Zusammenfassung
Clausewitz kamen gegen Ende der Abfassung seines Hauptwerks „Vom Kriege“ Zweifel am Wert seiner Kriegstheorie für die Analyse der unterschiedlichen historischen Formen des Krieges (Heuser 2005: 38-42). Seine Reflexionen über dieses Problem kann man im Abschnitt „Absoluter und wirklicher Krieg“ des achten Buches nachlesen (Clausewitz 1980: 952-955). Clausewitz hatte seine Theorie ursprünglich auf die hochintensive napoleonische Kriegführung gegründet und aus ihr seinen „idealen“ oder „absoluten“ Kriegsbegriff abgeleitet (Heuser 2005: 38). Seine Zweifel über dessen Tragfähigkeit resultierten aus seinem intensiven Studium der Kriegsgeschichte. Dieses hatte ergeben, dass reale Kriege sich häufig sehr weit von den idealtypischen Vorstellungen entfernten. Sie entbehrten „allen strengen Folgerungen“ (Clausewitz 1980: 954) des „Begriff des Krieges“ (Clausewitz 1980: 954). Sie waren, gemessen an seinen theoretischen Vorstellungen, „Halbdinge“ (Clausewitz 1980: 953), „Wesen ohne inneren Zusammenhang“ (Clausewitz 1980: 953). Häufig beruhte der tatsächliche Krieg „auf einem Spiel von Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten, Glück und Unglück …, in dem sich die strenge logische Folgerung oft ganz verliert … “ (Clausewitz 1980: 954-955). Kurz: Clausewitz ging es so wie dem berühmten Ethnologen Clifford Geertz, der am Ende einer langen Forscherkarriere „das Entgleiten der Fakten“ (so sein Buchtitel) beklagte (Geertz 1997).145 Die Entscheidung, die Clausewitz treffen musste, war die Entscheidung zwischen Kohärenz und ‚Schlankheit’ seiner Theorie auf der einen Seite und ihrer Anwendbarkeit auf ein möglichst breites Spektrum empirischer Kriege auf der anderen Seite:
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Beckmann, R. (2011). Schluss und Ausblick. In: Clausewitz trifft Luhmann. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92730-5_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92730-5_7
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Print ISBN: 978-3-531-17911-7
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