Zusammenfassung
Bis heute geht man davon aus, dass das urbane Zusammenleben letztlich über einen gemeinschaftlich geteilten Wertekosmos gestiftet wird. Dieser vor allem im Nationalstaat des 19. Jahrhunderts entwickelten Vorstellung ist man jedoch bald entgegengetreten. Insbesondere Georg Simmel macht schon früh klar, dass die moderne Stadtgesellschaft nicht mehr auf überkommene Überzeugungen und einen gemeinsamen Glauben zurückgreifen kann, sondern sich ihren Zusammenhalt durch formale Strukturen wie die politische Steuerung oder das Recht organisieren muss. Die urbane Gesellschaft hat einerseits die gemeinschaftlichen Bindungen konsequent in die Lebenswelt (Familie, Wir-Gruppe und Milieu) ausgelagert und anderseits ihre Organisation weiter ausdifferenziert und auf Verständigung abgestellt. Neue Formen der Mobilität, neue Medien und Kommunikationsformen verstärken diesen Trend weiter. Wer angesichts dieser Entwicklung von Leitkulturen, ethnischen Gemeinschaften und Parallelgesellschaften spricht, kehrt damit nicht nur zu einem vordemokratischen familistischnationalistisch geprägten Weltbild zurück, sondern bereitet damit auch denjenigen den Boden, die zur Sicherung ihrer Privilegien und Machtansprüche an den überkommenen nationalen Erzählungen festhalten.
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Literatur
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Bukow, WD. (2011). Was heißt hier ethnische Gemeinschaftsbildung? Zur nachhaltigen Marginalisierung gemeinschaftsorientierter Bindungen. In: Mieg, H.A., Sundsboe, A.O., Bieniok, M. (eds) Georg Simmel und die aktuelle Stadtforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93132-6_12
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-531-93132-6
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