Zusammenfassung
„Ganz von vorne anfangen“ – diese Forderung bezieht sich auf den militärischen Drill, eine Disziplinartechnik, die darauf abzielt, einen ‚rohen Haufen‘ von Männern durch Körperdressur in eine hierarchisch organisierte Armee umzuwandeln (vgl. Foucault 1977: 192 ff.). Ein solches Konzept der Manneszucht entstand im Europa des 17. Jahrhunderts, in dem 5193 militärische Auseinandersetzungen gezählt werden (vgl. Pröve 1997: 24). Jene Epoche war gekennzeichnet von einer unübertroffenen Kriegsdichte, Heere wurden kontinuierlich vergrößert, neue Waffentechnologien eingesetzt, Kommandostrukturen systematisiert und auch der Drill eingeführt. Er ging aus dem Vorbild der römischen Kriegsführung hervor und wurde in allen europäischen Armeen als eine taktische Innovation ausgebildet. Zur Perfektionierung militärischer Effizienz erfolgte eine Verwissenschaftlichung der Kriegskunst in den neu gegründeten Kriegsakademien. Diese Zäsur wird als „Geburt des Militarismus“ oder „Militärische Revolution“ gekennzeichnet (vgl. Nowosadtko 2002: 213 f.).
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Bergmann, A. (2010). Gewalt und Männlichkeit: Wahrnehmungsmuster des ‚Fremden‘ und des ‚Eigenen‘ in der deutschen Berichterstattung über den Afghanistankrieg. In: Thiele, M., Thomas, T., Virchow, F. (eds) Medien – Krieg – Geschlecht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92342-0_9
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