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Adoleszenz, Traumatisierung und Traumatransmission

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Die dritte Chance
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Zusammenfassung

Dass Kinder in hohem Maße durch das familiäre Umfeld in ihrer Entwicklung geprägt werden, ist eine fast banale Aussage; hier soll sie jedoch spezifiziert werden auf familiäre Einflüsse, die für das Kind traumatisierend sind. Das ist im vorstehenden Kapitel am Beispiel von Familien aufgezeigt worden, die durch die Abhängigkeit eines oder beider Elternteile von einer legalen oder illegalen Substanz geprägt sind. Aber auch Traumatisierungen in der biografischen Entwicklung der Eltern selbst können eine schwere Belastung für die nächste Generation darstellen und zu spezifischen Symptombildungen führen. Da viele Jugendliche in unserer Untersuchungsgruppe unaufgefordert davon sprechen, dass die Eltern ebenfalls Suchtprobleme haben, müsste dem intergenerationalen Aspekt einer Suchterkrankung eine wesentlich größere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dies ist besonders dringlich, wenn über Ausstiege aus diesen Zirkeln der Abhängigkeit und entsprechende therapeutische Interventionen und sozialpolitische Strategien nachgedacht wird. Denn auch suchtabhängige Eltern haben eine dramatische Vorgeschichte, die vermutlich der Erfahrung ihrer Kinder ähnlich ist. Auch wenn sich die „Beschädigungen“ in der Elterngeneration bereits verhärtet und tiefer in die Charakterstruktur eingegraben haben, benötigen sie doch dieselbe Aufmerksamkeit und dasselbe Verständnis wie ihre Kinder. Auf die Bedeutung der Familientherapie auf Teen Spirit Island wird daher am Schluss dieses Kapitels spezifisch eingegangen. Unstrittig ist jedoch, dass derart durch Sucht und/oder eigene Traumatisierung eingeschränkte Eltern auch für ihre Kinder nur bedingt emotional verfügbar sein können. Das elterliche Verhalten ist häufig durch ungenügende Beelterung, unzureichende Spiegelung, mangelndes Containment gekennzeichnet; in vielen Fällen geht das mit Vernachlässigung oder Gewaltausbrüchen gegenüber den Kindern einher. Das sind Verhaltensweisen, die als wiederkehrende zu einem kumulativen Trauma führen, auch dann, wenn jede einzelne Handlung selbst nicht traumatisierend gewesen ist oder wäre. Derart kumulativ traumatisierte Kinder, die also in der frühen Kindheit ein Beziehungstrauma erleiden, sind in ihren Entwicklungsmöglichkeiten massiv eingeschränkt. Da diese Schädigungen bereits vor der Sprachentwicklung erfolgten (oder die traumatischen Einwirkungen so stark waren, dass sie dissoziativ abgewehrt werden mussten) wird die traumatische Erfahrung aus allen Möglichkeiten der Versprachlichung ausgegrenzt. Die Folge davon ist ein charakteristischer Ausdruck auf der Verhaltensebene. Die Jugendlichen drücken sich durch Re- Inszenierungen auf der Beziehungsebene aus, sie handeln agierend, dabei sind sie sich der Qualität ihrer interaktiven Entgleisungen oft überhaupt nicht bewusst – die Spuren dieser Enactments werden jedoch für die Adressaten als heftige Gegenübertragung oft spürbar, sichtbar.

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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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Morgenroth, C. (2010). Adoleszenz, Traumatisierung und Traumatransmission. In: Die dritte Chance. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92582-0_6

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-17504-1

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