Zusammenfassung
Mit Beginn der vierten Untersuchungsphase ist das größte Ziel der Zeitschrift erreicht: die deutsche Einheit. Paradoxerweise erscheinen erstaunlich wenige Artikel zu diesem Thema. Offensichtlich stellte dieser weltgeschichtliche Vorgang keine besondere Überraschung für die Zeitschrift dar. Für sie stand das ‚Ob‘ nie in Frage, sondern lediglich das ‚Wann‘. Aufgrund einer erhöhten Abonnentenwerbung in den neuen Bundesländern konnte die Druckauflage gesteigert werden, wie deutlich an den Leserbriefen zu erkennen ist. „Das Interesse flaute jedoch nach wenigen Monaten der Einheit wieder ab.“ Auf den Autorenstamm wirkte sich die Deutsche Einheit allerdings nachhaltiger aus: Nachdem der Antikommunismus keine vorherrschende Rolle mehr spielte, trennten sich einige Autoren von MUT, anderen war die „inhaltliche Öffnung des Heftes“ schon seit längerem suspekt. Mit der deutschen Einheit beginnt für MUT auch die Zeit der verstärkten Angriffe von so genannten Antifaschisten, die sich hauptsächlich auf publizistischem Weg äußerten. Grundtenor ist dabei, die Zeitschrift hätte sich in Wahrheit nicht gewandelt, sondern lediglich getarnt und stellt heute eine Brücke ins rechte Lager dar. Am 11. Mai 1995 findet beispielsweise eine Informationsveranstaltung des Arbeitskreises Kritische Nachbarschaft Asendorf/Hoya zum Thema ‚Was verbindet den MUT-Verlag in Asendorf mit der Nationalzeitung?‘ in Bruchhausen-Vilsen (Nachbarort von Asendorf) statt. Wintzek urteilt über diese Zeit: „Es ging darum, möglichst viele unbescholtene, demokratische Meinungsträger von MUT fernzuhalten bzw. sie von einer nochmaligen Mitarbeit abzuschrecken.“ Von Erfolg gekrönt waren diese Veranstaltungen nicht: Die Autoren der vierten Phase umfassen alle parteipolitischen Lager. Von den 645 Autoren, die zwischen 1991 und 2009 für MUT schrieben, sind 159 einer Partei zuzuordnen. Mit Abstand am stärksten vertreten ist die CDU (64 Autoren), gefolgt von der SPD (37), der FDP (33) und der CSU (16). Dem Bündnis 90/Die Grünen gehören nur vier MUT-Verfasser an, der PDS bzw. der LINKEN drei. Hinzu kommen aus dem österreichischen Parteiensystem jeweils ein Mitglied der ÖVP und der FPÖ.
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Eddel, K. (2011). MUT – Vierte Phase: 1991 – 2009. In: Die Zeitschrift MUT – ein demokratisches Meinungsforum?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93368-9_7
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