Zusammenfassung
Die Frage der „Frauen-Solidarität“ und die des „Schwestern-Streits“ gehören zusammen. Die Art und Weise aber, in der ihr Zusammenhang diskutiert wird, hat sich im Laufe der Jahre verschoben. Zugespitzt gesagt: Trotz divergierender Auffassungen in einzelnen Punkten schien in den frühen Jahren der Frauenbewegung das Subjekt der Bewegung klar („Wir Frauen“) und in der Solidaritäts-Diskussion ging es schwerpunktmäßig um die eher praktische Frage der Entwicklung einer Streitkultur – wobei der Schwestern-Streit als unvermeidbare Begleiterscheinung auf dem Wege der Entwicklung eines feministischen Bewußtseins von Gemeinsamkeit aufgefaßt wurde (Cramon-Daiber u. a., 1984). Heute erscheint das Subjekt des Feminismus vervielfältigt und fraktioniert zugleich: die Bestimmung der „Differenz“ zwischen den Geschlechtern ist erweitert um die Analyse von „Differenzen“ innerhalb der Genus-Gruppen. Dies ist selber ein Stück weit Resultat feministischer Aufklärung und theoretischer wie praktischer Erfahrungsbildung. Der politische Akzent hat sich verschoben von der unterstellten Gemeinsamkeit der „Gleichbetroffenheit“ auf die Entwicklung eines feministischen Bewußtseins von Verschiedenheit.
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Literatur
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Knapp, GA. (2012). Frauen-Solidarität und Differenz. Zum politischen und utopischen Gehalt des „affidamento“-Konzepts. In: Im Widerstreit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94139-4_11
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Online ISBN: 978-3-531-94139-4
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