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Zen-Buddhismus, Samurai und die Lehre vom gerechten Krieg

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Zusammenfassung

Als dem Militärischen kongeniale Religion gilt bis heute der Zen-Buddhismus, der gegenwärtig über Filme, Mangas und Literatur stark rezipiert wird. Im Mittelpunkt stehen häufig die Samurai, große Kämpfergestalten und Religionslehrer. Schon beim ersten Blick in deren literarische Hinterlassenschaft wie in die mediale Umsetzung von deren Lehren fällt auf, dass die traditionell-abendländische, von Cicero über Augustin und Thomas von Aquin bis zu Luther und über ihn hinaus weiterentwickelte und ausformulierte Lehre vom gerechten Krieg keine Rolle spielt, dass es in den Samurai-Lehren auch kein Äquivalent für sie gibt. Der Sitte entsprechendes Verhalten, insbesondere Gehorsam, Loyalität bis zum Tod, Gefolgschaft gegenüber dem Herrn – das sind die Themen der Kämpfer- Religion; Verantwortung des Kämpfers für den Zweck seines Handelns wird nicht herausgestrichen. Entsprechend gibt es in den in deutschen Übersetzungen rezipierten Samurai-Lehren keine Anleitung dafür, wie der Kämpfer beziehungsweise der Herr oder Anführer der Kämpfer sich selbst hinsichtlich seiner kämpferischen Absichten zu prüfen hat. Er wird nicht angeleitet, sich zu fragen, ob er eine kriegerische Auseinandersetzung möglicherweise aus gekränkter Eitelkeit oder um der Ehre willen beginnen will. Er wird nicht aufgefordert, sich auf Verteidigung und Schutz zu beschränken. Er soll sein militärisches Handeln nicht auf Angemessenheit und Billigkeit überprüfen. Er soll nicht feststellen, ob eine Auseinandersetzung auch anders als mit Waffengewalt gelöst werden könnte. Wenn aber die Frage nicht gestellt werden muss, ob der Grund für den Waffengang gerecht ist – und zwar durch den Herrn ebenso wie durch den einzelnen Kämpfer –, wenn statt dessen Gefolgschaft wichtiger ist als Gerechtigkeit, dann kommt es zum Kampf um der eigenen machtvollen Durchsetzung des Kämpfers willen, dann verliert der Kampf sein Maß und Ziel. Wenn dieses die implizite Ethik der Samurai-Lehren wäre, wenn diese Ethik durch die Rezeption des entsprechenden Gedankengutes im westlichen Kulturkreis immer mehr Anhänger fände, dann wäre das ein Alarmsignal, das die Erinnerung an den guten – Krieg beziehungsweise Kampf begrenzenden – Sinn der Lehre vom gerechten Krieg notwendig macht.

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Dörfler-Dierken, A. (2009). Zen-Buddhismus, Samurai und die Lehre vom gerechten Krieg. In: Werkner, IJ., Liedhegener, A. (eds) Gerechter Krieg – gerechter Frieden. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91706-1_17

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