigsten Formen psychischer Krankheiten identifiziert worden (WHO International Consortium of Psychiatric Epidemiology (ICPE): Andrade et al., 2000, WHO World Mental Health Survey Consortium, 2004). Jüngste Analysen des Obsan bestätigen die international beobachteten hohen Prävalenzen auch für die Schweiz (Adjacic-Groß & Graf 2003, Rüesch & Manzoni 2003).

  • Psychische Störungen beginnen früher und verlaufen chronischer als lange angenommen (Steinhausen et al. 1998, Verhulst et al. 1997). Tatsächlich konnten die ersten drei Lebensjahrzehnte als besondere Risikoperiode für die Entstehung chronischer psychischer Leiden identifiziert werden (Andrade et al., 2000; Lieb et al., 2002; Wittchen et al., 1999). Transnationale Vergleiche haben sehr frühe Erstauftretensalter für Angststörungen bestätigt (Andrade et al. 2000, Michael & Margraf 2004, Wittchen et al. 1999). Selbst nicht-phobische Angststörungen konnten bereits bei 8-Jährigen nachgewiesen werden (Federer et al. 2000a, 2000b, 2000c). Studien in der Schweiz haben diese Befunde bestätigt und zusätzlich Aufmerksamkeit auf Risikoverhalten und Lebensstilvariablen gelenkt (Steinhausen et al. 1998, Narring et al. 2002).

  • Psychische Störungen sind schwer beeinträchtigende Krankheitsbilder. Studien in der Primärversorgung und in der Allgemeinbevölkerung haben bemerkenswerte Effekte auf Arbeitsproduktivität und Aufgabenerfüllung sowie stark herabgesetzte Lebensqualität und hohe direkte und indirekte Krankheitskosten belegt (z.B. Magee et al. 1996, Greenberg et al. 1999, Rosenbaum & Hylan 1999, Wittchen et al. 2000). Nach WHO-Angaben werden diese Effekte bereits in der nahen Zukunft drastisch zunehmen (Murray & Lopez 1996a+b, WHO 2001). Darüber hinaus hat die WHO World Mental Health Survey Initiative gezeigt, dass fehlende oder falsche Allokation von Ressourcen zu dramatischen Unterversorgungen führen (WHO World Mental Health Consortium 2004, vgl. auch den Bericht der US-amerika nischen President’s New Freedom Commission on Mental Health 2003).

  • Ein hoher Prozentsatz der Betroffenen leidet an mehr als einer psychischen Krankheit zugleich (»Komorbidität«). Die Komorbiditätsraten liegen typischerweise im Bereich von 50–60%. Sie sind besonders hoch für Angststörungen und Depressionen (Angst 1993, Jacobi et al. 2004, Kessler et al. 1994, Merikangas et al. 1998a, Michael & Margraf 2004, Robins et al. 1991, WHO World Mental Health Survey Consortium 2004).1

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(2009). Zum Stand der Forschung. In: Kosten und Nutzen der Psychotherapie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-68316-2_3

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