Zur Entwicklung des Gesundheitsbegriffes im Grundschulalter. Eine vergleichende Studie Deutschland/Russland

Die Paradigmen der Gesundheitspolitik (Krankheitsvermeidung, Krankheitsfrüherkennung und Gesundheitsförderung – vgl. Lohaus 2001) haben ihren Niederschlag in dazu korrespondierenden Konzepten der Gesundheitserziehung gefunden (Aufklärungskonzept, Konzept der Abschreckung, Risikofaktorenkonzept, Konzept der ganzheitlichen, emanzipatorischen Erziehung - vgl. Hörmann 2002). Obwohl in der Literatur Einigkeit darüber herrscht, dass Bezug nehmend auf die von Antonowskij (1997, vgl. BZgA 1998) erarbeitete Konzeption der Salutogenese der Hauptansatz der Intervention auf Individualebene bei der Persönlichkeitsentwicklung liegt, sind in Schulbüchern und der Unterrichtspraxis (wie eine Reihe von Analysen unveröffentlichter studentischer Arbeiten unseres Arbeitsbereiches zeigen) nach wie vor Aufklärung und Abschreckung dominant, bei denen es um die Vermeidung von vor allem somatischen Krankheiten geht, die auf individuelles Fehlverhalten (z.B. Ernährung und Bewegung) zurückgeführt werden. Hauptweg der unterrichtlichen Intervention ist nach wie vor die Vermittlung krankheitsspezifischer Informationen, ergänzt durch Gewohnheitsbildung durch Einüben gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen. Dabei werden die realen Lebensfaktoren sowie die Gesamtpersönlichkeit des Kindes weitgehend ausgeklammert, weshalb trotz gewisser Erfolge (z.B. bei der Zahngesundheit – vgl. Reihlen 2007) dieses Paradigma wenig Wirkung zeigte (Hurrelmann et al. 2003, Kiggs 2006, Giest 2007).