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Globale Diskrepanzen der Fertilität - Konvergenz oder Divergenz?

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Zusammenfassung

Während der vergangenen Jahrzehnte ist in allen Teilregionen der Erde und in den weitaus meisten Ländern die Kinderzahl je Frau zurückgegangen. Der Beginn dieses Fertilitätsrückgangs liegt in zahlreichen Industrieländern schon viele Jahre zurück, während in den meisten Entwicklungsländern der Geburtenrückgang noch ein relativ junges Phänomen darstellt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Ausgangsniveau, der Beginn und die Geschwindigkeit des Rückgangs aufgrund unterschiedlicher länderspezifischer Rahmenbedingungen erhebliche Diskrepanzen aufwiesen. Diese Entwicklungen führten zu regionalen Fertilitätsunterschieden, die über mehrere Jahrzehnte kontinuierlich größer wurden. Um 1960 lag die durchschnittliche Kinderzahl in Europa bereits bei 2,6 Kindern je Frau, während sie auf dem afrikanischen Kontinent noch bei 6,9 Kindern je Frau lag. Seitdem hat in allen Teilregionen der Erde die Fertilität weiter abgenommen, wenn auch mit sehr unterschiedlich Intensität. Vierzig Jahre später, zur Jahrtausendwende, betrug die durchschnittliche Kinderzahl in Europa 1,4 Kinder je Frau in Europa und 5,0 in Afrika. Diese Entwicklung führt zu der Frage, ob der allgemeine Rückgang der Fertilität mit einer Angleichung der Geburtenraten einhergeht oder ob die regionalen Fertilitätsunterschiede weiter bestehen.

Eine grundlegende Annahme des Konzepts des demographischen Übergangs bestand darin, dass sich die Geburtenraten langfristig, das bedeutet nach Abschluss des Übergangsprozesses, weltweit auf einem Wert in der Nähe des Bestandserhaltungsniveaus angleichen werden. Die bisherigen Trends, vor allem in den Industrieländern, widersprechen jedoch dieser Annahme des Übergangsmodells. Trotz des weltweiten Fertilitätsrückgangs bestehen nach wie vor erhebliche regionale Diskrepanzen. Außerdem war ein nachhaltiger Fertilitätsrückgang unter das Bestandserhaltungsniveau, wie er mittlerweile in mehreren Industrieländern zu beobachten ist, in diesem Konzept zu keiner Zeit vorgesehen. Da eine Übertragung der zentralen Annahmen und Folgerungen des Übergangsmodells, das sich im wesentlichen an den Entwicklungen der westlichen Industrieländer orientierte, auf die aktuellen Trends in den Entwicklungsländern ohnehin nicht sinnvoll erscheint, ist auch fraglich, ob die Annahme einer globalen Konvergenz der regionalen Fertilitätsunterschiede weiterhin vertretbar ist.

Neuere Fertilitätsanalysen lassen zunehmend Zweifel an der Annahme einer globalen Angleichung der Geburtenraten innerhalb der nächsten Jahrzehnte aufkommen. Eine Begründung für diese Zweifel liefern nicht nur die aktuellen Trends der Geburtenraten der Kontinente und Länder, sondern auch die Ergebnisse neuer Fertilitätsstudien, die die Entwicklung der Fertilität wesentlich differenzierter betrachten, als das im Kontext der Übergangstheorien erfolgte, weisen auf einen möglichen Fortbestand der Fertilitätsunterschiede hin. Die Erkenntnisse beruhen im Wesentlichen auf der Berücksichtigung zusätzlicher Analysekonzepte, die zwar nicht neu sind, aber in der Kombination neue Einsichten vermitteln. Hierbei handelt es sich vor allem um die Berücksichtigung und Analyse von so genannten Tempoeffekten, die im Fall von Verschiebungen des mittleren Gebäralters auftreten. Fasst man die bisherigen Trends und die Ergebnisse der neueren Fertilitätsanalysen zusammen, erscheint eine Nivellierung der räumlichen Fertilitätsdiskrepanzen innerhalb der nächsten Jahrzehnte zunehmend fraglich.

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Tilman Mayer Robert Meyer Lazaros Miliopoulos H. Peter Ohly Erich Weede

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Flöthmann, EJ. (2011). Globale Diskrepanzen der Fertilität - Konvergenz oder Divergenz?. In: Mayer, T., Meyer, R., Miliopoulos, L., Ohly, H.P., Weede, E. (eds) Globalisierung im Fokus von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93334-4_14

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-93334-4_14

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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  • Online ISBN: 978-3-531-93334-4

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