Zusammenfassung
„Interaktion mit Sterbenden“ lautet der Titel der amerikanischen Studie von Glaser und Strauss (1974, orig. 1965), die den Blick auf den Sterbeprozess und gleichzeitig auf die damit einhergehenden typischen Handlungsmuster und Interaktionsverläufe schärft. Interaktion als wechselseitige Bezugnahme wird ganz deutlich als eine zentrale Kategorie in der letzten Lebensphase definiert und umschließt sowohl die interaktiven Begegnungen der Sterbenden mit Angehörigen und gleichwohl mit dem medizinischen Personal der ÄrztInnen, Schwestern und Seelsorger. Durch ausgedehnte Feldbeobachtungen in den 1960er Jahren ist es anschaulich gelungen, die Interaktionen zwischen den Sterbenden und dem klinischen Personal und, damit einhergehend, bestimmte Wahrnehmungs- und Bewusstheitskontexte in der Situation des Sterbens zu beschreiben und zu kategorisieren. Die soziale Interaktion und die gegenseitige Beeinflussung der Handelnden stehen in verschiedenen Konstellationen in wiederholter Weise im Mittelpunkt und verweisen eindrücklich auf konkrete alltäglich gelungene oder weniger gelungene und dringend notwendige Interaktionen zwischen PatientInnen und professionellem Personal.
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Litratur
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Paul, K., Heuer, K., Hanses, A. (2012). Sterben – das Ende von Interaktion in biographischen Selbstpräsentationen?. In: Hanses, A., Sander, K. (eds) Interaktionsordnungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93383-2_15
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