Zusammenfassung
Trotz der über die vergangenen Jahrzehnte deutlich gestiegenen Scheidungsraten (Hill & Kopp 2006) gibt es keine empirischen Hinweise auf einen allgemeinen Bedeutungsverlust von Partnerschaft und Familie. Im Gegenteil wird eheliche Instabilität bisweilen gerade als Resultat der besonderen Bedeutung und der hohen Ansprüche an die Qualität von Ehen angesehen (Nave-Herz 2002). Mehr denn je, so könnte spekuliert werden, sehen und nutzen Akteure Partnerschaften als reiche Quelle der Befriedigung affektiver und sozialer Bedürfnisse. Die Entstehung und erfolgreiche Aufrechterhaltung von Paarbeziehungen sind daher erwartungsbeladen. Ihr Scheitern bringt vielfältige und einschneidende Beeinträchtigungen mit sich und wird häufig als persönlicher Misserfolg wahrgenommen (Weber 1998). Damit ist ein Spannungsfeld zwischen gleichbleibend hohem Affiliationsmotiv und einer hohen oder gar gestiegenen Fragilität von Partnerschaften zu konstatieren, das – nicht zuletzt aufgrund des gestiegenen „Investitionsrisikos“ – partnerschaftliche Institutionalisierungsprozesse überschatten kann. Der bisherige Schwerpunkt dieses Bandes sollte nicht etwa in dem Sinne missverstanden werden, dass Partnerschaftsentwicklung stets in eine Richtung, nämlich die einer unwiderruflich fortschreitenden Institutionalisierung, verläuft. Vielmehr sind auch Prozesse der Deinstitutionalisierung möglich, die im Extremfall die Entscheidung zur Auflösung der Paarbeziehung umfassen können. Im Folgenden wird untersucht, welche Motive und Deutungen Akteure dazu veranlassen, den Verlust der vielfältigen partnerschaftsbezogenen Gratifikationen in Kauf zu nehmen bzw. welche Ursachen für das Scheitern der Partnerschaft aus Sicht desjenigen Partners, der verlassen wird, wahrgenommen werden. Trennungsmotive und -ursachen lassen sich nur sehr eingeschränkt aus der Außenperspektive herkömmlicher Scheidungsstudien beurteilen. Der Grund hierfür besteht primär darin, dass in diesen Arbeiten meist entsprechende implizite Brückenannahmen und eine Handlungstheorie wie etwa die Theorie rationaler Wahl vorgegeben sind, durch welche die individuellen Situationsdefinitionen und deren subjektive Spiegelungen nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen.
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Kopp, J., Lois, D., Kunz, C., Becker, O.A. (2010). Subjektive Ursachen von Trennungen in nichtehelichen Partnerschaften. In: Verliebt, verlobt, verheiratet. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92304-8_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92304-8_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16860-9
Online ISBN: 978-3-531-92304-8
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