Zusammenfassung
Hätte man Klaus Beck vor dreißig Jahren den Entwicklungsstand der Empirischen Bildungsforschung im Jahr 2011 vorhergesagt, hätte er folgende Fakten wahrscheinlich kaum geglaubt:
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1.
Die Sektion „Empirische Bildungsforschung“ in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft hat mittlerweile über 500 Mitglieder. Zur Erinnerung: Die „Arbeitsgruppe Empirische Pädagogische Forschung“ als größere der beiden Kommissionen der Empirischen Bildungsforschung wurde im Jahr 1965 mit 17 Mitgliedern gegründet.
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2.
Sowohl die Deutsche Forschungsgemeinschaft als auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung haben in den letzten zehn Jahren groß angelegte Förderprogramme aufgelegt. Diese Fördermaßnahmen zielen zum einen darauf ab, konkrete Forschungsprojekte zu unterstützen, um mehr empirisch begründetes Wissen zu Bildungsthemen zu generieren. Zum anderen sollen diese Maßnahmen dazu beitragen, die strukturellen Rahmenbedingungen für die Empirische Bildungsforschung zu stärken (Deutsche Forschungsgemeinschaft 2005), beispielsweise durch die Einrichtung neuer Professuren in der Förderinitiative „Empirische Bildungsforschung“ der DFG oder durch die systematische Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Insgesamt ist im Bereich der Empirischen Bildungsforschung seit der Jahrtausendwende ein deutlicher Zuwachs an Forschungsprojekten zu bemerken (Zedler & Döbert 2010).
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3.
Mittlerweile bestehen an zahlreichen Universitäten Professuren, deren Lehr- und Forschungsgebiet der Empirischen Bildungsforschung zuzurechnen ist. Dem „Datenreport Erziehungswissenschaft“ von 2008 zufolge wurden allein in den Jahren von 2003 bis 2006 an deutschen Universitäten 34 Professuren im Bereich der Empirischen Bildungsforschung ausgeschrieben und besetzt (Krüger, Schnorr & Weishaupt 2008). Summiert mit den zuvor bereits bestehenden und danach ausgeschriebenen Professuren kann man die Anzahl auf ca. 100 schätzen.
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4.
Die Empirische Bildungsforschung erhält in den Medien und in der bildungspolitischen Diskussion große Aufmerksamkeit. Besonders hoch ist die Resonanz bei der Veröffentlichung der Ergebnisse der internationalen und nationalen Leistungsvergleiche PISA und IGLU (z.B. Baumert et al. 2003; Bos et al. 2008; Klieme et al. 2010; Prenzel et al. 2008). Aber auch Studien zu anderen Themen, beispielsweise zur Leistungsfähigkeit der sechsjährigen Grundschule oder der frühkindlichen Bildung werden von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen und diskutiert.
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Literatur
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Zlatkin-Troitschanskaia, O., Gräsel, C. (2011). Empirische Bildungsforschung – ein Überblick aus interdisziplinärer Perspektive. In: Zlatkin-Troitschanskaia, O. (eds) Stationen Empirischer Bildungsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94025-0_1
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