Zusammenfassung
Martin Baethge, Heike Solga und Markus Wieck haben vor einigen Jahren die These aufgestellt, dass es zu einem relativen Bedeutungsgewinn expliziten Wissens gegenüber implizitem bzw. Erfahrungswissen in der Erwerbsarbeit komme. Dieser „Wandel der Wissensbasis“ habe, so die Kollegen, „irreversible (…) Konsequenzen: zum einen die weiter zunehmende Entwertung der unteren Bildungsabschlüsse, zum anderen die Aufwertung der höheren Allgemein- und Hochschulausbildung – nicht zuletzt im Rekrutierungs- und Ausbildungsverhalten der Unternehmen, das immer mehr ‚bildungsmeritokratischen‘ Mustern folgt“ (Baethge u.a. 2007: 76). Die Neugewichtung und -kombination impliziter und expliziter Wissensbestände im Arbeitsprozess hat Konsequenzen für die an die Beschäftigten gestellten Kompetenzanforderungen – in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern in unterschiedlicher Art und Ausprägung – und stellt die Unternehmen vor die Anforderung, sich in zentralen Feldern betrieblicher Kompetenzentwicklung (KE) neu zu organisieren. Im ersten Teil dieses empirisch orientierten Beitrags stehen in schlaglichtartiger Form die Arbeits- und Kompetenzanforderungen im Zentrum, die heute an mittlere Fachkräfte in typischen Tätigkeitsfeldern in den Kernbranchen des Industrie- und Dienstleistungssektors gestellt werden. Im zweiten Teil geht es um die Frage, ob und in welcher Form Unternehmen eine betriebliche Kompetenzentwicklung ihrer Belegschaften betreiben oder inwiefern sie es unterlassen. Der Beitrag schließt mit dem Versuch einer Typisierung von Mustern betrieblicher Kompetenzentwicklung.
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Tullius, K. (2011). Kompetenzanforderungen und Typen betrieblicher Kompetenzentwicklung in der Produktions- und Dienstleistungsarbeit. In: Voss-Dahm, D., Mühge, G., Schmierl, K., Struck, O. (eds) Qualifizierte Facharbeit im Spannungsfeld von Flexibilität und Stabilität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92752-7_11
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