Zusammenfassung
Gesundheit bezeichnet einen der zentralen Werte in unserer gegenwärtigen Gesellschaft: Sowohl das öffentliche wie auch das persönliche Interesse an Gesundheit hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Aber auch wenn (zumindest in den westlichen Industriestaaten) die durchschnittliche Lebenserwartung seit Ende des 19. Jahrhunderts enorm angestiegen ist und das System der gesundheitlichen Versorgung sich deutlich verbessert hat, so heißt dies doch nicht, dass das Leben heutzutage (zumindest subjektiv) weniger riskant und die Gesundheit weniger gefährdet wäre. Im Gegenteil kann man mit Bezug auf Luhmann (1991, 1993) sagen, dass es mit der Mehrung des medizinischen und epidemiologischen Wissens sowie entsprechender Informationen auch zu einer Ausweitung der Entscheidungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten kommt – und damit zugleich zu einem Mehr an Risiken, sich in gesundheitlicher Hinsicht richtig oder falsch zu entscheiden. Diese Entwicklung wird zugleich aber noch dadurch gefördert, dass immer mehr Probleme einer medizinischen Lösung zugeführt und immer mehr Verhaltensweisen als gesundheitsschädlich bezeichnet und bekämpft werden: Hinter jedem Zipperlein wird die Manifestation, zumindest aber der Beginn einer ernstzunehmenden Krankheit vermutet, immer öfter werden eigentlich gesunde Prozesse (etwa Alterung oder Menopause) problematisiert und medizinalisiert und jede noch so lustvolle Tätigkeit wird vor dem Hintergrund ihrer immanenten Gesundheitsrisiken taxiert.
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Literatur
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Schmidt-Semisch, H., Paul, B. (2010). Risiko Gesundheit. Eine Einführung. In: Paul, B., Schmidt-Semisch, H. (eds) Risiko Gesundheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92448-9_1
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