Zusammenfassung
Seit Mitte der 1990er Jahre werden die Konsequenzen von Höherqualifizierung und Akademisierung für die Zukunft der Facharbeit und des Berufsbildungssystems kontrovers diskutiert, nicht zuletzt im Hinblick auf Aufstiegswege und Karrierechancen für beruflich qualifizierte Beschäftigte (vgl. Drexel 1993, 1999, 2010; Kruse et al. 2009; Dobischat et al. 2008). Im Zuge der Bildungsexpansion kam es seit den 1960er Jahren zu einer starken Zunahme qualifizierter Berufsabschlüsse, Berufsbildung wurde auf dieser Qualifikationsebene zum Regelfall, höhere Bildungsabschlüsse erfuhren ebenfalls einen starken Zuwachs (Hadjar/Becker 2008: 11f). Die Besonderheiten des deutschen Bildungssystems im internationalen Vergleich spiegeln sich in der kontrastiven Entwicklung betrieblicher Bildungsabschlüsse – bis in die 1990er Jahre stetig wachsende Anteile – sowie der im Vergleich äußerst moderaten Zunahme tertiärer Bildung (Bosch 2009: 136). Kritische Stimmen bezweifeln jedoch die Zukunftsfähigkeit des „deutschen Weges“, nicht zuletzt aufgrund von Fachkräftemangel bzw. Engpässen des höher- und hochqualifizierten Arbeitskräfteangebots bei steigender Nachfrage nach Facharbeitern und qualifizierten Angestellten in Unternehmen (Schmidtke/Backes-Gellner 2002: 101 ff.; Kölling 2003: 3 ff.; Staudt/Kottmann 2001: 119 ff.). Unter diesen Vorzeichen könnte die Akademisierung in Deutschland als „Aufholbewegung“ zukünftig von ausgeprägter Dynamik und Ausmaß sein. Lutz (1979) skizziert ein Phasenmodell des durch die Bildungsexpansion angestoßenen berufsstrukturellen Wandels.
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Franz, C. (2011). Bildungsprofile von Führungskräften – Vielfalt statt Verdrängung. In: Voss-Dahm, D., Mühge, G., Schmierl, K., Struck, O. (eds) Qualifizierte Facharbeit im Spannungsfeld von Flexibilität und Stabilität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92752-7_9
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