Zusammenfassung
Bereits im ersten Kapitel dieses Buchs, als wir uns mit der Geschichte der Kielkröpfe befasst hatten, und wieder im vorangegangenen Kapitel wurde deutlich, dass beobachtbare soziale Reaktionen auf Behinderung nicht aus heiterem Himmel erfolgen. Vielmehr müssen wir sehr komplexe Deutungen und Deutungssysteme voraussetzen, die einen impliziten oder expliziten Hintergrund für die sozialen Reaktionen abgeben, ja, sie überhaupt erst verstehbar machen. So setzt die Bereitschaft auf eine Zwillingsgeburt mit Abscheu zu reagieren, voraus, dass ein Deutungsmuster wirksam ist. Dieses kann in der Verknüpfung der Zwillingsgeburt mit der Assoziation von etwas „Tierischem“ liegen. Es kann sich aber auch um eine soziale Ordnung handeln, die jedem Menschen eine soziale Position mit Rechten und Pflichten zuweist, die mit einer eindeutigen Positionierung in einer Geschwisterhierarchie verknüpft ist. Im Rahmen dieser Ordnung muss die Geburt von Zwillingen als verhängnisvolle Durchbrechung einer Kontinuität der Generationenfolge angesehen werden.
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Kastl, J.M. (2010). Soziale Konstruktionen. In: Einführung in die Soziologie der Behinderung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92314-7_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92314-7_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16042-9
Online ISBN: 978-3-531-92314-7
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