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Too Angry? Not Angry Enough? Rassenproblematik und Bürgerrechte in Reden Barack Obamas

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Book cover Barack Obama und die Macht der Worte
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Zusammenfassung

Mit Barack Obama trat am 20. Januar 2009 der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sein Amt an. Wer erwartet hatte, dass der Präsident die Rassen- und Bürgerrechtsproblematik ins Zentrum seiner Inaugurationsrede stellen würde, sah sich getäuscht. Stattdessen stellte er seine Ansprache unter den Aspekt der Verantwortung. Der Vorgängerregierung von Präsident George W. Bush warf er vor, auf dem Feld der Wirtschaft und der Außenpolitik verantwortungslos gehandelt zu haben: „Our economy is badly weakened, a consequence of greed and irresponsibility on the part of some, but also our collective failure to make hard choices and prepare the nation for a new age“ (Washington, 20.01.2009). Obama kündigte an, dass seine Regierung den Krieg im Irak verantwortungsbewusst beenden werde: „We will begin to responsibly leave Iraq to its people, and forge a hard-earned peace in Afghanistan.“ Die Wirtschaft und die Außenpolitik waren Beispiele für den Ansatz des Präsidenten, Verantwortung zu betonen und damit den inneren Zusammenhalt Amerikas zu stärken: „What is required of us now is a new era of responsibility – a recognition, on the part of every American, that we have duties to ourselves, our nation, and the world, duties that we do not grudgingly accept but rather seize gladly, firm in the knowledge that there is nothing so satisfying to the spirit, so defining of our character, than giving our all to a difficult task.“ Die Verantwortung der Menschen füreinander sei Teil der Vorstellung der Freiheit in Amerika. Dieser Verantwortlichkeit füreinander sei es zu verdanken, dass Menschen aller Hautfarben an diesem Tag in Washington versammelt seien und dass der Sohn eines Mannes, der sechzig Jahre zuvor nicht einmal in einem Restaurant bedient worden wäre, nun den Eid als Präsident der Vereinigten Staaten ableisten könne. Für Obama bedeutete era of responsibility, dass die Bürgerrechte gestärkt werden mussten. Aber gleichzeitig bestand auch Grund zur Freude über all das, was bereits erreicht worden sei. Die Wahl Obamas hat damit ein neues Kapitel in den Rassenbeziehungen in Amerika eingeläutet, weil kein weißer Präsident zuvor mit der gleichen Überzeugung von den Erfolgen der Vergangenheit hat sprechen können. Die These dieses Beitrages ist, dass Obama mit seinen Appellen für ein gegenseitiges Verständnis nicht nur die Rassenfrage überwinden wollte, sondern dass er für ein neues nationales Zusammengehörigkeitsgefühl warb. Er forderte Schwarze auf, nicht länger alte Rassismusvorwürfe zu erheben und Weiße nicht länger für eigene Fehlschläge und Unzulänglichkeiten verantwortlich zu machen. Gleichzeitig rief er die Weißen dazu auf, den schwarzen Diskurs über Rasse und das Vermächtnis der Sklaverei ernst zu nehmen. Diese Strategie versprach einerseits Erfolg, weil sie auf beide Seiten zuging, Gemeinsamkeiten herausstellte und den umstrittenen Aspekt der Rasse mit dem unumstrittenen der Nation verknüpfte. Allerdings hing der Erfolg der Politik davon ab, dass Weiße und Schwarze bereit waren, dem Präsidenten auf diesem Wege zu folgen. Sowohl im weißen als auch im schwarzen Lager gab es noch immer Kräfte, die die Vorstellung eines postracial America, in dem die Hautfarbe keine Rolle mehr spielt, ablehnten. Da es keine gesetzlich verankerte Diskriminierung von Schwarzen mehr gibt, können Obamas Ziele nicht anhand legislativer Initiativen analysiert werden. Stattdessen sollen beispielhaft drei Reden untersucht werden, in denen er explizit auf die Rassenproblematik einging: eine Rede vom März 2007 in Selma, Alabama, zur Erinnerung an die Bürgerrechtsbewegung der sechziger Jahre; eine Rede vom März 2008 in Philadelphia, in der er auf Vorwürfe gegen seinen Pastor Jeremiah Wright einging, sowie eine Ansprache zum 100jährigen Bestehen der Bürgerrechtsorganisation NAACP im Juli 2009 in New York. Um die Bedeutung der Reden Obamas bewerten zu können, müssen sie im Kontext der Bürgerrechtsbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts und aktueller kultureller Diskurse über die Rassenfrage gesehen werden.

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Jürgen Weibler

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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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Schild, G. (2010). Too Angry? Not Angry Enough? Rassenproblematik und Bürgerrechte in Reden Barack Obamas. In: Weibler, J. (eds) Barack Obama und die Macht der Worte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92547-9_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92547-9_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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