Entlegene Orte in der Mitte der Gesellschaft

Zusammenfassung

In Großbritannien konstituiert sich die Klimaschutzbewegung jeneits von NGOs beinahe ausschliesslich in der Protestform des Camps. Seit dem ersten Klimacamp im Sommer 2006 in der Naehe eines der größten britischen Kohlekraftwerke in Yorkshire haben in Großbritannien jährlich weitere Klimacamps stattgefunden. Das Modell ist auch zu einem Exportschlager geworden. Weltweit haben allein im Jahr 2009 19 Klimacamps stattgefunden. In diesem Artikel wird die Geschichte der britischen Klimacamps vor dem Hintergrund ihrer erfolgreichen Entwicklung und Verbreitung diskutiert. Im besonderen wird aufgezeigt, dass die britischen Klimacamps in der 30-jährigen Tradition des Protest-Campings in Großbritannien stehen. Die Entwicklung der Protestform des Campings steht in engem Zusammenhang mit gegenkulturellen sowie den Neuen Sozialen Bewegungen. Protestcamps werden darüber hinaus durch neue Mobilitäts- und Kommunkationsformen begünstigt. Als Protestform bringen sie spezifische Vorteile aber auch Nachteile mit sich. Anhand der Beispiele der Klimacamps von 2006 bis 2009 in Großbritannien wird insbesondere aufgezeigt, wie eine Professionalisierung der Protestformen des Campings in der Entwicklung der Klimacamps stattgefunden hat. Diese Professionalisierung zeigt sich insbesondere in drei Aspekten des Verhältnisses des Camps zu seiner Umgebung, nämlich im Hinblick auf den Umgang mit den Medien, den Umgang mit den geographischen und politischen Nachbarn und im Hinblick auf die Gestaltung des Camps als Konsum- und Freizeitraum.