Zusammenfassung
Schulerfolg in Form von Bildungszertifikaten ist zunächst nur ein Aspekt von Bildung unter vielen anderen, und für einige Autoren keineswegs der wichtigste (so z.B. für Illich 2003 oder Prange 2004). Für die besondere Wichtigkeit zertifizierten Schulerfolgs lässt sich aber zum einen vorbringen, dass er in einem meritokratischen Bildungssystem Ausdruck kumulierter schulischer Erfahrungen und Einzelleistungen an verschiedenen Stufen des Bildungssystems sein sollte. Zum anderen ist aus sozialstrukturanalytischer Perspektive festzustellen, dass kein anderer Aspekt von Bildung die Lebenschancen und die Lebensqualität von Individuen so stark beeinflusst wie die in der Sekundarstufe erworbenen Bildungszertifikate. Sekundarschulabschlüsse determinieren nämlich weitgehend die Möglichkeiten der Nutzung weiterführender Bildungsgänge ebenso wie beruflicher Bildungsgänge und damit die spätere berufliche Stellung, das Arbeitslosigkeitsrisiko und das Erwerbseinkommen (Ashenfelter und Rouse 2000; De Gregorio und Lee 2002; Lauer und Steiner 2004; Trostel et al 2002). Diese Faktoren beeinflussen wiederum die allgemeine Lebenszufriedenheit (Di Tella et al. 2001; Easterlin 2001; Frijters et al. 2004; Weller und Acisu 1996: 25-27), den allgemeinen Gesundheitszustand (Grossmann und Kaestner 1997; Mielck 2000; Pritchett und Summers 1996; Robert Koch-Institut 2006: 35, 83) bzw. gesundheitsgefährdendes Verhalten wie z.B. erhöhten Alkohol- (Ettner 1996) oder Zigarettenkonsum (Robert Koch-Institut 2006: 85) und sogar die Lebenserwartung (Gerdtham und Johannesson 2004; Lauterbach et al. 2006; Lobmayer und Wilkinson 2000; Becker 1998; Rogot et al. 1992).
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Diefenbach, H. (2011). Die Nachteile von Jugendlichen aus Migrantenfamilien gegenüber deutschen Jugendlichen bezüglich ihres schulischen Erfolgs – eine geschlechtsspezifische Betrachtung. In: Becker, R. (eds) Integration durch Bildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93232-3_7
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