Zusammenfassung
Das Thema „Intensivtäter“ ist nicht nur für die Kriminologie ein wichtiges Thema, sondern berührt auch den jugendpsychiatrischen Alltag, insbesondere dann, wenn zusätzliche komorbide und psychiatrisch relevante Störungen vorliegen. Bei jugendlichen Intensivtätern besteht die Gefahr einer klassischen Entwicklung einer „dissozialen Persönlichkeitsstörung“, die sich dauerhaft im Erwachsenenalter fortsetzt. Schon früh setzt ihre dissoziale Entwicklung ein. In einem Alter, in dem die meisten Kinder lernen, von unmittelbarer Bedürfnisbefriedigung Abstand zu nehmen, wo sie Belohnungsaufschub lernen und das verbale Austragen vor körperlichen Auseinandersetzungen, verbleiben diese Kinder auf einer hyperaktiven, impulsiven Stufe. Sie sind oft aufmerksamkeitsgestört und mit weiteren Teilleistungsstörungen belastet. Wenn sie zudem in einem familiären Umfeld leben, das einerseits durch ein hohes Maß an Unberechenbarkeit, impulsiven Durchbrüchen, sozialer Inkompetenz und Selbstbezogenheit gekennzeichnet ist, ist das Risiko hoch, dass diese Kinder in ihren Schwierigkeiten nicht aufgefangen werden können, in Außenseiterrollen und -gruppen geraten und dort einen impulsiven, von Augenblicken geleiteten und einen Peergruppennormen verpflichteten Lebensstil entwickeln (Kröber 1997).
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Huck, W. (2011). Intensivtäter aus jugendpsychiatrischer Sicht. In: Boeger, A. (eds) Jugendliche Intensivtäter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93017-6_7
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