Zusammenfassung
Auch wenn Tücken und Unzulänglichkeiten in Bezug auf die höchst unterschiedliche Verwendung von Generationskonzepten bei Jugend-lichen ausgemacht werden, kann es jenseits der infragegestellten Betrachtung der Einheitlichkeit der Jugend dennoch sehr aufschlussreich sein, die zentralen Jugendgestalten und Generationsbilder nach dem 2. Weltkrieg (vgl. etwa zu den Jugendgestalten vor dem 2. Weltkrieg; Ferchhoff 2000a, 32ff.; 2006, 117ff.; 2007a, 25ff.; 2009a, 71ff.) die über die innerwissenschaftlichen Debatten der deutschen, vornehmlich bundes-republikanischen Jugendforschung hinaus eine bemerkenswerte Rolle gespielt haben, in periodisierender, historisch-chronologischer Folge noch einmal in Erinnerung zu rufen. Generation hier verstanden etwa als soziale „Formation bestimmter Geburtsjahrgänge, die durch spezifische Prägungen, Denk- und Handlungsmuster sowie durch ein vages Gefühl der Zusammengehörigkeit miteinander verbunden waren‚ (Siegfried 2003, 26). Dieser Durchgang (acht in Westdeutschland und drei prägende in der DDR, die (Gründer- bzw. FDJ-)Aufbaugeneration, die weitgehend mit einem miefigen Gefühl des Wohlseins und der Übereinstimmung des Systems ausgestatte Integrierte Generation und die nicht protestierende, sondern eher sich den hehren Werten der sozialistischen Gesellschaft verweigernde Distanzierte Generation; vgl. bspw. Lindner 2003, 33; Bude 1999, 14) wird uns nach der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts im Medium und Spannungsverhältnis von vielen unterschiedlichen, selbsterzeugten symbolischen Subjektleistungen und der meistens imaginären Bearbeitung von strukturellen Konflikten (vgl. bspw. auch Stauber 2004) zu einem Crossover oder Szenenmix unter Einschluss immer neuer Retrowellen und Neos (Rink 2002, 3) mit fließenden Übergängen von postalternativen, patchworkartigen jugend-kulturellen Lesarten und so betrachtet auch zu den globalen und zugleich lokalen Pluralisierungen, Differenzierungen und Individuali-sierungs-, Kulturalisierungs- und Selbstinszenierungs- bzw. Selbstbe-hauptungstendenzen von Jugend führen, hinter die man im 21. Jahrhundert nicht mehr zurückfallen kann.
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Ferchhoff, W. (2011). Jugendgenerationen in der Bundesrepublik Deutschland — revisited. In: Jugend und Jugendkulturen im 21.Jahrhundert. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92727-5_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92727-5_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17011-4
Online ISBN: 978-3-531-92727-5
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