Zusammenfassung
Medien haben im Rahmen ihrer Kontroll- und Kritikfunktion die Aufgabe, gesellschaftlich relevante Skandale aufzudecken und öffentlich zu machen. Der investigative Journalismus hat hier wichtige Arbeit geleistet. So wurde u.a. die Watergate-Affäre 1973-1974 in den USA durch die Recherche der Washington Post-Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein ans Licht gebracht, die dazu geführt hat, dass der damalige amerikanische Präsident Richard Nixon zurücktreten musste. Neben Umwelt-, Wirtschafts- und Sportskandalen standen auch in Deutschland in den letzten Jahren zahlreiche politische Skandale im Mittelpunkt des Interesses, die von renommierten Journalisten wie Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung ans Licht der Öffentlichkeit gebracht werden konnten (vgl. Kamps 2007, Ramge 2003, Hafner/Jacoby 1994a und b). Das Aufspüren von derartigen Missständen ist für freie Gemeinschaften von zentraler Bedeutung. Denn faktisch gilt: „Wo Skandale fehlen, ist etwas faul.“ (Schütze 1985) Nur in den Gesellschaften, in denen Pressefreiheit herrscht und in denen Journalisten die Möglichkeit besitzen, frei und ohne politischen Druck zu recherchieren, um Missstände und Skandale transparent zu machen, kann eine Demokratie funktionieren. Gleichwohl sind Skandale „[…] keine vorgegebenen Sachverhalte, die man aufdecken und berichten kann, sondern die Folge der öffentlichen Kommunikation über Missstände“ (Kepplinger 2005: 63). Der Maßstab zur Beurteilung von Skandalen wandelt sich also im Laufe der Zeit und ist stets von den gängigen Norm- und Wertmaßstäben der entsprechenden Gemeinschaft abhängig.
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Schicha, C. (2010). Medienskandale. In: Schicha, C., Brosda, C. (eds) Handbuch Medienethik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92248-5_24
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