Zusammenfassung
Auch wenn nicht nur über die Gestaltung schulischer Bildungs- und Lernprozesse, sondern auch über den gesellschaftlichen Zweck der Schule immer wieder neu diskutiert wird und diskutiert werden muss, ist doch mittlerweile weitgehend unstrittig, dass diese nicht nur eine Einrichtung zum Zwecke des Wissenserwerbs und der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen, sondern in (mindestens) zweifacher Weise auch ein, wenn nicht das zentrale Vehikel der (Re-)Produktion gesellschaftlicher Ordnung darstellt: einerseits insofern, als ihr vor dem Hintergrund des Ideals der Chancengleichheit die ‚Verteilung von Sozialchancen‘ (Schelsky) qua Selektion obliegt; andererseits insofern, als ihr die Aufgabe der Transmission gesellschaftlicher Werte und Normen qua Sozialisation und Enkulturation zukommt. Die Institution der Schule aber ist nicht nur in funktionalen, sondern auch in organisatorischen wie praktischen Hinsichten mit Fragen der Ordnung eng verbunden: Gerade weil sie in dem von Modernisierungszwängen sowie von Klasseninteressen und Herrschaftsbedingungen beeinflussten Prozess ihrer Institutionalisierung zu jener Einrichtung wird, die Kinder und Jugendliche über einen langen Zeitraum verpflichtend besuchen, bedarf es der Steuerung von Schulen auf der Makroebene wie auch auf der Meso- und Mikro-Ebene.
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Balzer, N., Bergner, D. (2012). Die Ordnung der ‚Klasse’. In: Ricken, N., Balzer, N. (eds) Judith Butler: Pädagogische Lektüren. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94368-8_10
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