Zusammenfassung
Die allgegenwärtige Thematisierung des Innovationsbegriffs weist große Ähnlichkeiten mit der des Nachhaltigkeitsbegriffs auf: Zum einen gilt Innovation ebenso wie der Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung als eine unabdingbare Existenz- und Fortschrittsbedingung bzw. als Synonym einer universellen Problemlösung. Je nach Perspektive handelt es sich in beiden Fällen um einen Imperativ der modernen Gesellschaft, der als Leitbild politischer Programme sowie von Konzepten des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und institutionellen Wandels seinen (alternativlosen) paradigmatischen Ausdruck findet. Zugleich aber bleibt das mit Innovation tatsächlich Gemeinte meist ebenso diffus, wie die verbreiteten Vorstellungen von einer nachhaltigen Entwicklung und ihrer Realisierbarkeit. Zwischen der wachsenden Bedeutung der Themen und ihrer systematischen wissenschaftlichen Aufarbeitung klafft eine deutliche Lücke. Verbunden mit einer eigentümlichen Ausblendung der mit Innovationen im Einzelnen verbundenen Probleme und Folgen verleiht dies dem Innovations- wie dem Nachhaltigkeitsparadigma den Charakter eines sich verselbständigenden Sozialmythos im Sinne eines unreflektierten Deutungssystems (vgl. auch Krücken 2006). Bei beiden Themen hat man es gleichermaßen mit hoher Wünschbarkeit wie mit hoher Komplexität und dementsprechend überwiegend mit „einfachen und nicht-hinterfragbaren Kausalerklärungen“, sowie „stark affektiv aufgeladene(n) und emotionalisierte(n) Sachverhalte(n)“ (Krücken 2006: 2), mit „semantischen Simplifizierungen und Asymmetrien“ (Aderhold/ John 2005: 8) zu tun.
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Schwarz, M., Birke, M., Beerheide, E. (2010). Die Bedeutung sozialer Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung. In: Howaldt, J., Jacobsen, H. (eds) Soziale Innovation. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92469-4_9
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