Zusammenfassung
Worum geht es im 4. Kapitel? Warum tun wir uns oft so schwer in der Zusammenarbeit mit anderen? – Es hat vielleicht mit der menschlichen Entwicklung zu tun: Das Kind will recht früh seine eigenen Leistungsgrenzen entdecken und z. B. beim Bau eines Turmes aus Holzbausteinen nicht mit anderen kooperieren. Selbst wenn der Turm immer wieder zusammenfällt, beginnt es von Neuem und lehnt jede Hilfe strikt ab. „Alleine“ ist seine Devise und es wächst selbst zusehends um Zentimeter, wenn es sein Ziel erreicht hat: „Das habe ich gebaut.“ Meist loben Eltern ihr Kind und sind so stolzwie es selbst. Es folgt die Phase der Entdeckung der anderen als Spielpartner, wobei das Kind gerne der „Bestimmer“ sein will: „Du bist jetzt mal der …“ Danach kommt recht bald die Zeit des Sichmessens mit anderen. Diese Komponenten – Einzelleistung, Dominanzstreben und Konkurrenz – entsprechen einem gesellschaftlichen Ideal – und einer frühkindlichen Entwicklungsstufe, dem egozentrischen Denken. Kurz: Wenn wir auf dieser Stufe stehen blieben, würden wir uns nicht weiterentwickeln. Ist das Kleinkind noch völlig abhängig von anderen, bleiben wir es ein Leben lang in einem größeren Ausmaß, als wir eigentlich wahrhaben wollen: Gesellschaft mag eine ärgerliche Tatsache sein, aber wir können ihr nur zeitweise entfliehen; denn Menschen sind soziale Wesen und auf Anerkennung durch andere ausgerichtet. Sobald sie zum Perspektivenwechsel in der Lage sind, sich z. B. in andere einfühlen können, und erkennen, dass Geben seliger ist als Nehmen, werden Menschen zur echten Kooperation fähig. Dann erfahren sie hoffentlich die emotionalen und sozialen Vorteile von Rat und Unterstützung, von Kollegialität, Solidarität und Freundschaft. In diesem Kapitel werden die Vor- und Nachteile von Einzel- und Gruppenarbeit dargestellt sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit im Studium und in wissenschaftlichen Arbeitsprozessen aufgezeigt. In den neuen Bachelor- und Master-Studiengängen wird wesentlich mehr Teamarbeit verlangt, denn nicht nur die Vernetzung wissenschaftlicher Arbeitsprozesse nimmt zu, sondern auch in den diversen Berufsfeldern, auf die hin ausgebildet wird. Obwohl Menschen sich an anderen orientieren und sich in ihren Handlungen auf sie beziehen, kann es aufgrund menschlicher Unzulänglichkeit zu mehr oder minder schweren Problemen kommen wie Vereinsamung, Minderwertigkeitskomplexen, Größenwahn, mangelnder Rücksichtnahme oder das Nicht-allein-sein-Können. Für eine gute Zusammenarbeit braucht es Initiative, Engagement, Vertrauen sowie manchmal auch Frustrationstoleranz. Deshalb ist es wichtig, ein wenig über Gruppenprozesse zu wissen und ebensolche zu beobachten. Weil die Gruppenarbeit Schwierigkeiten bereiten kann, sollen im Folgenden die Punkte betont werden, die die Gruppenarbeit erleichtern.
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Rost, F. (2012). Arbeiten – einzeln und in Kooperation mit anderen. In: Lern- und Arbeitstechniken für das Studium. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94088-5_4
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