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Übertragen – Erinnern – Bewältigen

Freuds Behandlungskonzept

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Die Psychoanalyse Sigmund Freuds

Zusammenfassung

Im Dezember 1904 hielt Freud vor dem „Wiener medizinischen Doktorenkollegium“ einen Vortrag, in dem er feststellte, es gebe „viele Arten und Wege der Psychotherapie“. Er fuhr fort: „Alle sind gut, die zum Ziel der Heilung führen.“ Dann hob er die hypnotische Suggestion hervor, die er anfangs selbst praktiziert hatte, und benannte die Techniken der „Psychotherapie durch Ablenkung, durch Übung, durch Hervorrufung zweckdienlicher Affekte“. „Ich verachte keine derselben und würde sie alle unter geeigneten Bedingungen ausüben“, setzte er hinzu (1905a, S. 16). Schließlich hätten diese und andere psychotherapeutische Methoden dasselbe Ziel wie das psychoanalytische Verfahren: die Beseitigung der Symptome. Es gebe jedoch einen gravierenden Unterschied. Denn anders als die genannten Verfahren beruhe das von ihm entwickelte Behandlungskonzept nicht darauf, die Symptome so rasch wie möglich wieder zum Verschwinden zu bringen; vielmehr bemühe man sich erst einmal darum, mit Hilfe der Methode der freien Assoziation und anderen Techniken die Genese der Symptome so genau wie möglich zu rekonstruieren. So lassen sich die Erlebnisse, die bislang in den Symptomen gebunden waren, Schritt für Schritt in der Beziehung zum Analytiker zur Sprache bringen. So gewinnen sie eine neue Ausdrucksform. Und so lässt sich zwischen den pathogenen Ideen und dem übrigen – normal genannten – Seelenleben ein Zusammenhang herstellen. Diese neue Erfahrung im Umgang mit altem Leid ist das Spezifische des psychoanalytischen Behandlungskonzepts: die bislang pathogen wirksamen Inhalte werden als sinnreiche Botschaften dechiffriert, und die zugehörigen Affekte werden nicht sofort abreagiert, sondern in einer nach therapeutischen Gesichtspunkten (psychoanalytisches Setting) angeordnet Beziehung in der Art bewältigt, die erforderlich ist, um den Aufbau beziehungsweise die Weiterentwicklung psychischer Strukturen (Ich und Über-Ich) zu ermöglichen. So verstanden und gedeutet sind die entsprechenden Vorstellungsinhalte dann auch in die erinnerbare Lebensgeschichte zu integrieren.

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Bernd Nitzschke

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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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Nitzschke, B. (2011). Übertragen – Erinnern – Bewältigen. In: Nitzschke, B. (eds) Die Psychoanalyse Sigmund Freuds. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92578-3_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92578-3_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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