Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag nimmt seinen Ausgangspunkt bei zwei Behauptungen, die mit Verweisen auf soziologisch-phänomenologische, interaktionstheoretische bzw. wissenssoziologische und konstruktivistische (Grundlagen-)Theorien so gut zu begründen sind, dass eine nähere Herleitung hier verzichtbar erscheint (vgl. Berger/Luckmann 1969; Berger/Pullberg 1965; Best 1995a, 2003, 2006; Holstein/Miller 1993; Schütz 1960; Schütz/Luckmann 1975, 1984). Zum Ersten: Die Bearbeitung sozialer Probleme greift nicht nur bereits vordefinierte soziale Probleme auf, sondern beeinflusst durch die Beschäftigung mit ihnen auch das Verständnis der sozialen Probleme selbst; Entsprechende Prozesse vollziehen deshalb in einem Doing social Problems. Zum Zweiten: Mittels eines Doing social Control werden im Rahmen von Problembearbeitungspraxen auch Auffassungen darüber produziert, welche konzeptionellen und praktischen Grundlagen, also vor allem welche Begründungen, Zielgruppen, Zielsetzungen, Methoden, Verfahrensweisen, Rahmenbedingungen und ggf. auch Evaluationssettings Aktivitäten der Problembearbeitung kennzeichnen (sollten).
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Möller, K. (2010). Ausstiege aus dem Rechtsextremismus.. In: Groenemeyer, A. (eds) Doing Social Problems. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92310-9_9
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