Zusammenfassung
Die Bedeutung von Medien für die Entstehung von Öffentlichkeit und öffentlicher Meinung in pluralistischen Gesellschaften ist historisch dokumentiert und besitzt für eine deliberative Öffentlichkeit (vgl. Habermas 1991/1962) bis heute hohe Relevanz (vgl. Burkart 2002: 390–397). Die grundlegende Funktion von (unabhängigen) Medien – auch als publizistisches Funktionssystem von Gesamtgesellschaft konzeptualisiert (vgl. Ronneberger 1992) – ist eine wichtige Säule von Öffentlichkeit1. Die Öffentlichkeit konstituierende Aufgabe von Medien und damit ihr öffentlicher Wertbeitrag (Public Value) hat sich stets in Abhängigkeit von ihrer technologischen Entwicklung sowie institutionellen Organisation gewandelt. Während der öffentliche Wertbeitrag von Medien zu Zeiten der kirchlichen Vorherrschaft vor allem zur Affirmation des Glaubens und zur Konservierung klerikaler Macht, durch die diese Medien institutionalisiert waren, geleistet wurde, erfuhr diese Organisation von Medien durch die Aufklärung und schließlich die politischen Revolutionen im 18. Jahrhundert einen grundlegenden Wandel. Von den Salons über die Bürgerpresse bis hin zur Industrialisierung Europas, in der die Penny Press und die großen Verlagshäuser Europas entstanden, veränderte sich der öffentliche Beitrag dieser Medien aufgrund von Privatisierung, neuen Technologien (Reichweite, Unmittelbarkeit, Aktualität) und sich wandelnder Institutionalisierung (Kirche, Staat, Bürger, Unternehmer, Industrielle) grundlegend (vgl. Faulstich 1994; vgl. Giddens 1996/1990). Mit der Einführung des dualen Rundfunksystems in Deutschland (1984) wurde die Aufgabe der Medien als Wegbereiter öffentlicher Meinung per Gesetzt neu reguliert (Noelle-Neumann et al. 2002: 582–585). Dies geschah vor allem unter den Bedingungen des technologischen Fortschritts. Sowohl die Technologien als auch die Art der Institutionalisierung von Medien befinden sich auch heute wieder in einem grundlegenden Wandel, der auf die Entwicklung von Medien zurückzuführen ist und Auswirkungen auf die Organisation und Institutionalisierung ihrer Bereitstellung besitzt. Dies liegt vor allem an der zunehmenden Loslösung der Medienkommunikation von zentralen Institutionen (De-Institutionalisierung), der Globalisierung der Medienkommunikation sowie dem grundlegenden Wandel des Kommunikationsprozesses an sich (vgl. Robertson/ Winter 2002; Winter 2006a).
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Trommershausen, A. (2011). Public Value unter den Bedingungen der Medienkonvergenz. In: Karmasin, M., Süssenbacher, D., Gonser, N. (eds) Public Value. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92618-6_8
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