Zusammenfassung
Die Appelle, die 62.168.500 Wahlberechtigten bei der letzten Bundestagswahl an die Urnen oder zur Briefwahl zu bringen, haben kaum gefruchtet. Die Wahlbeteiligung sank auf den tiefsten Wert seit Gründung der Bundesrepublik, mit 70,8 Prozent lag sie nochmals 6,9 Prozentpunkte unter dem Wert von 2005. Wahlenthaltung scheint der neue Trend zu sein, denn mit Ausnahme der Bundestagswahlen haben sich seit der Jahrtausendwende meist mehr Wahlberechtigte enthalten als für die jeweils stärkste Partei entschieden. Da die politischen Orientierungen und Verhaltensweisen von Jugendlichen "als Gradmesser für die zukünftige Entwicklung der Demokratie" (Roller, Brettschneider, & van Deth, 2006a, S. 7) gelten, ist an dem Ergebnis der Bundestagswahl 2009 bemerkenswert, dass von den knapp sechs Millionen Wahlberechtigten unter 25 Jahren nur 3.583.300 Menschen wählen gingen. Nicht nur die Parteien und die politische Bildung, sondern auch die Sozialwissenschaften beschäftigen sich mit den Gründen dieser Entwicklung. Dabei schenkt die politik- und kommunikationswissenschaftliche Forschung in den letzten Jahren dem Zusammenhang zwischen Medienangeboten, Mediennutzung und politischen Einstellungen sowie politischem Verhalten von Jugendlichen verstärkte Aufmerksamkeit.
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Nieland, JU. (2010). "Unterhaltend, nicht repräsentativ" – die Bundestagswahl 2009 als Politshow auf Pro7. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Die Massenmedien im Wahlkampf. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92509-7_10
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