Zusammenfassung
Die Freie und Hansestadt Hamburg blickt auf eine jahrhundertealte Tradition bürgerlicher Mitwirkung an den öffentlichen Angelegenheiten zurück. Erste Anfänge der „Grundbesitzer-, Kaufmanns- und Notabeln-Republik“ reichen bis in das 12. Jahrhundert zurück.1 Die erstmalige Wahl der Bürgerschaft im Jahr 1859 und die Verfassung von 1860 markieren den Übergang von der ständisch geprägten Selbstverwaltung durch die (wenigen) Bürger hin zu einer Repräsentativverfassung, innerhalb derer jedoch die nunmehr als Senat bezeichnete Stadtregierung nach wie vor eine Vormachtstellung gegenüber der Bürgerschaft behielt.2 Auch nach der Verfassung von 1860 (Art. 6) waren Senat und Bürgerschaft gemeinsam Inhaber der höchsten Staatsgewalt, sie ging nicht wie in dem von der Verfassungsversammlung formulierten, demokratischeren Entwurf auf die Bürgerschaft allein über.3 Elemente des alten Ständestaates blieben im Wahlrecht erhalten, das die allgemeine Wahl nur für einen Teil der Sitze vorsah, während für den größeren Teil der Sitze das Wahlrecht auf Gruppen der städtischen Grundbesitzer und Notabeln beschränkt war.4 Der Name „Bürgerschaft“ als ursprüngliche Bezeichnung für die Versammlung derjenigen Einwohner mit Bürgerrechten blieb für die neue Vertretungskörperschaft erhalten und verdeutlichte so die Kontinuität bürgerschaftlicher Mitbestimmung. 1959 feierte die Hamburgische Bürgerschaft ihr 100-jähriges Bestehen und setzte damit die erste Wahl im Jahr 1859 als Geburtsstunde des Parlamentes an.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literaturverzeichnis
Asendorf, Manfred/Franklin Kopitzsch/Winfried Steffani/Walter Tormin (Hrsg.), 1984: Geschichte der Hamburgischen Bürgerschaft, Berlin: Fröhlich & Kaufmann.
Bahnsen, Volker, 1996: Das Hamburgische Feierabend-Parlament und der Status der Bürgerschaftsabgeordneten, Münster: Lit.
Bavendamm, Dirk, 1984: Von der 48er-Revolution zur ersten gewählten Bürgerschaft von 1859, in: Manfred Asendorf et al. (Hrsg.), S. 50–56.
Berlin, Jörg, 1984: Die ersten Jahrzehnte der gewählten Bürgerschaft (1859–1914), in: Manfred Asendorf et al. (Hrsg.), S. 57–69.
Beyer, Arno, 1983: Verfassung und Taktik. Voraussetzungen, Folgen und Ergebnisse der Hamburger Bürgerschafts- und Bezirksversammlungswahlen im Juni und Dezember 1982, Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung.
Bilstein, Helmut, 1997a: Bürgerschaftswahl in der Freien und Hansestadt Hamburg am 21. September 1997, in: Gegenwartskunde, 46. Jg., Heft 4, S. 475–485.
Bilstein, Helmut, 1997b: Parteien, Bürgerpartizipation und Staat in Hamburg, in: ders. (Hrsg.), Staat und Parteien im Stadtstaat Hamburg oder die „Unregierbarkeit der Städte“, Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung.
Blumenthal, Julia von/Franziska Zahn, 2010: Hamburg — liberale Großstadt und (einstmaliger) Heimathafen der Sozialdemokratie, in: Andreas Kost/Werner Rellecke/Reinhold Weber (Hrsg.), Parteien in den deutschen Ländern, München: C.H. Beck.
Bolland, Jürgen, 1959: Die Hamburgische Bürgerschaft in alter und neuer Zeit, Hamburg: Auerdruck.
Brunner, Wolfram/Dieter Walz, 1998: Die Hamburger Bürgerschaftswahl vom 21. September 1997: SPD verliert, Voscherau tritt ab, Rot-grün koaliert, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 25. Jg., Heft 2, S. 217–234.
Bull, Hans-Peter, 1977: Die Mitwirkung des Volkes an der Verwaltung durch die Deputationen der Hamburger Fachbehörden, in: Rolf Stödter/Werner Thieme (Hrsg.), Hamburg, Deutschland, Europa. Beiträge zum deutschen und europäischen Verfassungs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsrecht. Festschrift für Hans Peter Ipsen, Tübingen: Mohr, S. 299–321.
Bull, Hans Peter, 2001: Fünf Jahre direkte Bürgerbeteiligung in Hamburg, Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung.
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, 1992: Bericht der Enquete-Kommission „Parlamentsreform“, Drucksache 14/2600.
Bürklin, Wilhelm, 1991: Die Wahl zur Hamburger Bürgerschaft vom 2. Juni 1991: Neue SPD-Mehrheit im Wiedervereinigungsboom, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 22. Jg., Heft 4, S. 602–619.
Busse, Paul/Ulrich Hartmann, 1971: Verfassungs- und Parlamentsreform in Hamburg, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 2. Jg., Heft 2, S. 200–205.
Büttner, Ursula, 1996: Hamburg zur Zeit der Weimarer Republik, Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung.
Büttner, Ursula, 1998: Errichtung und Zerstörung der Demokratie in Hamburg: Freie Gewerkschaften, Senatsparteien und NSDAP im Kampf um die Weimarer Republik, Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung.
David, Klaus, 2010: Wechselfälle des Wahlrechts in Hamburg. Oder: Die Verhinderung eines weiteren Volksentscheids, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 41. Jg., Heft 3, S. 598–622.
Decker, Frank, 1996: STATT Reform: Protest PARTEI. Aufstieg und Fall der Hamburger STATT-Partei, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 27. Jg., Heft 2, S. 229–242.
Decker, Frank, 1997: Hamburg, in: Jürgen Hartmann (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bundesländer. 3. Auflage, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, S. 235–268.
Decker, Frank, 2003: Rechtspopulismus in der Bundesrepublik Deutschland: Die Schill-Partei, in: Nikolaus Werz (Hrsg.), Populismus. Populisten in Übersee und Europa, Opladen: Leske + Budrich, S. 223–242.
Decker, Frank, 2007: Parlamentarische Demokratie versus Volksgesetzgebung. Der Streit um ein neues Wahlrecht in Hamburg, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 38. Jg., H. 1, S. 118–133.
Decker, Frank/Julia von Blumenthal, 2002: Die bundespolitische Durchdringung der Landtagswahlen. Eine empirische Analyse von 1970 bis 2001, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 33. Jg., Heft 2, S. 144–165.
Eckard, Hans Wilhelm, 1984: Wahlrecht und Wahlen in Hamburg, in: Manfred Asendorf et al. (Hrsg.), S. 125–134.
Erdmann, Heinrich, 2000: Der „Wahlrechtsraub“ von 1906 als Traditionsbruch. Zum Verhältnis von Senat und Bürgerschaft nach den Verfassungen von 1860 und 1879, 1906, 1919, in: Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Hamburg im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts: die Zeit des Politikers Otto Stolten, Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung, S. 29–48
Feist, Ursula/Hans-Jürgen Hoffmann, 1994: Die Hamburger Bürgerschaftswahl vom 19. September 1993: Rundumangriff auf die Etablierten, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 25. Jg., Heft 2, S. 217–234.
Gottschalck, Detlef, 1993: Die Hamburgische Bürgerschaft. Eine Untersuchung ihrer verfassungsrechtlichen Stellung nach der Verfassung von 1952, Berlin: Duncker & Humblot.
Horst, Patrick, 2002: Die Hamburger Bürgerschaftswahl vom 23. September 2001: Schillerndem „Bürger-Block“ gelingt Machtwechsel, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 33. Jg., Heft 1, S. 43–63.
Horst, Patrick, 2008: Die Wahl zur Hamburger Bürgerschaft vom 24. Februar 2008: Wahlsieger Ole von Beust bildet die erste schwarz-grüne Koalition auf Landesebene, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 39. Jg., H. 3, S. 509–528.
Infratest dimap (Hrsg.), 2001: Hamburg hat gewählt. Infratest dimap Wahlreport zur Bürgerschaftswahl in Hamburg am 23. September 2001, Berlin.
Johne, Roland, 2000: Die deutschen Landtage im Entscheidungsprozeß der Europäischen Union, Baden-Baden: Nomos.
Kalke, Jens, 2001: Innovative Landtage, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Kopitzsch, Franklin, 1984: Bürgerliche Mitsprache und städtische Selbstverwaltung im alten Hamburg (bis 1848), in: Manfred Asendorf et al. (Hrsg.), S. 37–49.
Kretzschmer, Gerald, 2000: Das Diätenurteil des Bundesverfassungsgerichts (21. Juli 2000): Vom „fehlfinanzierten“ zum „fehlverstandenen“ Parlament?, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 31. Jg., Heft 4, S. 787–797.
Landfried, Christine, 1992: Untersuchung zur wissenschaftlichen Beratung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg. Gutachten für die Enquete-Kommission „Parlamentsreform“, Hamburgische Bürgerschaft, Drucksache 14/2600, Anlage IV.
Lange, Rolf, 1975: Die Hamburger Bürgerschaftswahl vom 3. März 1974. Beginn einer Talfahrt für die SPD?, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 6. Jg., Heft 4, S. 393–403.
Lösche, Peter/Franz Walter, 1992: Die SPD. Klassenpartei, Volkspartei, Quotenpartei, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Lösche, Peter/Franz Walter, 1996: Die FDP. Richtungsstreit und Zukunftszweifel, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Lüth, Erich, 1971: Die Hamburger Bürgerschaft 1946–1971, Hamburg: Conrad Kayser.
Müller-Rommel, Ferdinand, 1983: Die Wahl zur Hamburger Bürgerschaft vom 19. Dezember 1982, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 14. Jg., Heft 1, S. 96–109.
Müller-York, Christina C./Christoph Irrgang, 1998: Zur Verfassungsmäßigkeit von gestaffelten Diäten und Funktionszulagen für Funktionsträger der Fraktionen, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 29. Jg., Heft 2, S. 295–312.
Oldenburg, Christel, [o.J.]: Tradition und Modernität — Die Hamburger SPD von 1950–1966, in: SPD Landesorganisation Hamburg (Hrsg.), S. 73–98.
Plöhn, Jürgen, 1991: Untersuchungsausschüsse der Landesparlamente als Instrument der Politik, Opladen: Leske + Budrich.
Pumm, Günter, 1984: Parlamentarischer Hilfsdienst in einem Feierabend-Parlament: Die Bürgerschaftskanzlei in Hamburg, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 15. Jg., Heft 2, S. 265–277.
Raschke, Joachim, 1993: Die Grünen. Wie sie wurden, was sie sind, Köln: Büchergilde Gutenberg.
Raschke, Peter/Jens Kalke, 1994: Quantitative Analyse der Landtagstätigkeiten, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 25. Jg., Heft 1, S. 32–48.
Raschke, Joachim/Ralf Tils, 2002: CSU des Nordens. Profil und bundespolitische Perspektiven der Schill-Partei, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 47. Jg., Heft 1, S. 49–58.
Ronge, Volker, 1992: Mandatsausübung in der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, Hamburgische Bürgerschaft, Drucksache 14/2600, Anlage I.
Rosenau, Kersten, 1988: Das „Ruhende Mandat“ — die Hansestädte und das Grundgesetz, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 19. Jg., Heft 1, S. 35–43.
Saretzki, Thomas, 1987: Die Wahl zur Hamburger Bürgerschaft am 9. November 1986. Ende des Traumes von der eigenen Mehrheit?, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 18. Jg., Heft 1, S. 16–37.
Saretzki, Thomas, 1988: Die Wahl zur Hamburger Bürgerschaft vom 17. Mai 1987. Zweite Wiederholungswahl bringt erste sozialliberale Koalition seit der Bonner Wende, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 19. Jg., Heft 1, S. 26–35.
Schildt, Axel/Arnold Sywottek, 1984: Die Bürgerschaft in der Weimarer Republik, in: Manfred Asendorf et al. (Hrsg.), S. 80–98.
Schindler, Peter, 1999: Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1949 bis 1999. 3 Bände, Baden-Baden: Nomos.
Severin, Dietrich, 2000: Die Bürgerschaftskanzlei: Service-Zentrale für das Parlament, in: Hamburgische Zeitschrift für den öffentlichen Dienst, 52. Jg., Heft 2, S. 4–5.
Siegloch, Klaus-Peter, 1971: Die Parlamentsreform 1971 in Hamburg und ihre Auswirkungen auf die Opposition, unveröffentlichte Diplomarbeit bei Prof. Dr. W. Steffani, Universität Hamburg.
SPD Landesorganisation Hamburg (Hrsg.), [o.J.]: „Alles für Hamburg“. Die Geschichte der Hamburger SPD von den Anfängen bis zum Jahr 2007, Norderstedt: Books on Demand
Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, 2008: Wahlen zur Bürgerschaft und zu den Bezirksversammlungen am 24. Februar 2008. Band 1: Analyse, Hamburg.
Steffani, Winfried, 1984: Zu Gast im Rathaus? — Zum Verhältnis von Bürgerschaft und Senat, in: Manfred Asendorf et al. (Hrsg.), S. 13–20.
Thieme, Werner, 1998: Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg. Kommentar, Hamburg: Harvestehuder Fachverlag.
Tormin, Walter, 1995: Der schwere Weg zur Demokratie. Politischer Neuaufbau in Hamburg 1945/46, Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung.
Tormin, Walter, 1984: Feierabendparlament — Pro und Contra, in: Manfred Asendorf et al. (Hrsg.), S. 156.
Walter, Thomas, 1986: Parlamentsreform in Hamburg: Es bleibt beim „Feierabend-Parlament“, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 17. Jg., Heft 3, S. 388–395.
Wege, Joachim/Angelika Grönwall, 1989: Die Bürgerschaft. Geschichte, Aufgaben und Organe des Hamburger Landesparlaments, 3. aktualisierte Auflage, Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung.
Wewer, Göttrik, 1991: Negativ-Koalition — oder: Die blockierte Verfassungs- und Verwaltungsreform im Stadtstaat Hamburg, in: Bernhard Blanke (Hrsg.), Staat und Stadt: systematische, vergleichende und problemorientierte Analysen „dezentraler Politik“, Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 401–421.
Zeitschrift für Parlamentsfragen, 1998: Parlamentsstatistik: Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 29. Jg., Heft 2, S. 290–294.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
von Blumenthal, J. (2012). Freie und Hansestadt Hamburg: Wie die „Bürgerschaft“ regiert. In: Mielke, S., Reutter, W. (eds) Landesparlamentarismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94073-1_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94073-1_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-18362-6
Online ISBN: 978-3-531-94073-1
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)