Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, die Resonanz für politischen Extremismus und Radikalismus in der öffentlichen politischen Kommunikation der Deutschschweiz im Zeitraum von 1960 bis 2008 zu erfassen und mögliche Unterschiede zu erklären, sowohl was Unterschiede über die Zeit hinweg, zwischen dem Links- und Rechtsextremismus/-radikalismus und zwischen verschiedenen Medientypen betrifft. Dabei stand die Frage im Vordergrund, in welchen Phasen, auf welche Weise und unter welchen Bedingungen der politische Extremismus und Radikalismus in der öffentlichen Kommunikation der Deutschschweiz Resonanz erhält. Dass gerade die öffentliche Kommunikation ins Zentrum rückte, wurde dahingehend begründet, dass erstens die Öffentlichkeit der Ort ist, a) auf den sich nicht-etablierte, also auch extremistische und radikale Akteure beziehen (müssen), b) in dem sie Informationen über (Gegen- )Reaktionen (Zuspruch, Ablehnung etc.) ihres Umfelds, der Medien und der Politik erhalten und c) in dem diese Akteure für ihre Anliegen (ideelle, materielle und personelle) Unterstützung mobilisieren (Rucht 2002; Koopmans 2004; Imhof 1996a). Zweitens stellt die öffentliche Kommunikation nicht nur für (nichtetablierte) Protest-Akteure Bezugsrahmen bereit, sondern ist generell der Ort, in dem kollektive Identitäten symbolisch über Differenzsemantiken definiert und vermittelt werden (Imhof 2011). Differenzsemantiken bezeichnen die zentralen Unterschiede, welche moderne Gesellschaften oder „Sphären der Solidarität“ (vgl. u. a. Alexander 2006: 53 ff.) prägen und ein entsprechendes Gesellschaftsmodell bestimmen. Differenzsemantiken können in Phasen gesellschaftlicher Orientierungskrise (neu) spezifiziert und ausgerichtet werden; so legen diese symbolischen Strukturen und Differenzsemantiken die Bahnen für Identitätsdebatten fest (vgl. Imhof 2008b) und können in Form von „diskursiven Gelegenheitsstrukturen“ (Koopmans et al. 2005; Koopmans/Statham 1999) die Resonanzchancen und das Bewegungshandeln von Protest-Akteuren mitbestimmen. Und drittens ergibt sich die Relevanz des Untersuchungsgegenstandes der öffentlichen Kommunikation auch daraus, dass die öffentliche Kommunikation und in zunehmendem Masse die massenmediale Öffentlichkeit die Arena der Selbstbeobachtung und Selbststeuerung moderner Gesellschaften ist (Habermas 1992). In ihr bestimmt sich somit auch, ob und wie eine Gesellschaft die Phänomene (Rechts- oder Links-)Extremismus und (Rechts- oder Links-)Radikalismus definiert und überhaupt zum Problem macht, welches Bedrohungspotential sie diesen Phänomenen zumisst und welche (Gegen-)Maßnahmen als notwendig, angemessen und legitim erscheinen.
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Udris, L. (2011). Schlussbetrachtung. In: Politischer Extremismus und Radikalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92772-5_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92772-5_8
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