Zusammenfassung
Die Identität eines Menschen oder auch einer Gruppe von Menschen kann als ein Aggregat von Qualitäten und Handlungsweisen charakterisiert werden, die sprachlich übermittelt werden können oder in der Sprache selbst ihr primäres Ausdrucksmittel finden. Wenn wir uns auf Sprache als möglichen Identitätsmarker beschränken, dann kann Sprache als symbolischer Marker für eine Gruppenidentität bzw. als Grenzmarker gegenüber anderen Gruppen fungieren. Die Gleichsetzung von „Sprache und Nation“ ist hierbei ein noch immer aktuelles, politisches Ideal und kann dazu führen, dass das Identitätssymbol „Sprache“ auch mit dem Ziel instrumentalisiert werden kann, um nicht-sprachbezogene Ziele zu erreichen. In dem Sinne handelt es sich nicht um Konflikte zwischen Sprachen, sondern um Konflikte zwischen Sprechern und Sprachgemeinschaften, die mehr oder weniger in Kontakt und imWettbewerb miteinander stehen. In diesem Sinne ist auch Neldes (1997) Behauptung zu verstehen, dass Sprachkontakt notwendigerweise zu Konflikten zwischen Sprechern und Sprecherinnen (d. h. zwischen Regionen eines Staates oder auch zwischen Staaten) führen kann, wenn eine Sprachgruppe Administration, Politik,Wirtschaft etc. dominiert und sich eine andere Gruppe dadurch diskriminiert und ausgeschlossen fühlt. Konflikte, die sich aus solchen Konstellationen ergeben, können als historisch gewachsene oder auch „natürliche“ Sprachkonflikte bezeichnet werden. Von diesen sind aber nach Nelde (1997) „künstliche“ Sprachkonflikte zu unterscheiden, die dadurch gekennzeichnet sind, dass eine oder mehrere Sprachen bzw. Sprachgemeinschaften als „unterrepräsentiert“ zu bezeichnen sind. Sie sind das Resultat der Notwendigkeit internationaler Kommunikation, in der politisch einflussreiche Gemeinschaften nicht nur materielle Güter, sondern auch Sprache und Kultur exportieren. Für diese Art von Sprachkonflikt ist die Europäische Union ein Musterbeispiel.
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Sellner, M.B. (2010). Aspekte der Sprachensituation der EU als Aspekte von ‚Inklusion‘ und ‚Exklusion‘. In: Klaus, E., Sedmak, C., Drüeke, R., Schweiger, G. (eds) Identität und Inklusion im europäischen Sozialraum. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92535-6_3
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