Zusammenfassung
Essnormen und -gewohnheiten werden in der Primärsozialisation – in Anlehnung an (Bourdieu 1987) – als habituelle ‚Dispositionen‘ erworben, von den Eltern kontrolliert und gegebenenfalls sanktioniert. Das macht die Frage interessant, ob sich an den hier analysierten Fällen von Familien mit ‚dicken Kindern‛ (Peter 2006) familiale Funktionsdefizite nachweisen lassen, die entweder als eine Folge struktureller Defizite und/oder ‚interner‘ Erosionsprozesse gedeutet werden können. Vor dem Hintergrund der Diagnose ‚erschöpfter Familien‘ (Lutz 2011), die bisher für arme und sozial benachteiligte Familien getroffen wurde, kann deshalb auch für von Adipositas betroffene Familien gefragt werden, ob die Eltern ihrer Verantwortlichkeit den Kindern gegenüber im Bereich der Essenssozialisation noch gerecht werden und wenn nicht, worin die Gründe dafür liegen könnten.
Ich danke Christoph Karlheim, Eva Barlösius und Dorett Funcke für kritische Reflexionen und Unterstützung während der Materialanalyse und bei der Lektüre der ersten Artikelfassung.
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Peter, C. (2011). Essen ohne Maß? Zu Formen der Essensorganisation in Familien mit ‚dicken Kindern‘. In: Zwick, M.M., Deuschle, J., Renn, O. (eds) Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93158-6_8
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