Zusammenfassung
Die zwischenzeitlich viel diskutierte These vom globalen Empire, wie Antonio Negri und Michael Hardt sie formuliert haben, stützt sich auf eine Reihe von Schlüsselbegriffen, die jeder für sich genommen reichlich Stoff zum Nach-Denken liefern: Multitude, immaterielle Arbeit und natürlich Empire selbst, um nur einige zu nennen. Eine der theoretischen Verbindungslinien zwischen diesen verschiedenen Begriffen ist das Konzept der » Biopolitik « bzw. der » biopolitischen Produk tion « (vgl. Hardt/Negri 2002, 37 ff.). Mit diesem Begriff schließen Hardt und Negri ausdrücklich ebenso an Michel Foucaults Konzeption der Biomacht an, wie sie sie gleichzeitig verschieben. Auch Giorgio Agambens Entwurf von Biopoli tik ist ein produktiver Bezugspunkt in Empire, insofern die Autoren Agambens Perspektive aufgreifen, wenn auch explizit in Form einer Umkehrung. Ich möchte im folgenden der Spur der Bewegung des theoriepolitischen Konzeptes Biopolitik (und seines zentralen Referenten » Leben «) in Empire folgen. Ich verstehe den Einsatz dieses Konzepts als Teil des » wahrheitspolitischen Projektes « (vgl. Adolphs et al. 2002), das Empire auszeichnet und seine (wiederholte) Lektüre spannend und notwendig macht. Gerade deshalb aber interessieren mich die theo rie politischen Implikationen dieses Einsatzes; sein, wenn man so will, » emanzipatorischer Gebrauchswert «.
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Literatur
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Graefe, S. (2011). Zwischen Wertschöpfung, Rebellion und »Lebenswert«: Leben und Biopolitik in Empire. In: Pieper, M., Atzert, T., Karakayalı, S., Tsianos, V. (eds) Biopolitik – in der Debatte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92807-4_12
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