Auszug
Talcott Parsons hat bereits in den 50er Jahren in seinen Analysen darauf hingewiesen, dass die Institution Schule mit der Strukturierung der Schullaufbahn wichtige Selektionsfunktionen in der modernen Industriegesellschaft übernimmt (vgl. z.B. Parsons 1987). Auch heute — fünfzig Jahre später — scheint die Schule noch immer diese Funktionen nun in den modernen Informations- und Wissensgesellschaften zu erfüllen. Von der ersten Klasse an werden Jungen und Mädchen nicht nur aufgefordert, sich spezifisches Wissen und spezifische Normen anzueignen, sondern sie werden auch von Anfang an in ihren schulischen Leistungen beurteilt und damit auf unterschiedliche Schullaufbahnen verteilt. Schulischer Erfolg oder Misserfolg sollen dann — so zumindest das meritokratische Versprechen — über die weiteren beruflichen Karrieremöglichkeiten und die erreichbaren Statusplatzierungen innerhalb der Gesellschaft entscheiden. Schulische Selektion ist damit eine der fundamentalen Anforderungen, denen sich Kinder und Jugendliche in der Schule aussetzen müssen.
Der Beitrag ist eine neu bearbeitete und aktualisierte Fassung eines englischsprachigen Aufsatzes, der unter dem Titel „School Selectivity between the Pupils’ Biography and their Career — a Qualitative Longitudinal Section“ in folgendem Band erscheint: Krüger, H.H., Helsper, W., Foljanty-Jost, G., Kramer, R.T. & Hummrich, M. (eds.): Familiy, School, Youth Culture — The Perspective of Pupil Research. (Erscheint 2008 im Verlag Peter Lang)
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Brademann, S., Helsper, W., Kramer, RT., Ziems, C. (2009). Biographische Orientierungen von Kindern zu schulischer Selektion — der Übergang in exklusive gymnasiale Bildungsgänge. In: Helsper, W., Hillbrandt, C., Schwarz, T. (eds) Schule und Bildung im Wandel. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91812-9_15
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